Auch weitere Hinweise seien gefunden worden, sagte de Maiziere. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einer "hoffentlich baldigen Festnahme". Gegen Amri ist laut deutscher Bundesanwaltschaft Haftbefehl erlassen worden. Das teilte eine Sprecherin am Donnerstagabend mit.
Papiere des Verdächtigen in Lkw gefunden
Der Innenminister, Merkel und Justizminister Heiko Maas (SPD) wollten sich über den Ermittlungsstand zum Anschlag vom Montagabend informieren, bei dem zwölf Menschen getötet und rund 50 verletzt worden waren. De Maiziere und Maas betonten gleichermaßen, dass über "Konsequenzen" aus den Vorkommnissen später zu reden sei.
Auf die Spur des 24-jährigen Amri kamen die Ermittler, als sie im Lastwagen seine Duldungspapiere fanden. Das passierte aber erst am Dienstag, weil die Fahrerkabine zunächst versiegelt worden war.
Merkel: Erhebliche Anstrengungen um Terrorismus Herr zu werden
Merkel sagte, man habe in Deutschland in den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um dem Terrorismus Herr zu werden. Heute befinde man sich in einer Bewährungsprobe. Dabei habe man die "Werte von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auf unsere Seite". Sie sei stolz, wie die Menschen auf den Anschlag reagiert hätten.
Merkel sagte, man habe theoretisch "schon seit langem gewusst, dass wir auch Zielscheibe des islamistischen Terrorismus sind. Und trotzdem ist dann, wenn ein solcher Fall eintritt, wie dieser terroristische Anschlag auf den Breitscheidplatz, das natürlich noch einmal etwas ganz anderes". Deshalb seien die Gedanken bei den Angehörigen der Opfer und bei den Verletzten im Krankenhaus. "Und gerade ihnen schulden wir auch die bestmögliche Arbeit", ergänzte die Kanzlerin.
Anis Amri soll sich als Attentäter angeboten haben
Über den dringend tatverdächtigen Tunesier, der 2015 über Freiburg an der französischen Grenze nach Deutschland einreiste, werden immer mehr Details bekannt. So hatten die Sicherheitsbehörden nach "Spiegel"-Informationen vor Monaten vage Hinweise darauf, dass er sich im Chat mit einem Hassprediger als möglicher Selbstmordattentäter anbot. Entsprechende abgefangene Äußerungen von Amri seien aber so verklausuliert gewesen, dass sie nicht für eine Festnahme gereicht hätten.
Nach dpa-Informationen gibt es bisher keine Hinweise auf enge Kontakte von Amri zu dem kürzlich verhafteten Salafisten-Prediger Abu Walaa. Amri habe zwar in Salafistenkreisen verkehrt und sei auch in entsprechenden Wohnungen gewesen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Ein wichtiges Teil eines salafistischen Netzwerkes sei er aber wohl nicht gewesen.
Verdächtiger bis September behördlich überwacht
Von März bis September war Amri als sogenannter Gefährder von den Sicherheitsbehörden überwacht worden. Damit sind unter anderem radikale Islamisten gemeint, denen schwere Straftaten zugetraut werden. Beweise für konkrete Anschlagspläne konnten die Ermittler aber nicht finden.
Eine Abschiebung nach Tunesien scheiterte, weil er keinen Pass hatte. Seit Dezember gilt Amri als untergetaucht. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu dem Berliner Anschlag zwar bekannt, ob der IS tatsächlich Verbindungen zu Amri hatte, ist aber unbewiesen.
Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz wieder geöffnet
Der Sattelschlepper war am Montagabend auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gerast. Unter den Todesopfern sind neben dem eigentlichen Lkw-Fahrer aus Polen auch eine israelische Frau sowie eine Italienerin. Ein zunächst festgenommener Pakistaner kam wieder frei. Am Donnerstag wurde der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz wieder geöffnet. Zum Schutz der Besucher wurden schwere Betonblöcke aufgestellt.
(APA)
(Quelle: salzburg24)