Allan erlitt durch den mehr als zweimonatigen Hungerstreik einen Hirnschaden aufgrund von Vitaminmangel, erklärten die behandelnden Ärzte am Mittwoch bei einer Anhörung des Obersten Gerichtshofs. Weil unklar blieb, ob die Schädigungen des Gehirns mit der Wiederaufnahme von Nahrung und Vitaminzufuhr reversibel sind, traf das Oberste Gericht keine endgültige Entscheidung zu seinem Los. Wegen seines gravierenden Zustands wurde die Verwaltungshaft aber unverzüglich außer Kraft gesetzt. Allan müsse in Intensivbetreuung im Krankenhaus bleiben, urteilte der Gerichtshof. Der Palästinenser müsse nun im Krankenhaus wie jeder andere Patient behandelt werden, so das Gericht. Seinen Angehörigen und Freunden müsse ein Besuch des Mannes als Patient, "nicht als Gefangener", ermöglicht werden.
Der Rechtsanwalt aus Nablus im besetzten Westjordanland war im November festgenommen worden, weil er mutmaßlich in der von Israel als Terrororganisation eingestuften Palästinensergruppe Islamischer Jihad aktiv war. Seitdem wird er ohne Anklage und Prozess in israelischer Administrativshaft festgehalten. Diese umstrittene Maßnahme kann alle sechs Monate unbegrenzt wiederholt werden. Gegenwärtig sind nach unterschiedlichen Angaben zwischen 340 und 380 Palästinenser in israelischen Gefängnissen in Verwaltungshaft.
Um seine Freilassung oder einen regulären Prozess zu erzwingen, war Allan Mitte Juni in einen Hungerstreik getreten, der zuletzt lebensbedrohlich für ihn wurde. Von Freitag bis Dienstag lag er bereits im Koma, ehe sich sein Zustand vorübergehend leicht besserte.
Die Entscheidung des Obersten Gerichts, die Verwaltungshaft für Allan aufzuheben, stieß auf scharfe Kritik von Seiten ultrarechter Politiker. So erklärte Landwirtschaftsminister Uri Ariel von der Regierungspartei Jüdisches Heim, der Gerichtshof habe "vor Terror kapituliert". Stattdessen hätte die Zwangsernährung des hungerstreikenden Häftlings angeordnet werden müssen.
Ende Juli hatte das israelische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das die Zwangsernährung von Häftlingen erlaubt, falls diese durch anhaltende Verweigerung der Nahrungsaufnahme in Lebensgefahr geraten. Bisher lehnen aber alle israelischen Ärzte es ab, sich an dieser ethisch umstrittenen Maßnahme zu beteiligen.
(Quelle: salzburg24)