Die Umweltschutzorganisation Global 2000 und das europäische Pestizid-Aktionsnetzwerk (PAN) haben im Frühling in elf EU-Staaten, darunter Österreich, Leitungs- und Mineralwasserproben entnommen und daraufhin untersucht, ob sich Trifluoracetat (TFA) darin befindet. In insgesamt 32 Proben aus öffentlichen Trinkwassernetzen und zwei Proben aus Hausbrunnen wurde TFA nachgewiesen. Nur zwei Proben zeigten keine messbare Belastung.
TFA gehört zu den per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS), die wegen vieler gesundheitsschädlicher Wirkungen zunehmend in der Europäischen Union verboten werden. Es ist das "terminale Abbauprodukt" von rund 2.000 PFAS, Kühlmitteln und Arzneimitteln. Es gilt wegen seiner großen Beständigkeit als "Ewigkeits-Chemikalie", so Global 2000.
Wert in Salzburg unter Durchschnitt
Die höchste TFA-Konzentration wurde mit 4.100 Nanogramm pro Liter in Oberösterreich gemessen. Der Durchschnitt liegt bei 740 Nanogramm pro Liter, Salzburg liegt mit einem Wert von 520 darunter. Als Hauptursache für die Trinkwasserverschmutzung mit TFA vermutet man den landwirtschaftlichen Einsatz von Pestiziden. So waren in Bundesländern, in denen viel Landwirtschaft betrieben wird – wie etwa Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark – die TFA-Werte höher als in Salzburg, Vorarlberg, Tirol oder Wien.
Salzburger Trinkwasser kann "bedenkenlos getrunken werden"
"Das Trinkwasser in Salzburg ist sicher und kann bedenkenlos getrunken werden", heißt es aus dem Büro von Landesrat Christian Pewny (FPÖ) gegenüber SALZBURG24. Die TFA-Konzentrationen werde derzeit auf Expertenebene als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Dennoch handle es sich um einen unerwünschten Fremdstoff, weshalb Minimierungsmaßnahmen in allen Anwendungsbereichen von PFAS angebracht seien. Diese müssten allerdings auf europäischer Ebene festgelegt werden.
TFA führt bei Ratten zu vergrößerter Leber
Laut Global 2000 gibt es kaum Studien oder wissenschaftliche Daten zu den Umwelt- und Gesundheitsrisiken von TFA. Bekannt ist, dass die Chemikalie über die Nahrung aufgenommen wird. Dabei wird es teilweise dem enterohepatischen Kreislauf – also dem Zirkulieren bestimmter Substanzen im Körper von Säugetieren zwischen Darm, Leber und Gallenblase – zugeführt, im Körper einschließlich der Plazenta verteilt und über Urin und Kot wieder ausgeschieden, berichtet die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Die akute Toxizität von TFA wird als sehr gering eingestuft. Bei Studien mit Ratten wurde die Leber als Zielorgan identifiziert, wobei eine leichte Lebervergrößerung beobachtet wurde.
Global 2000 verweist auf eine Risikoanalyse des niederländischen Instituts für öffentliche Gesundheit und Umwelt, das anhand des aktuellen Wissensstandes einen Richtwert von 2.200 Nanogramm pro Liter als geeignet ansieht. Gemessen daran waren 94 Prozent der durchgeführten Analysen unter diesem Wert. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) würden bereits intensiv an der Risikobewertung arbeiten.
Petition: Global 2000 will PFAS verbieten
Im Jahr 2026 soll ein Standardgrenzwert für PFAS von 500 Nanogramm pro Liter in Trinkwasser in Kraft treten. Diesen Grenzwert würde ungefähr die Hälfte der untersuchten Leitungswasserproben aufgrund ihrer TFA-Verunreinigungen überschreiten. Wenn der Eintrag von TFA in das Trinkwasser nicht gestoppt wird, müsste man es mit kostspieligen technischen Reinigungsverfahren künstlich aufbereiten, meinen die Umweltschützer, die über eine Petition die Landeshauptleute zu einem Verbot von PFAS bewegen wollen.
(Quelle: salzburg24)