Ersten Erkenntnissen zufolge handelte es sich um eine Version der bereits seit vergangenem Jahr bekannten Erpressungs-Software "Petya", der Computer verschlüsselt und Lösegeld verlangt. Berichtet wurde aber auch von einer "WannaCry"-Variante.
Auch ehemaliges Tschernobyl-AKW von Cyberangriff betroffen
Neben dem Staatskonzern Antonov meldeten auch Banken, Telekom, Post, ein Stromnetzbetreiber, der Kiewer Flughafen und die Regierung Probleme mit ihren Computer-Netzwerken. Auch Computer des 1986 havarierten Kernkraftwerks Tschernobyl sind von dem Cyberangriff auf Netzwerke in der Ukraine betroffen worden. "Aufgrund der temporären Abschaltung der Windows-Systeme findet die Kontrolle der Radioaktivität manuell statt", teilte die Agentur für die Verwaltung der Sperrzone am Dienstag mit.
Es handle sich um die bisher schwersten Hackerangriffe in der Geschichte des Landes, erklärten Berater des Innenministeriums in Kiew.
Die ukrainische Zentralbank warnte am Dienstag in Kiew vor einer Attacke mit einem "unbekannten Virus". Auch der Internetauftritt der Regierung war betroffen. Eine Firma teilte mit, der Virus heiße "Petya.A". Berichten zufolge fordern die Erpresser für die Wiederherstellung der Systeme die Zahlung von jeweils 300 Dollar in der Cyberwährung Bitcoin.
Auch Zwischenfälle in Westeuropa
Betroffen waren aber unter anderem auch der Lebensmittel-Riese Mondelez ("Milka", "Oreo"), der russische Ölkonzern Rosneft, die dänische Reederei Maersk und der Werberiese WPP. Der Nivea-Hersteller Beiersdorf wollte sich nicht zu Berichten äußern, wonach auch bei ihm Computer lahmgelegt worden seien. Aus dem Innenministerium in Wien verlautete auf Anfrage der APA, dass keine Informationen vorlägen, wonach auch österreichische Unternehmen betroffen seien.
Zahlreiche Organisationen betroffen
Kunden der staatseigenen Sparkasse wurden an Geldautomaten anderer Banken verwiesen. In den Filialen fänden nur Beratungen statt, hieß es. Mindestens vier weitere Banken, drei Energieunternehmen, die staatliche Post sowie ein privater Zusteller seien ebenso betroffen. Auch die Eisenbahn und der größte Flughafen des Landes, Boryspil, berichteten von Problemen. Die Webseiten mehrerer Medienunternehmen funktionierten ebenfalls nicht mehr. Bei der Polizei gingen bis zum Nachmittag 22 Anzeigen ein, darunter auch von mindestens einem Mobilfunk-Anbieter. "Die Cyberpolizei klärt gerade die Ursache der Cyberattacke", erklärte ein Sprecher des Innenministeriums.
Rosneft sprach bei Twitter von einer "massiven Hacker-Attacke". Die Ölproduktion sei aber nicht betroffen, weil die Computer auf ein Reserve-System umgestellt worden seien. Auch die Tochterfirma Baschneft wurde in Mitleidenschaft gezogen. Maersk erklärte bei Twitter, IT-Systeme diverser Geschäftsbereiche seien an verschiedenen Standorten lahmgelegt. Weitere Details gab es zunächst nicht.
Mitte Mai hatte die "WannaCry"-Attacke hunderttausende Computer in mehr als 150 Ländern mit dem Betriebssystem Windows betroffen. Dabei sorgte eine seit Monaten bekannte Sicherheitslücke im veralteten Windows XP für eine schnelle Ausbreitung. Betroffen waren vor allem Verbraucher - aber auch Unternehmen wie die Deutsche Bahn und Renault.
(APA/ag.)
(Quelle: salzburg24)