Eröffnen wird die Bregenzer Festspiele in ihrem Jubiläumsjahr in Ermangelung eines Bundespräsidenten Nationalratspräsidentin Doris Bures. Wie in den vergangenen Jahren werden auch der Kulturminister - heuer erstmals Thomas Drozda (SPÖ) - und Festspielpräsident Hans-Peter Metzler Begrüßungsworte an die Festgäste richten, darunter - ebenso Tradition - Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) sowie Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP).
Interesse an der Seeaufführung zeigen die Zuschauer auch im zweiten Jahr von "Turandot". Deutlich mehr als 75 Prozent der 162.000 Tickets für "Turandot" sind gebucht, es "geht in Richtung 80 Prozent", sagte Festspielsprecher Axel Renner am Montag zur APA. Von den 4.600 Tickets für die Hausoper "Hamlet" waren zwei Tage vor der ausverkauften Premiere am 20. Juli ebenfalls weit über drei Viertel abgesetzt. Karten für die Seeaufführungen seien praktisch noch "in allen Kategorien und für alle Tage" zu bekommen, so Renner. Alles in allem sind 183.000 Tickets aufgelegt.
Dabei verspricht die Wiederaufnahme des Publikumserfolgs "Turandot" auf der Seebühne einiges. Giacomo Puccinis letzte und unvollendete Oper, die erst 1926 - zwei Jahre nach dem Tod des Komponisten - uraufgeführt wurde, kommt in Bregenz in einer Fassung auf die Bühne, die bei der Uraufführung gestrichene Szenen des Opern-Vollenders Franco Alfano wieder aufnimmt. Auch baute Regisseur Marelli in seiner Inszenierung 2015 psychologische Aspekte der Geschichte um eine chinesische Prinzessin ein, die alle Brautwerber auf die Probe stellt und bei deren Nicht-Bestehen köpfen lässt. Aufmerksamkeit erzeugte Marelli bereits im vergangenen Jahr mit seiner opulenten Seekulisse: Eine Nachbildung der chinesischen Mauer, 27 Meter hoch, 72 Meter breit und 335 Tonnen schwer aus orangefarbenen, goldglitzernden Mauersteinen, die sich im Aufführungslicht auch zu einem Drachen verwandelt. Wie jedes Jahr spielen die Wiener Symphoniker, dirigiert werden sie von Paolo Carignani.
Carignani dirigiert ebenso die von Intendantin Elisabeth Sobotka wiederentdeckte Oper "Hamlet" des italienischen Komponisten Franco Faccio in der Regie von Olivier Tambosi als österreichische Erstaufführung (Premiere: 20. Juli). Das vertonte Shakespeare-Drama (Libretto Arrigo Boito) wurde 1865 in Genua uraufgeführt und seither - laut Sobotka "zu Unrecht" - nur noch zwei Mal inszeniert. Die Hauptpartie des Hamlet wird der junge Tscheche Pavel Cernoch verkörpern.
Im Fernsehen wird die Festspieleröffnung vormittags live auf ORF 2 und auf 3sat sowie zeitversetzt am frühen Abend auf ORF III übertragen. Zuvor bieten die drei Sender mit der vom ORF Vorarlberg produzierten Dokumentation "Erfolgreich und einzigartig - 70 Jahre Bregenzer Festspiele" einen Rückblick auf die sieben Jahrzehnte des Festivals. "Hamlet" läuft am 20. Juli zeitversetzt zur Premiere im Festspielhaus live zum Hauptabendprogramm auf ORF III.
Nach wenig Zeitgenössischem im vergangenen Jahr wagt sich Sobotka im zweiten Jahr ihrer Intendanz weiter auf unbekanntes Terrain hinaus. Als Musiktheater-Uraufführung bringen die Bregenzer Festspiele am 2. August "Staatsoperette - Die Austrotragödie" (Regie: Simon Meusburger) auf die Werkstattbühne. Es handelt sich um eine Bearbeitung des Stücks von Otto M. Zykan und Franz Novotny (1977) durch Michael Mautner und Irene Suchy (2015).
Ebenfalls auf der Werkstattbühne wird am 17. August als österreichische Erstaufführung die Kammeroper "Make no Noise" von Miroslav Srnka gezeigt, es spielt das Ensemble Modern. Eine weitere Österreich-Erstaufführung von Srnka ("Eighteen Agents") ist am 21. August in der Matinee des Symphonieorchesters Vorarlberg zu hören. Die drei Orchesterkonzerte der Wiener Symphoniker (24. Juli, 31. Juli und 8. August) dirigieren Chef Philippe Jordan, Susanna Mälkki und Enrique Mazzola. Das 2015 erstmals durchgeführte Opernstudio für junge Stimmen geht in diesem Jahr mit Mozarts "Don Giovanni" (Premiere: 15. August) in die zweite Runde, aufgeführt wird die Oper an vier Abenden.
Ein besonders Schmankerl anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens bieten die Bregenzer Festspiele bereits am Vorabend der Eröffnung am Dienstag (19. Juli). In Erinnerung an das erste Spiel auf dem See 1946 wird wie damals auf einem Kieskahn im Bregenzer Gondelhafen Mozarts Jugendwerk "Bastien und Bastienne" aufgeführt. Der Eintritt ist frei.
(Quelle: salzburg24)