Gesundheitsschädlich

Airfryer bis Zahnseide: "Ewigkeitschemikalien" PFAS sind überall

SAN ANSELMO, CALIFORNIA - JULY 06: In this photo illustration, water flows from a tap on July 06, 2023 in San Anselmo, California. According to a study by the US Geological Survey, nearly half of the tap water in the United States is contaminated with "forever chemicals" that are considered dangerous to human health. Per and polyfluorinated alkyl substances, or PFAS, are chemicals that linger in the body and are linked to health issues like cancer, obesity, liver damage, decreased fertility, thyroid disease, high cholesterol and hormone suppression. (Photo Illustration by Justin Sullivan/Getty Images) (Photo by JUSTIN SULLIVAN / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)
Veröffentlicht: 24. April 2025 06:59 Uhr
Sie sind als "Ewigkeitschemikalien" bekannt und im Alltag praktisch schon allgegenwärtig: PFAS. Jetzt wurden 229 Produkte aus 16 Kategorien auf den gesundheitsschädlichen Stoff getestet. In jedem fünften Produkt wurden sogar bedenkliche Mengen entdeckt.

Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) sind in der Umwelt kaum abbaubar und vielfach gesundheitsschädlich. Trotzdem sind die wegen ihrer langen Haltbarkeit "Ewigkeitschemikalien" genannten, menschgemachten Stoffe im Alltag praktisch schon allgegenwärtig: Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat mit acht europäischen Verbraucherschutzorganisationen 229 Erzeugnisse aus 16 Produktkategorien, von Airfryer bis Zahnseide, geprüft. In rund einem Drittel wurden sie fündig.

Jedes fünfte Produkt enorm belastet

Kontrolliert wurden unter anderem Heimtextilien, Küchen- und Gesundheitsprodukte. "Jedes fünfte getestete Produkt enthielt PFAS sogar in Mengen, die über den derzeitigen bzw. künftigen EU-Grenzwerten liegen", berichten die Testerinnen und Tester im Magazin "Konsument" (Mai-Ausgabe). Die erschreckend hohe Verbreitung der Industriechemikalien berge "unabsehbare Folgen für Gesundheit und Umwelt". Sie werden laut VKI mit Erkrankungen wie Leber- und Nierenschäden, Fortpflanzungsproblemen, Beeinträchtigungen des Immunsystems und bestimmten Krebsarten in Verbindung gebracht.

PFAS werden aufgrund ihrer schmutz- und wasserabweisenden Wirkung eingesetzt, insgesamt gibt es rund 15.000 solcher Verbindungen. "Das Problem an PFAS ist, dass sie Kohlenstoff-Fluor-Bindungen enthalten", sagte VKI-Chemikalienexpertin Birgit Schiller. "Daher sind sie in der Umwelt kaum abbaubar, weshalb PFAS auch als 'Ewigkeitschemikalien' gelten. Man findet sie mittlerweile überall - im Boden, im Wasser, und über die Nahrungskette gelangen sie zunehmend auch in den menschlichen Organismus."

Wo PFAS gefunden wurden

An der Untersuchung beteiligt waren neben dem VKI Organisationen aus Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Kanada, Niederlande, Norwegen und Slowenien. Insgesamt wurden in 65 von 229 Produkten, etwa 30 Prozent, hohe Mengen organisches Fluor festgestellt, ein Hinweis auf die Verwendung von PFAS, da diese Stoffe immer an Kohlenstoffatome gebundenes, also organisches Fluor enthalten. In den meisten seien aber auch spezifische PFAS nachweisbar gewesen. 48 Produkte (21 Prozent) enthielten sie in Mengen, die sogar über den derzeitigen sowie über den ab Jänner 2026 geltenden EU-Grenzwerten liegen.

Betroffen waren fast alle Produktkategorien: PFAS steckten laut VKI in Airfryern, Backpapier, Hautpflastern und Sporttapes, Textilimprägniersprays, Menstruationsunterwäsche, Muffin- und Cupcake-Formen, Popcornsackerln, Zahnseide und Armbändern für Fitness-Tracker. Von 59 untersuchten Textilproben enthielten 41 Prozent PFAS. Das traf insbesondere auf Tischdecken, Schürzen und Polsterbezüge zu.

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"Bedenklich ist auch, dass fast jedes fünfte Produkt, das mit Lebensmitteln in Berührung kommt, PFAS enthielt", sagte Schiller. Die Verbreitung gehe aber noch viel weiter. "Aus früheren Untersuchungen wissen wir, dass die Chemikalien etwa auch in antihaftbeschichteten Bratpfannen, Outdoor-Kleidung, Kosmetika, Kinderwagen, Fahrradanhängern, Farben, Fahrradölen oder in Möbeln enthalten sein können." PFAS seien allgegenwärtig.

Kennzeichnung gefordert

Der VKI setzt sich für ein Verbot von PFAS ein. "Auch, weil die negativen Folgen für die Gesundheit und die Umwelt derzeit nicht annähernd abschätzbar sind", warnte Schiller. Zumindest sei aber eine verpflichtende Kennzeichnung nötig. Aktuell würden auf vielen Produkten derartige Angaben fehlen, Konsumentinnen und Konsumenten können daher nicht erkennen, "ob diese schädlichen Verbindungen in alltäglich gebrauchten Gegenständen enthalten sind".

Wer PFAS vermeiden möchte, sollte bei den Produktinformationen auf Begriffe wie PFC, PFTE, Fluorelastomer, Fluorkautschuk, Fluorpolymer oder Fluorkohlenstoff achten. Diese Materialien werden allesamt mit PFAS hergestellt. Bei Textilien könne man auf Öko-Labels wie Öko-Tex 100 oder GOTS zurückgreifen.

Behalten oder entsorgen?

Bei der Frage "Behalten oder entsorgen?" komme es auf das Produkt an: PFAS stellen vor allem bei der Herstellung und Entsorgung ein Problem dar, da sie dabei in die Umwelt gelangen können, erläuterte der VKI. Während der Nutzungsdauer geht von vielen Erzeugnissen hingegen keine unmittelbare Gefahr aus - sie können verwendet werden, bis sie abgenutzt sind.

Bei bestimmten Konsumgütern können sich PFAS aber während der Verwendung lösen. Dazu zählen laut den Konsumentenschützern Materialien mit Kontakt zu Lebensmitteln wie Butterbrotpapier, Backformen oder beschädigte beschichtete Pfannen sowie Verpackungen wie Backpapier, Papierjausensackerl oder Popcornsäckchen. Auf solche Produkte sollte möglichst verzichtet werden, ebenso auf Kosmetika oder Imprägniersprays, die PFAS enthalten.

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(Quelle: apa)

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