Welt

Die "Zeit mit Furrer" startete in Salzburg mit "Begehren"

Veröffentlicht: 31. Juli 2018 10:17 Uhr
Ein Blick und alles ist verloren. Mit kaum einem anderen Stoff haben sich Komponisten in der Musikgeschichte häufiger und kontroverser beschäftigt als mit "Orpheus und Eurydike". Die Folge von Orpheus' Sich-Umwendens fällt immer anders aus. "Begehren" ist das Ergebnis von Beat Furrers Beschäftigung mit dem Mythos, das er am Montagabend in der Salzburger Kollegienkirche dirigierte.

Die Salzburger Festspiele haben dem Schweizer Komponisten in diesem Jahr einen programmatischen Schwerpunkt gesetzt, die Reihe "Zeit mit Furrer". Vier Abende beschäftigen sich mit seinem Schaffen, setzen es in Kontext zu anderen Komponisten oder stellen es alleine aus. Das Musiktheater "Begehren", nach Texten von Ovid, Vergil, Hermann Broch, Cesare Pavese und Günter Eich, machte den Auftakt. Anhand der langen Reihe der Autoren wird erkenntlich: Furrer ist vielseitig belesen. Die Auseinandersetzung mit Literatur spielt eine wesentliche Rolle im Kompositionsprozess des Schweizers.

Die Vielzahl der literarischen Vorlagen ist dabei allerdings keine Auswahl an Textstellen, sondern ein klug gesetztes Puzzle, bei dem jedes Teil von einer anderen Textquelle stammt. Die Sprache wird zum Sinnbild der Distanz zwischen den beiden Liebenden, die Furrer zwar nach antikem Vorbild gewählt, allerdings schlicht mit "Er" und "Sie" benannt hat. "Er" bedient sich der gesprochenen Sprache als Ausdrucksform, "Sie" der gesungenen. "Er", Christian Reiner, spricht die Textmontage, mal stotternd, wiederholend, Worte suchend. "Sie", Katrien Baerts, singt, atmet und spricht sie auch manchmal, ein einheitliche gemeinsame Art zu kommunizieren finden sie nicht. Am stärksten kommt dies zum Ausdruck, wenn sich die beiden scheinbar auf derselben Ebene befinden, "Sie" allerdings auf Latein singt und "Er" auf Deutsch spricht.

Der Chor Cantando Admont und die Musiker des Klangforums Wien nehmen dazwischen meist eine kommentierende Haltung ein, schließen sich aber auch an die Texte an und führen sie weiter. Dafür braucht Furrer selten aufbrausende Momente, er baut eher auf die Wirkung einzelner Töne, die er in den großen Raum der Kollegienkirche stellt und verklingen lässt. 

Insgesamt zehn Szenen zeigen die Figuren in verschiedenen Stadien des Erinnerns und des Suchens. "Ich kann zu dir sprechen, als wärst du hier", sagt "Sie". Antwort bekommt sie nicht. Auch nach eineinhalb Stunden, als sich Furrers Musiktheater langsam dem Ende neigt, bleiben die Fragen des Publikums unbeantwortet. Wird es je eine Begegnung geben? Furrer lässt diese Frage leicht und sanft verklingen. Dieses Stilmittel hat ihm zurecht den Beinamen "Meister der leisen Töne" eingebracht. Nachdem der letzte Ton verklungen ist, setzt langer, begeisterter Applaus ein.

(APA)

(Quelle: salzburg24)

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