Welt

Berichte über Betäubungsmittel in Blutprobe von Aliyev

Aliyev wurde tot in seiner Zelle aufgefunden
Veröffentlicht: 27. Februar 2015 19:41 Uhr
Nach dem Tod des ehemaligen kasachischen Botschafters Rakhat Aliyev gibt es nun Berichte über Betäubungsmittel, die in einer Blutprobe gefunden wurden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte die Meldungen. Allerdings handle es sich nur um einen "Vortest", bei dem "Spuren von Barbituraten" gefunden worden seien, hieß es. Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) richtete eine Expertengruppe ein.

Dieses Ergebnis sei nur "vorläufig" und das toxikologische Gutachten müsse abgewartet werden, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Das Ergebnis einer genauen toxikologischen und pharmakologischen Untersuchung soll in einigen Tagen vorliegen.

Barbiturate werden vor allem in der Anästhesiologie verwendet. Sie wirken dämpfend auf das Nervensystem, schlaffördernd und krampflösend, erläuterte eine Expertin der Apothekerkammer am Freitag der APA. In höheren Dosen gehen sie auf das Atemzentrum und auf den Blutdruck. Eine tödliche Überdosierung ist mit diesem Präparat nur sehr schwer möglich. Ein erwachsener Mensch würde etwa 20 bis 30 Gramm des Wirkstoffs benötigen, was rund 100 Tabletten entsprechen würde.

Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) richtete eine Expertegruppe ein, darf jedoch "aus berufsrechtlichen Gründen" keine Stellungnahme zum Tod von Aliyev abgeben. Brandstetter war früher Strafverteidiger Aliyevs.

Die Fachleute sollen die Ermittlungen zur Untersuchung des Todesfalls begleiten, damit jede Grundlage für Spekulationen ausgeschlossen werden könne, sagte Brandstetter-Sprecherin, Katharina Holzinger, der APA. Mit der Leitung des "Beratungsgremiums", dem "unabhängige und weisungsfreie Experten" angehören sollen, wurde demnach der pensionierte Generalprokurator Ernst Eugen Fabrizy beauftragt. Fabrizy soll nun zwei weitere Experten ins Boot holen. "Selbstverständlich vertraut Minister Brandstetter den Strafverfolgungsbehörden, es geht nur darum jede Grundlage für Spekulationen auszuschließen", betonte Holzinger.

Brandstetter hatte Aliyev in den beiden Auslieferungsverfahren vertreten, die 2007 und 2011 mit Verweis auf die Menschenrechtslage in der Ex-Sowjetrepublik negativ entschieden wurden. Zwischenzeitlich war Aliyev an einem Gebäude gemeldet, das einer Gesellschaft gehörte, an der Brandstetter beteiligt war. Dies sei für einen Verteidiger "nicht unüblich" und aus "Sicherheitsgründen" erfolgt, so Holzinger.

Brandstetter galt als befangen und betraute deshalb den neu geschaffenen Weisenrat mit der Letztentscheidung über die Erhebung einer Mordanklage gegen Aliyev. Diese wurde Ende 2014 seitens der Staatsanwaltschaft Wien erhoben. Am Dienstag wurde Aliyev in seiner Zelle aufgehängt gefunden.

"Wie kann sich ein Betäubter aufhängen?", fragte der Grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz am Freitag in einer Aussendung. Er forderte einen Untersuchungsausschuss. Auch das Team Stronach sah einige Ungereimheiten in dem Fall und brachte eine Anfrage an Brandstetter zu den Sicherheitsstandards ein. BZÖ-Chef Gerald Grosz sah das Justizsystem "in den Grundfesten erschüttert" und forderte die sofortige Einrichtung einer Sonderkommission.

(Quelle: salzburg24)

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