Welt

China mit nächster Zinssenkung gegen Wirtschaftsflaute

Chinas Wachstum bremst sich langsam ein
Veröffentlicht: 28. Juni 2015 17:30 Uhr
Im Kampf gegen die Konjunkturabkühlung öffnet China die Geldschleusen weiter. Die Zentralbank beschloss am Wochenende in einem massiven und seltenen Schritt die vierte Zinssenkung seit November und erleichterte zugleich für bestimmte Banken die Kreditvergabe. Eine solche doppelte geldpolitische Lockerung gab es zuletzt auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise 2008.

Die Maßnahmen sollen das Wachstum der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft stabilisieren helfen, wie die Notenbank erklärte. Einige Analysten werteten das Vorgehen auch als Beruhigungspille für Investoren, nachdem die chinesischen Börsen in den vergangenen zwei Wochen um 20 Prozent eingebrochen waren.

Der Leitzins wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 4,85 Prozent reduziert. Außerdem soll in Wirtschaftsbereichen mit eher schwacher Geldversorgung die Kreditvergabe angeheizt werden. Dazu erhalten Banken mehr Spielraum, indem sie künftig weniger Kapital als Mindestreserve bereithalten müssen. Betroffen sind Institute, die gewisse Standards erfüllen beim Ausreichen von Darlehen an den Landwirtschaftsektor sowie an kleine und mittelgroße Firmen. Gesenkt wurden auch die Mindestreserveanforderungen für Finanzfirmen, die die Versorgung von Staatsbetrieben verbessern sollen.

"Die gleichzeitige Senkung der Zinsen und der Mindestreserveanforderungen ist ein energischer Schritt", sagte Volkswirt Xu Hongcai vom Forschungsinstitut China Centre for International Economic Exchanges. "Das zeigt, dass der Belastungsdruck auf die Wirtschaft sehr groß ist." Die Volksrepublik leidet insbesondere unter einen Abschwung am Immobilienmarkt, Überkapazitäten der Industrie und den Schuldenbergen der Kommunen. Für dieses Jahr wird ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von nur noch etwa sieben Prozent erwartet. Es wäre der schwächste seit einem Vierteljahrhundert und spürbar weniger als 2014, als das Plus bei 7,4 Prozent lag.

Vor allem Unternehmen der öffentlichen Hand haben mit faulen Krediten zu kämpfen sowie mit schrumpfenden Gewinnspannen. Wegen dieser Risiken halten sich viele Banken mit Krediten zurück. Die realen Kreditkosten in China sind hoch geblieben. Zum einen werden die Effekte der Zinssenkungen durch eine nachlassende Inflation aufgezehrt. Zum anderen zögern die Geldhäuser damit, die niedrigeren Zinsen an ihre Kunden weiterzugeben.

Analysten zufolge haben die bisherigen geldpolitischen Lockerungen nur begrenzte Wirkung auf die Konjunktur entfaltet. Demnach flossen viele Gelder nicht als Investitionen in die Wirtschaft, sondern als Finanzspekulationen in die Aktienmärkte, wo es zuletzt eine Schwemme von Börsengängen gab.

(Quelle: salzburg24)

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