Welt

Euro-Banken mit riesigen Ertragslücken

Veröffentlicht: 26. April 2016 13:49 Uhr
Niedrige Zinsen, digitale Konkurrenten: Europas Banken steht eine Revolution à la Amazon im Handel bevor, sagt eine Studie von "Stragey&" (PwC). Klassische Kostensenkungsprogramme reichen nicht, sie müssen ihr Geschäftsmodell grundlegend umkrempeln. 2015 haben die meisten klassischen Geldhäuser ihre Kapitalkosten nicht hereingebracht - ihnen fehlen Milliarden.

78 Prozent von 45 untersuchten Banken, die im EuroStoxx 600 notieren, weisen der Untersuchung zufolge "signifikante Profitabilitätslücken" auf, so "Strategy&". Ihnen fehlen Erträge in Höhe von 111 Mrd. Euro.

Die untersuchten österreichischen Institute, die Raiffeisen Bank International (RBI) und die Erste Group, sind da keine Ausnahme. "Um die derzeitigen Kapitalkosten zu erwirtschaften, wäre für beide Banken ein um 1,5 Mrd. Euro höherer Ertrag erforderlich", so Andreas Putz von "Stragey&" am Dienstag.

Wobei die RBI beim sogenannten Economic Spread (Eigenkapitalrentabilität minus Kapitalkosten) deutlich schlechter abschnitt als die Erste: Im Ranking erreichte die RBI lediglich Platz 35 von 45, die Erste landete im Mittelfeld (18). Die Bank-Austria-Mutter UniCredit wurde auf Platz 34 gelistet. Am besten schnitten die tschechische Komercni Banka und die zwei schwedischen Banken Svenska Handelsbanken und Swedbank ab, am schlechtesten die National Bank of Greece, die ebenfalls griechische Alpha Bank und die Deutsche Bank.

Um zu überleben, machen die Studienautoren drei Optionen für Banken aus. Sie könnten erstens - wie in der Automobilindustrie - zu Original Equipment Manufacturer (OEM) werden. "Die Banken müssen sich fragen: Was ist strategisch wichtig, was muss ich wirklich selbst machen?", so "Strategy&"-Experte Philipp Wackerbeck zur APA. Der Rest wird ausgelagert. Bei einer Immobilienbank könnten die strategisch wichtigen Komponenten etwa die Kundenbeziehung, der Risikoanalyse und die Strukturierung von großen Immo-Krediten sein.

Eine weitere Möglichkeit wären Plattform-Banken. Ein Beispiel sei die in den USA zu Testzwecken gelaunchte "buddybank" der UniCredit. Diese biete selbst nur ein Konto an und stelle ansonsten ihre Plattform für Drittanbieter zur Verfügung, von denen sie dann Gebühren kassiert. Auch die gefürchteten FinTechs könnten in solche Plattformen eingebunden werden, so Wackerbeck.

Dann gibt es noch "echte" Digitalbanken: Banken, die nicht nur mit ihren Kunden via Internet kommunizieren, sondern auch ihre nachgelagerten Prozesse digitalisieren. Da gibt es laut dem Experten noch einiges an Nachholbedarf, denn vielfach arbeiteten Online-Banken im Hintergrund noch mit Papierausdrucken.

Menschen, sagt Wackerbeck, "darf es trotzdem geben". Denn wenn Banken weite Teile ihrer Aufgaben auslagern, entstünden ja auch neue Jobs. Allein im Jahr 2014 seien weltweit 12 Mrd. Dollar in FinTechs investiert worden - so viel wie alle Banken weltweit in ihre "antiquierten" IT-Systeme gesteckt haben. "Da sind viele neue Jobs entstanden." Nicht alle dieser neuen Jobs erforderten eine akademische Ausbildung, so würden auch Webdesigner im Bankbereich gefragter. "Aber der klassische Schalterbeamte hat einen begrenzten Zukunftshorizont." Und wie in jeder Industrie würden sich Digitalisierung und Automatisierung in der "Gesamtmitarbeiterzahl der Bankenbranche niederschlagen", sprich es wird weniger Bankjobs geben.

(Quelle: salzburg24)

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