Das ägyptische Staatsfernsehen berichtete, die Luftwaffe habe sechs Ausbildungslager in der Küstenstadt Derna angegriffen. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi kündigte in einer Fernsehansprache an, sein Land werde nicht zögern, weitere "Terroristencamps" anzugreifen.
Haftars Luftwaffe an Angriffen beteiligt
An den ägyptischen Angriffen beteiligte sich nach eigenen Angaben auch die Luftwaffe des libyschen Generals Khalifa Haftar, der mit der libyschen Einheitsregierung rivalisiert und dessen Truppen weite Gebiete im Osten Libyens kontrollieren. Sie sei in Derna an einer "gemeinsamen Operation" mit Ägypten beteiligt gewesen, erklärte Haftars Luftwaffe. Dabei seien den Extremisten "schwere Verluste" zugefügt worden.
Die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehende Gruppe Majlis Mudjahedin Derna, die die Küstenstadt rund 200 Kilometer westlich der ägyptischen Grenze kontrolliert, teilte hingegen mit, bei insgesamt acht Luftangriffen in Derna habe es keine Opfer gegeben. Die Gruppe hatte die IS-Miliz im Jahr 2015 aus Derna vertrieben und unterhält keine bekannten Verbindungen zum IS in Ägypten.
Chaos in Libyen
In Libyen herrscht seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 Chaos. Trotz der Bildung einer von der UNO unterstützten Einheitsregierung in Tripolis werden weite Teile des ölreichen nordafrikanischen Landes von bewaffneten Milizen kontrolliert. Die IS-Miliz nutzt die unübersichtliche Lage aus, um sich in dem Staat, der auch als Transitland für Flüchtlinge eine zentrale Rolle spielt, auszubreiten.
IS-Anschlag auf Christen in Ägypten
Am Samstag reklamierte die IS-Miliz den jüngsten Anschlag auf Christen in Ägypten für sich. Eine ihrer Einheiten habe den Angriff in Minya verübt, erklärte die IS-Miliz über ihr Propaganda-Sprachrohr, die Agentur Amaq. Bei dem Anschlag wurden am Freitag 29 Menschen getötet, darunter viele Kinder. Die vermummten Angreifer schossen mit Schnellfeuerwaffen auf einen mit Kopten besetzten Bus und flohen anschließend.
Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat den Kopten in Ägypten den Kampf angesagt. Die Extremisten werfen der größten christlichen Gemeinde im Nahen Osten vor, den Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Sommer 2013 unterstützt zu haben. Der koptischen Minderheit gehören zehn Prozent der 90 Millionen Ägypter an.
In den vergangenen Wochen waren in Ägypten bei mehreren Angriffen auf koptisch-orthodoxe Kirchen dutzende Menschen getötet worden. Anfang April starben bei Anschlägen in Alexandria sowie in Tanta nördlich von Kairo 45 Menschen. Zu den beiden Taten bekannte sich der IS.
(APA/ag.)
(Quelle: salzburg24)