In einem Fall erwarte man noch DNA-Vergleichsmaterial aus dem Irak, man glaube aber, zu wissen, wer dieser Mensch sei. Bei einem Toten habe man noch keinen Hinweis auf seine Identität, berichtete Doskozil. Man erwarte daher, dass es letztlich gelinge, 70 der 71 Toten zu identifizieren. Bei 44 Opfern führte DNA-Vergleichsmaterial zum Erfolg, 21 Personen wurden durch Fingerabdrücke identifiziert.
Unter den in dem Lkw erstickten Menschen waren drei Familien, teilte Doskozil weiter mit. Zwei dieser Familien kamen aus Afghanistan, eine davon bestand aus Vater und Mutter mit drei Kindern und einem Cousin. Die dritte Familie war aus Syrien geflüchtet. Auch einige Verwandtschaftsverhältnisse wurden nun festgestellt.
29 tote Flüchtlinge stammen aus dem Irak, 21 aus Afghanistan, 15 aus Syrien und fünf aus dem Iran. Dank sehr guter Zusammenarbeit mit den Behörden beispielsweise in Afghanistan und dem Irak sei es gelungen, alle Personen bis auf 20 in die Herkunftsländer zu überführen, erläuterte der Landespolizeidirektor. Derzeit befänden sich noch fünf Leichname in der Gerichtsmedizin in Wien, drei sollen schon bald in ihre Heimatstaaten überführt werden. 15 Opfer wurden bereits am Zentralfriedhof in Wien bestattet.
Rückblickend hatte die Schleppertätigkeit im August im Burgenland einen Höhepunkt erreicht, stellte Doskozil fest. Damals wurden seinen Angaben nach durchaus täglich drei- bis vierhundert geschleppte Menschen im Bezirk Neusiedl am See aufgegriffen. Mit dem 4. September habe sich dann die Situation im Fremden- und Asylwesen komplett verändert. An diesem Tag begann Ungarn, Flüchtlinge in großer Zahl an die österreichische Grenze zu bringen.
Nach dem Fund der Toten am 27. August sei es gelungen, Spuren am Lkw zu sichern, die unmittelbar zu den Tätern geführt hätten. Ein Afghane und vier bulgarische Staatsbürger seien in Ungarn in Haft, gegen sie werde weiter ermittelt. Für die Polizei bleibe nun, "einen Schlussstrich zu ziehen", sagte Doskozil. Mit der Identifizierung der Opfer und der Abtretung des Strafverfahrens sei die Tätigkeit der Exekutive im Burgenland abgeschlossen. Der Landespolizeidirektor bedankte sich für die "exzellente Zusammenarbeit" mit der Staatsanwaltschaft Eisenstadt sowie bei jenen Tatortspezialisten aus Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg, die ebenfalls bei den Ermittlungen mitgewirkt hatten.
Der 27. August mit dem Fall der 71 Toten werde in der Kriminalgeschichte und in der Geschichte der Landespolizeidirektion Burgenland "ein symbolischer Fall" bleiben, meinte Doskozil. So schrecklich dieser Fall sei, so hoffe er, dass er angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation nicht in Vergessenheit gerate. Wenn man heute über Flüchtlinge urteile, ihnen kriminelle Dinge unterstelle und wenn man salopp sage, "das sind nur Wirtschaftsflüchtlinge" - dann sollte man auch bedenken, "mit welchem Druck diese Menschen in diesen Lkw eingestiegen sind" und unter welchen Umständen sie geschleppt worden seien, sagte Doskozil. Er wünsche sich, "dass dieser Vorfall auch unter diesem Aspekt auch in der Zukunft in den Köpfen der Menschen und auch in den Köpfen der Entscheidungsträger erhalten bleibt."
(Quelle: salzburg24)