Studie

"Ewigkeits-Chemikalie" TFA in zwei Salzburger Mineralwässern nachgewiesen

Veröffentlicht: 19. Februar 2025 16:01 Uhr
23 österreichische Mineral- und Heilwässer hat die Umweltschutzorganisation Global 2000 unter die Lupe genommen. Mehr als die Hälfte der untersuchten Produkte war mit der sogenannten Ewigkeits-Chemikalie TFA belastet – darunter zwei in Salzburg. Aber was bedeutet das nun?

Trifluoressigsäure – kurz TFA – wird auch als „Ewigkeits-Chemikalie“ bezeichnet. Konkret handelt es sich um ein extrem stabiles Zerfallsprodukt von sogenannten PFAS-Pestiziden (Per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen). Das ist eine große Gruppe an chemischen Stoffen, die etwa in Pflanzenschutzmitteln, Imprägnierungen für Textilien, Leder- und Papierwaren, Feuerlöschschaum oder Kosmetika vorkommen und lange in der Umwelt bleiben. Die Umweltschutzorganisation Global 2000 hat nun insgesamt 23 heimische Mineral- und Heilwässer auf TFA untersuchen lassen, um herauszufinden, wie gut heimische Quellen vor der Verunreinigung durch menschengemachte Schadstoffe geschützt sind. Das Ergebnis: Nur neun Proben waren frei von TFA. Mehr als die Hälfte war verunreinigt – auch zwei Wässer aus dem Bundesland Salzburg sind betroffen.

TFA in Wasser von Gasteiner und Tauernquelle

Als Orientierung beim aktuellen Mineralwassertest diente der EU-Grenzwert für toxikologisch relevante Pestizid-Abbauprodukte. Dieser liegt bei 100 Nanogramm pro Liter. Zwei der belasteten Produkte (Urquelle und Sicheldorfer) lagen immer noch unter diesem Wert, zwölf jedoch darüber. Zur zweiten Gruppe zählen auch die beiden Wässer aus Salzburg: 330 Nanogramm waren es bei Gasteiner und 340 bei Tauernquelle (Hofer). Damit liegen sie auf den Plätzen fünf und sechs des Rankings.

Beide Salzburger Wässer entspringen aus Quellen im Gemeindegebiet von Bad Gastein (Pongau). Die Tauernquelle wird für die Abfüllung des “Zurück zum Ursprung”- Mineralwassers Tauernquelle genutzt. Aus der 50 Meter entfernten Kristallquelle wird das Gasteiner Mineralwasser abgefüllt. „Mineralwasser aus einer tiefen Quelle, die noch dazu von einer geologischen Barriere gut geschützt ist, hat in der Regel wenig oder keine TFA-Belastung. Seichte Quellen sind weniger gut geschützt. Dort kann sich mit TFA belastetes Grundwasser leichter mit Mineralwasser vermischen. Intensive Landwirtschaft erhöht die Verunreinigung zusätzlich“, führt Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden aus.

2025-02-19 13_46_40-Neuigkeiten und interessante Themen (1).jpg Global 2000/Mira Nograsek
Der aktuelle Mineralwasser-Test. 

"Rechtliche Grauzone"

Die halbwegs positive Nachricht: Die Konzentrationen in den verunreinigten Mineral- und Heilwässern überschreiten laut Studie weder derzeit bekannte Richtwerte für gesundheitliche Folgen noch spezielle TFA-Grenzwerte. Somit könne das Mineralwasser weiterhin bedenkenlos getrunken werden. Allerdings stelle die Verunreinigung mit der Ewigkeits-Chemikalie die betroffenen Produkte in eine rechtliche Grauzone, warnt Global 2000. Anders als Trinkwasser müsse Mineralwasser per Gesetz „ursprünglich rein“ sein. „Wenn TFA-Belastungen dazu führen, dass natürliche Mineralwässer ihren rechtlichen Status verlieren und nicht mehr als solches verkauft werden dürfen, ist der wirtschaftliche Schaden enorm. Auch das ist ein Grund, weshalb Österreich endlich handeln und PFAS-Pestizide verbieten muss“, fordert Burtscher-Schaden.

Umweltschutzorganisationen fordern schon seit längerem strengere Vorgaben für TFA. Global 2000 verweist am Mittwoch erneut auf eine Studie aus dem Jahr 2021, die schwere Missbildungen an Kaninchen-Föten wegen der Chemikalie gezeigt habe. Daher bestehe der Verdacht, dass auch die Fortpflanzung beim Menschen gefährdet sei. Was den Umgang mit der Vorgänger-Chemikalie PFAS betrifft, so hat das österreichische Umweltministerium im Vorjahr einen Aktionsplan vorgelegt, mit dem die Belastung durch "Ewigkeits-Chemikalien" verringert werden soll. Ebenfalls schränkte die Europäische Kommission 2024 die Verwendung einer Untergruppe sogenannter PFAS-Chemikalien ein.

Das sagen die betroffenen Firmen

Gasteiner-Abfüller Alpine Brands hebt in einer Stellungnahme an SALZBURG24 Donnerstagfrüh den "hohen Standard der Qualitätssicherung österreichischer Mineralwässer" hervor. Es gebe laufend unternehmensinterne sowie regelmäßige Analysen durch externe Labore. EU-weite und nationale Vorschriften für Lebensmittelsicherheit würden eingehalten. Für TFA gebe es keinen gesetzlich festgelegten Grenzwert und somit noch keine einheitlich anerkannte Messmethode. Als Abfüller habe man außerdem keinen direkten Einfluss auf Spuren von TFA.

Ähnlich lautet das Statement von Hofer. Das Tauernquelle Mineralwasser erfülle sämtliche gesetzliche Vorgaben und unterliege strengsten Qualitätskontrollen. Labore würden die Reinheit des Wassers regelmäßig bestätigen. "Im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion um Trifluoressigsäure (TFA) möchten wir betonen, dass dieser Stoff weit verbreitet in der Umwelt vorkommt und nicht durch unsere Abfüllprozesse beeinflusst wird. Es gibt derzeit keine gesetzlich festgelegten Grenzwerte für TFA in Mineralwasser und alle bestehenden wissenschaftlichen Bewertungen zeigen, dass unser Produkt auch bei regelmäßigem Konsum vollständig unbedenklich ist."

Landwirtschaftskammer kontert

Die Landwirtschaftskammer (LKÖ) wies indes am Mittwoch in einer Stellungnahme darauf hin, dass es sich bei dem angeführten TFA um ein Abbauprodukt vieler in der Luft vorkommender PFAS aus industriellen Produkten und Emissionen handle. Global 2000 wurde dahingehend kritisiert, „dieses Thema wiederholt zur Gänze ihrem 'Lieblingsfeind Landwirtschaft' umzuhängen.“ Es werde so eine „unseriöse Kampagne, die nicht den Fakten entspricht und völlig einseitig ist“ gefahren.

(Quelle: salzburg24)

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