Die Rückkehr zu einem funktionierenden Asylsystem sei nötig, "weil ein Flüchtlingszustrom wie jetzt ein Land wie Österreich überfordern würde", meinte der Vorsitzende des Integrationsbeirates im Außenministerium bei einem Wohn-Symposium in Wien. Die Attraktivität der Zielstaaten müsse gesenkt werden, denn Flüchtlingsströme würden immer wieder neue nach sich ziehen: "Die Angekommenen erzählen von einem erfolgreichen Projekt. Und es gibt noch genügend Personen, die in den Flüchtlingslagern leben oder die in einer Kriegssituation sind."
Vor allem größere Städte sollten vor einer Überforderung verschont bleiben, plädierte der Vizerektor für Forschung und Internationales der Universität Wien. Denn Flüchtlinge würden in den Aufnahmeländern sofort zu einer Sekundärmigration in größere Kommunen ansetzen, sobald sie eine Asylberechtigung hätten. In Deutschland werde deshalb bereits davon gesprochen, dass man den großen Städte einmal erlauben müsse, "dass sie Luft holen". Die Zugewanderten sollten deshalb an ihren dezentralen Wohnorten gehalten werden. Das mache auch demografisch Sinn, etwa um in bestimmten Regionen noch Schulklassen füllen zu können. Die Pflicht, eine Zeit lang in ihren Asylwohnorten zu bleiben, müsse in ihrer Ausformung "zumutbar" sein, könne aber eventuell auch mit bestimmten Sozialtransfers verknüpft werden.
Vermieden werden müsse eine Segregation, eine zu hohe Konzentration einer Gruppe an einem Ort. "Die Integration wird viel leichter, wenn es nicht zu einer Segregation kommt. Große Einheiten neigen aber immer zur Segregation", warnte der Raumordnungsexperte. Die Herausforderung für die Wohnwirtschaft sei immens: "Wahrscheinlich müsste man die gesamte Wohnbauleistung nur für die Zielgruppe Flüchtlinge machen." Wichtig sei die Ankurbelung des Wohnungsneubaus, aber nicht "speziell" für Flüchtlinge, sonst drohe es "politisch" in die "falsche Ecke" zu gehen.
2015 seien rund 50.000 Flüchtlinge nach Österreich gekommen, "die bleiben werden", so Fassmann. Zu denen kämen aber noch andere Migranten hinzu. Asylanträge seien voriges Jahr etwa 90.000 gestellt worden. 2014 habe die Nettozuwanderung etwa 70.000 Personen betragen, 2013 circa "50.000 plus". Georg Bursik vom WKÖ-Fachverband Steine-Keramik meinte, wenn jährlich 30.000 bis 50.000 Flüchtlinge in Österreich bleiben, bedeute dies binnen weniger Jahre 150.000 bis 200.000 Menschen zusätzlich, dafür seien 70.000 bis 80.000 Wohnungen nötig.
(Quelle: salzburg24)