Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Der gebürtige Bayer starb am Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan, wie der Heilige Stuhl bekannt gab. Benedikt war von 2005 bis zu seinem Rücktritt 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche.
Vatikansprecher bestätigt Tod von Papst Benedikt XVI.
"Mit Trauer teile ich mit, dass der emeritierte Papst Benedikt XVI. heute um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist", erklärte der vatikanische Pressesprecher Matteo Bruni. "Weitere Informationen werden so bald wie möglich folgen", fügte er hinzu. Ab Montag soll der verstorbene frühere Papst im Petersdom aufgebahrt werden, hieß es.
Pummerin des Wiener Stephansdoms läutet
Als Zeichen der Trauer über den Tod des emeritierten Papstes läutet die Pummerin des Wiener Stephansdoms für fünf Minuten. Auch die Glocken der Domkirchen in ganz Österreich stimmen in das Trauergeläut ein, wie die Österreichische Bischofskonferenz am Samstag gegenüber Kathpress bestätigte.
Kardinal Schönborn nimmt Abschied
Kardinal Christoph Schönborn erklärte auf Twitter, er denke "mit großer Dankbarkeit" an Papst Benedikt, mit dem er jahrzehntelang verbunden gewesen sei. "Er war mir als Theologe, Priester und Bischof ein Begleiter und Vorbild. Nun darf er, die Freundschaft Jesu,die er verkündet hat, in Fülle erfahren".
Salzburgs Erzbischof spricht Dank aus
Auch Salzburgs Erzbischof und Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, meldete sich nach der Todesnachricht zu Wort. Er sprach dem emeritierten Papst Benedikt XVI. Dank und Würdigung aus.
Flaggen in Österreich auf Halbmast
Ebenso trauert das offizielle Österreich um Benedikt XVI. Auf den Dächern von Präsidentschaftskanzlei, Bundeskanzleramt, Parlament und Außenministerium wurden am Samstag die österreichische Flagge auf halbmast gesetzt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich "tief berührt" vom Ableben Benedikts XVI., der Österreich in besonderer Weise verbunden gewesen sei. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) würdigte den Verstorbenen als "bemerkenswerte historische Persönlichkeit" und als "großen Gelehrten schon in jungen Jahren".
Trauerzeremonie im Petersdom
Im Petersdom findet am 5. Jänner eine Trauerzeremonie statt. Leiten wird diese Papst Franziskus.
Weltweite Gebete
Zuletzt hatte sich der Gesundheitszustand des 95-Jährigen verschlechtert. Weltweit hatten in den vergangenen Tagen Gebete für den emeritierten Papst stattgefunden. Mit einer Messe in der Lateranbasilika hatte die Diözese Rom am Freitagabend seines ehemaligen Bischofs und Papstes gedacht. Für Benedikt XVI. wurde auch im Wallfahrtsort Fatima sowie in Lateinamerika gebetet.
Bei der Generalaudienz am Mittwoch hatte Papst Franziskus über den sich verschlechterten Gesundheitszustand des ehemaligen Kirchenoberhaupts berichtet.
Amtszeit von Missbrauchsskandalen überschattet
In seinem Pontifikat führte Benedikt den konservativen Kurs seines Vorgängers Johannes Paul II. fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Seine Amtszeit wurde vor allem von Missbrauchsskandalen überschattet, die die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzten.
Schon weit vor Beginn seines Pontifikats prägte Benedikt die katholische Kirche. Als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom hatte Kardinal Ratzinger, geboren am 16. April 1927 im oberbayerischen Marktl am Inn, bereits mehr als 20 Jahre Kirchengeschichte geschrieben. Seine strenge Haltung zu Themen wie Geburtenkontrolle, Abtreibung oder Zölibat lehnten zahlreiche Gläubige insbesondere in Europa ab. In anderen Teilen der katholischen Weltkirche erfuhr die konservative Linie dagegen Unterstützung.
Entschuldigung in öffentlichem Brief
2022 geriet auch sein eigener Umgang mit Missbrauchsfällen in der Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) in die Schlagzeilen. Ein vom Münchener Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten warf ihm Fehlverhalten in vier Fällen vor. In einem öffentlichen Brief entschuldigte sich Benedikt etwas später bei allen Opfern sexuellen Missbrauchs.
Zuvor war es um den Papst im Ruhestand still geworden. Obwohl er bis ins hohe Alter geistig fit war, wie sein Privatsekretär Georg Gänswein immer wieder betonte, baute er körperlich stark ab. Obwohl er "für die Welt verborgen" bleiben wollte, befeuerte er mit Schriften zu heiklen Themen wie Zölibat oder Missbrauch immer wieder Spekulationen, dass er mit dem Kurs seines Nachfolgers Franziskus wohl zumindest in Teilen nicht einverstanden war.
Keine öffentlichen Auftritte mehr
Öffentliche Auftritte gab es von Benedikt zuletzt nicht mehr. Seinen 90. Geburtstag feierte er 2017 noch einmal mit einer Delegation aus der bayerischen Heimat. Danach empfing er Besuch im Kloster Mater Ecclesiae nur noch vereinzelt. In den letzten Jahren befand er sich nach eigenen Worten auf einer Pilgerreise "nach Hause".
Wer war Papst Benedikt XVI.?
Benedikt XVI. wurde am 16. April 1927 in Marktl als Joseph Aloisius Ratzinger geboren. Am 31. Dezember 2022 ist er im Vatikan verstorben. Vom 19. April 2005 bis zu seinem Amtsverzicht am 28. Februar 2013 war er Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und damit auch Staatsoberhaupt des Staates Vatikanstadt. Er war nach Gregor V. (996) und Damasus II. (1048) der dritte bayerische Papst und nach Coelestin V. (1294) der zweite Papst der Geschichte, der freiwillig von seinem Amt zurücktrat.
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(Quelle: salzburg24)