Welt

Filmfestspiele Venedig: Veronika Franz mag Horror

Franz und Ehemann Seidl sind in Venedig vertreten
Veröffentlicht: 30. August 2014 12:45 Uhr
Um Masken und verlorene Identitäten, dunkle Geheimnisse und verlorenes Vertrauen einer Familie kreist der Film "Ich seh Ich seh" von Veronika Franz und Severin Fiala, der heute, Samstag, Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Venedig feiert. "Ich habe kein Problem, mein Werk als 'Horrorfilm' zu bezeichnen", sagte Franz in Venedig im Gespräch mit der APA.

"Horrorfilm ist ein Klischee, ist aber viel mehr als Blut und Folter. Es gibt psychologische oder physische Horrorfilme. Die meisten meiner Lieblingsfilme sind Horrorfilme, für mich ist dieser Begriff ein Lob", sagt die 49-jährige Regisseurin, die mit Fiala den Film in einem abgelegenen Haus umringt von Maisfeldern im Waldviertel, nahe der tschechischen Grenze in Niederösterreich, gedreht hat.

Der Film kreist um eine Frau (Susanne Wuest), die nach einer Gesichts-OP nach Hause zurückkehrt. Mit dem Kopfverband sieht sie Furcht einflößend aus, sie verlangt absolute Stille - und ihre zehnjährigen Zwillinge sind sich bald sicher, dass es sich bei ihr nicht um ihre Mutter handeln kann. "Im Film geht es um das dunkle Geheimnis einer Familie, aber auch um Masken und Oberflächlichkeit. Die Mutter trägt eine Bandage, wegen der sie von ihren Kindern nicht mehr erkannt wird. Auch die Kinder tragen Masken. Jeder von uns trägt Masken, die er der Außenwelt zeigt. Das Thema Identität spielt eine wichtige Rolle in dem Film", betonte die Regisseurin.

Mit Feingefühl und psychologischem Gespür ergründet Franz das Machtspiel, das zwischen der Mutter und den Zwillingen in dem abgelegenen Haus entsteht und immer mehr eskaliert - bis zu einem überraschenden Ende. "Der Schluss lässt mehrere Deutungen zu. Wir haben uns für diesen Schluss entschieden, weil er offen ist", erklärte die Regisseurin. "Nicht immer steht eine Mutter im Besitz der Macht in einer Familie, oft besitzen die Kinder die Macht. Das ist ein komplexes Thema, in dem auch die Frage der Erziehung eine wichtige Rolle spielt", so die Regisseurin.

Mehr als 250 Zwillingspaare aus ganz Österreich nahmen sich die Regisseure unter die Lupe, bevor sie sich für Elias und Lukas Schwarz entschieden, die im Film ihre echten Vornamen behielten. "Es war ein langer Prozess, bis wir die richtigen Zwillinge gefunden haben. Wir suchten Kinder die etwas Unschuldiges, Fragiles, Schönes, aber auch Unheimliches haben konnten", berichtete die Regisseurin. Die Wahl der Mutter sei viel einfacher gewesen. "Wir haben die Geschichte von Anfang an auf Susanne Wuest zugeschnitten", betonte Franz.

Wuest beschreibt die Dreharbeiten von "Ich seh Ich seh" als besonders herausfordernd. "Es ist ein Privileg meines Berufes, Grenzerfahrungen zu machen. Dieser Film war körperlich eine Herausforderung, vor allem wegen der Bandagen, die ich immer tragen musste, aber auch vom psychologischen Standpunkt schwierig. Der Film kreist und Verlust von Liebe und Identität und um den Kampf, diese Liebe wieder zu erlangen. Mit den Zwillingen ist es zu einer außerordentlich guten 'Chemie' bei den Dreharbeiten gekommen. Mit ihnen zu drehen, war eine er schönsten Erfahrungen in meinem beruflichen Leben", sagte Wuest.

Franz und Fiala arbeiten bereits an einem weiteren Projekt. Sie halten dabei am Genre des psychologischen Horrors fest. "Der nächste Film soll im 18. Jahrhundert spielen und um das Phänomen von rund 300 jungen suizidären Frauen kreisen, die Morde an Kinder verübten, die mehrere Länder erschüttern", so Franz.

(Quelle: salzburg24)

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