"Gibt keine Saison mehr"

Zecken bedingt durch Klimawandel ganzjährig aktiv

Es gibt keine Saison mehr: Bedingt durch den Klimawandel sind die Zecken hierzulande mittlerweile das ganze Jahr über aktiv. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 27. Mai 2024 15:30 Uhr
Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung der Zecken, Salzburg gilt dabei als Hotspot: Fast die Hälfte der heuer registrierten FSME-Fälle wurde aus dem Bundesland gemeldet. Die kleinen Blutsauger breiten sich zudem in ganz Europa immer weiter aus.

Wandern, Radfahren oder Spazierengehen mit dem Hund – das Wetter lädt aktuell zu Aktivitäten im Freien ein. Die feucht-warmen Bedingungen begünstigen dabei auch die Ausbreitung der Zecken im Bundesland Salzburg. Eine noch größere Rolle spielt allerdings der Klimawandel. Erste Fälle von durch die Spinnentiere übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wurden bereits in den Wintermonaten registriert.

"Mit Stand letzter Woche gibt es in Österreich zehn FSME-Fälle. Vier davon wurden aus Salzburg gemeldet, wir führen somit die Hitlist der Bundesländer an", teilt Dr. Holger Förster auf SALZBURG24-Anfrage am Montag mit. Die ersten Fälle seien bereits im Februar aufgekommen. "Es gibt keine Saison mehr. Früher war es eine Krankheit, die in den Sommermonaten vorkam. Mittlerweile haben wir Fälle das ganz Jahr über", so Förster weiter. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Jahr wurden 15 FSME-Fälle in Salzburg verzeichnet.

"Zecken überleben kalte Jahreszeit"

Als Grund dafür nennt der Mediziner den Klimawandel. "Wir haben keine harten Winter mehr, die Zecken überleben die kalte Jahreszeit. Sie wandern zudem vermehrt in den Norden und sind mittlerweile auch in Deutschland verbreitet." Aufgrund der hohen Temperaturen kommen Zecken auch in immer höheren Lagen vor. Laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) existiere die Höhengrenze von 1.000 Metern für die Spinnentiere schon lange nicht mehr. Einzelne Exemplare seien bereits in Höhen von rund 1.500 Metern entdeckt worden.

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Dass sich die Zecken immer weiter ausbreiten, bestätigt auch die Salzburger Landessanitätsdirektorin Petra Gruber-Juhasz auf S24-Anfrage: "Prinzipiell kann gesagt werden, dass die Verbreitung von Zecken, die das FSME-Virus in sich tragen, europaweit stark zunimmt und sich bei weitem nicht mehr auf Österreich und östliche Nachbarländer beschränkt." Um die Blutsauger in Österreich besser im Blick behalten zu können, kündigte die AGES ein Zecken-Monitoring an, das anhand einer interaktiven Karte betroffene Gebiete aufzeigen soll.

Milder Winter: Zecken früh aktiv

Heuer waren Buntzecken und Ixodes ricinus (der „Holzbock“), die häufigste Zeckenarten in Österreich, laut AGES bereits früh unterwegs. Dies sei bedingt durch die milden Temperaturen – hier reichen schon 5 Grad aus, damit die Zecken aktiv werden und auf Wirtssuche gehen. Die verfrühte Aktivität lasse allerdings keine Rückschlüsse auf das Auftreten der Zecken im laufenden Jahr zu. Dabei handle es sich um einen längerfristigen Prozess, bei dem milde Winter zwar eine wesentliche Rolle spielen würden, aber auch andere Faktoren wie etwa die Wirtsdichte.

Milde Winter könnten auch das Überwintern der tropischen Riesenzecke begünstigen. Diese große Zeckenart reist jedes Jahr mit Zugvögeln in Österreich als Nymphen ein und häutet sich über den Sommer zu den ausgewachsenen Tieren. Im Herbst treten sie dann bei der Wirtsfindung in Erscheinung.

zecke-Hyalomma marginatum APA/VETMEDUNI VIENNA/GEORG DUSCHER
Die exotische Zeckenart Hyalomma marginatum wurde bereits in Braunau gefunden. (undatiertes Archivbild).

"Zecken-Impfung" schützt nur vor FSME

Zecken können zahlreiche Krankheiten übertragen. Am häufigsten sind in Österreich Lyme-Borreliose und FSME. In selteneren Fällen kommt es auch zur Übertragung von Anaplasmose, Schildzecken-Rückfallfieber-Borreliose, Neoehrlichiose, Rickettsiose, Babesiose und Alpha-Gal-Syndrom. Das Krim-Kongo-Fieber, das von der Riesenzecke "Hyalomma marginatum" übertragen wird, wurde in Österreich laut AGES noch nicht beobachtet. Die allgemein als "Zecken-Impfung" bekannte Impfung bietet nur gegen FSME einen Schutz. Die Durchimpfungsrate liegt in Österreich bei rund 80 Prozent.

Verschiedene Verläufe bei FSME

Bei FSME beträgt die Inkubationszeit im Durchschnitt zehn Tage. Nur etwa zehn bis 30 Prozent der Infizierten zeigen dabei auch Symptome. Beim sogenannten biphasischen Verlauf treten etwa eine Woche lang grippeähnliche Symptome auf. Bei etwa zehn bis 20 Prozent der Infizierten entwickelt sich eine zweite Krankheitsphase, die schwerwiegender ist. Diese kann Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder Myelitis (Rückenmarksentzündung) umfassen.

So entfernt ihr Zecken richtig

Im Falle eines Zeckenstichs sollte der Blutsauger rasch entfernt werden. Entfernt werden Zecken am einfachsten mit einer Pinzette. Dazu das Insekt vorne nahe dem Stechapparat fassen und möglichst gleichmäßig herausziehen. In der Haut verbliebene Reste werden als Fremdkörper von der Haut herausgearbeitet. Zecken lassen sich übrigens nicht einfacher entfernen, sollte die Stelle zuvor mit Butter, Öl oder Klebstoff vorbehandelt werden. Laut AGES handelt es sich dabei um einen Mythos, da Zecken nur sehr langsam ersticken würden. In dieser Zeit können allerdings andere Krankheitserreger übertragen werden.

Nach einem Einstich dauert es bis zu zwei Tage, bis Borrelien übertragen werden. Das rechtzeitige Entfernen von Zecken vermindert somit das Risiko einer Infektion mit Borrelien erheblich. FSME-Viren hingegen werden innerhalb kurzer Zeit übertragen.

(Quelle: salzburg24)

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