Der angebliche Zugattentäter kündigt in dem durch die IS-nahe Agentur Amaq verbreiteten Video seine Tat an und spricht Drohungen gegen "ungläubige" Länder aus. Der Mann wird in dem Video mit dem Namen "Muhammad Riyad" genannt, er hat ein Messer in der Hand. Die Echtheit des Videos ist aber noch unklar.
In paschtunischer Sprache kündigt er eine "Operation" in Deutschland an und bezeichnet sich als "Soldat des Kalifats".
17-Jähriger verletzt mehrere Personen bei Axt-Attacke
Ein 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan hatte am späten Montagabend mit einer Axt und einem Messer in einem Regionalzug Passagiere angegriffen und dabei fünf Menschen teils schwer verletzt. Später wurde der Mann von der Polizei erschossen. Unter den Opfern im Zug sind vier Mitglieder einer Touristenfamilie aus Hongkong. 14 Menschen erlitten einen Schock. Der Hongkonger Regierungschef Leung Chun-Ying verurteilte den Angriff und sprach den vier Verletzten und ihren Angehörigen sein Mitgefühl aus. Repräsentanten der Hongkonger Wirtschaftsvertretung in Berlin besuchten die Opfer im Krankenhaus in Würzburg. Der Vater und der Freund hätten versucht, die anderen Mitglieder in der Gruppe vor dem Angreifer zu schützen, berichtete die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post".
Chinsische Familie als zufälliges Ziel der Attacke
Zwei Opfer des Angreifers schwebt nach Angaben Herrmanns weiter in akuter Lebensgefahr. Eines der in Lebensgefahr schwebenden Opfer ein Mitglied einer chinesischen Touristenfamilie, die der 17-Jährige in einem Regionalexpress angegriffen hatte. Wie Herrmann sagte, wurde die chinesische Familie wohl zufällig Ziel des Angriffs.
Afghane von Polizei erschossen
Nach der Attacke habe der 17-Jährige den Zug verlassen, berichtete Herrmann in mehreren Fernsehinterviews. Ein Spezialeinsatzkommando, das zufällig in der Nähe gewesen sei, habe die Verfolgung aufgenommen. Als der Jugendliche mit seinen Waffen auf die Einsatzkräfte losgegangen sei, hätten diese das Feuer eröffnet. Der junge Mann wurde getötet. Hermann sagte, dies sei "gut und richtig" gewesen, weil damit "weitere schreckliche Taten" ausgeschlossen worden seien. Man wisse nicht, welche Pläne der Täter auf seiner Flucht noch verfolgt habe. In diesem Zusammenhang sorgte die Grünen-Politikerin Renate Künast mit einem Tweet für Empörung. Wir haben dazu eigens berichtet.
Täter soll unbegleiteter minderjähriger Flüchtling aus Afghanistan sein
Den Ermittlungen zufolge war der Jugendliche vor etwa zwei Jahren als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen. Seit vergangenem Jahr war er als Asylbewerber registriert. Seit März war er in einem Heim im Landkreis Würzburg untergebracht, die letzten zwei Wochen in einer Pflegefamilie.
17-Jähriger von Zeugen als unauffällig beschrieben
Laut Herrmann gab es für das Umfeld des nach seinem Angriff erschossenen 17-jährigen Afghanen keine Hinweise auf eine mögliche Radikalisierung. Er sei als gläubiger Muslim wahrgenommen worden, aber keinesfalls radikal oder fanatisch erschienen, sagte Herrmann zu den Beschreibungen der ersten Zeugenaussagen. Er sei als "eher ruhiger, ausgeglichener Mensch" beschrieben worden, der zu wichtigen Feiertagen in der Moschee gewesen sei, aber sonst nicht regelmäßig. Im Zimmer des Jugendlichen bei seiner Pflegefamilie sei eine selbstgemalte IS-Flagge gefunden worden. Ein Text in paschtunischer Sprache deute darauf hin, dass sich der Flüchtling in kurzer Zeit selbst radikalisiert habe. Es könne sich um eine Art Abschiedsbrief an seinen Vater handeln, sagte Herrmann.
IS beansprucht Würzburg-Attacke für sich
Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hat den Angriff auf Zuginsassen in Bayern für sich beansprucht. Der Angriff sei von einem ihrer "Kämpfer" ausgeführt worden, verkündete der IS am Dienstag über seine Agentur Amaq. Die bayrischen Ermittler haben jedoch nach Angaben von Landesinnenminister Joachim Herrmann noch keine Hinweise auf eine Vernetzung des Angreifers von Würzburg mit der Jihadistenmiliz gefunden. Nach dem bisherigen Ermittlungsstand gebe es "keinerlei Indizien vor Ort", die auf solch eine Verbindung hindeuteten, sagte Herrmann am Dienstag in München vor Journalisten. Dass sich die IS-Miliz zu dem Anschlag bekenne, hätten die deutschen Behörden zur Kenntnis genommen. Schon der erste Zeuge berichtete Hermann zufolge, der Täter habe bei seinen Attacken "Allahu akbar" ("Gott ist groß") gerufen. Daraufhin habe die Polizei so rasch wie möglich so viele Einsatzkräfte wie möglich an den Tatort geschickt.
Attacke erinnert an Messerangriff in Grafing
Der Fall erinnert an eine Messerattacke vor gut zwei Monaten in einer S-Bahn in Grafing nahe München, als ein Mann einen 56 Jahre alten Fahrgast getötet hatte. Drei weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt. Der 27-jährige mutmaßliche Täter hatte nach seiner Festnahme wirre Angaben gemacht und war deswegen vorläufig in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Nach einer ersten Einschätzung war der Mann aus dem hessischen Grünberg bei Gießen schuldunfähig oder zumindest vermindert schuldfähig.
(APA)
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(Quelle: salzburg24)