Welt

"Falter" sieht FPÖ-Politiker Landbauer in Nähe der Schoah

FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer
Veröffentlicht: 23. Jänner 2018 17:18 Uhr
Der "Falter" sieht Udo Landbauer, FPÖ-Spitzenkandidat für die NÖ Landtagswahl, in der Nähe der Schoah. Die Zeitung berichtete von einem Liederbuch der Burschenschaft "Germania zu Wiener Neustadt", in dem der Judenmord und das Naziregime verherrlicht würden. Laut "Falter" ist Landbauer stellvertretender Vorsitzender der Burschenschaft. Landbauer habe "nichts zu tun damit", betonte ein FPÖ-Sprecher.

Aus einem Lied der Burschenschaft wird zitiert: "Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ,Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million'" und weiter "Da schritt in ihre Mitte ein schlitzäugiger Chines': ,Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS.'"

FPÖ distanziert sich

Bei den Freiheitlichen distanzierte man sich. Die Partei würde in solchen Fällen "hart durchgreifen". Wenn das Liederbuch "im Jahr 1997 neu überarbeitet in Druck geschickt" worden sei, wie der "Falter" schreibt, so sei Landbauer damals "elf Jahre alt" gewesen. Er habe somit "noch nicht einmal allein Radfahren dürfen".

Seit Landbauer das Buch kenne, seien die fraglichen Seiten "entweder entfernt oder geschwärzt" gewesen, so der Parteisprecher weiter. Nicht zuletzt sei die "Germania" dabei, ein neues Buch zu verlegen, "wo Lieder, die mit dieser unseligen Zeit verbunden sind, nicht mehr vorkommen".

Landbauer auch im Visier des profil

Erst am Samstag hatte das Nachrichtenmagazin "profil" berichtet, dass Landbauer im Jahr 2010 - als er bereits Spitzenfunktionär der Freiheitlichen Jugend war und im selben Jahr Stadtrat in Wiener Neustadt wurde - einen rechtsextremen Verein ("Junge Patrioten") unterstützt haben soll. Die FPÖ sah in diesen Vorwürfen "linke Polemik" im Wahlkampf-Finale.

Vorwürfe sind "unglaublich schwerwiegend"

Die politische Konkurrenz zeigte sich bestürzt. Die Vorwürfe gegen Landbauer seien "unglaublich schwerwiegend", reagierte ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner. Sie müssten "jedenfalls restlos aufgeklärt werden". Auch NEOS-Spitzenkandidatin Indra Collini zeigte sich schockiert. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, bleibe Landbauer "als einzige Konsequenz der Rücktritt", teilte sie mit. "Dieser Stil und diese Geisteshaltung haben in Niederösterreich und vor allem in der nächsten Landesregierung keinen Platz." Eine Stimme für die NEOS am Sonntag sei eine "gegen ewig gestriges und nationalistisches Gedankengut und eine Stimme für mehr Freiheit", betonte Collini.

Bundeskanzler Kurz verurteilt "widerwärtige" Liedtexte

Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat am Dienstagabend auf Twitter auf die Vorwürfe gegen den niederösterreichischen FPÖ-Spitzenkandidaten Udo Landbauer reagiert: "Die publik gewordenen Liedtexte der Germania sind rassistisch, antisemitisch und absolut widerwärtig", erklärte Kurz, Koalitionspartner der FPÖ auf Bundesebene, auf Twitter. Dafür dürfe es in Österreich keinen Platz geben.

"Es braucht daher volle Aufklärung und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden", forderte der Kanzler weiters. In einer aktuellen Ausgabe von einem Liederbuch der Burschenschaft werde der Judenmord und das Naziregime verherrlicht. Landbauer selbst hatte zuvor in einer Aussendung bekannt gegeben, dass er seine Mitgliedschaft im Bund "Germania zu Wiener Neustadt" ruhend stellt und die Einsetzung einer "Untersuchungskommission mit allen auch rechtlichen Konsequenzen" fordert.

Auch SPÖ-Chef Christian Kern meldete sich auf Twitter zu der Causa zu Wort und kritisierte: "Während Landbauer/FPÖ im Verdacht der Verhetzung und Wiederbetätigung steht, teilt Strache (Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, Anm.) Landbauers Werbevideo auf FB." "Diesmal geht sich, 'da war ich ja noch gar nicht auf der Welt', nicht mehr aus.", meinte Kern weiters.

 

(APA)

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken