Ermittlungen im Gange

Tödliche Messerattacke in Solingen: Verdächtiger festgenommen

Bei einer Attacke auf der 650-Jahr-Feier der Stadt Solingen hat es Todesopfer und Verletzte gegeben. 
Veröffentlicht: 24. August 2024 08:40 Uhr
Drei Menschen wurden bei einer Messerattacke auf ein Stadtfest in der westdeutschen Stadt Solingen am Freitag getötet, weitere fünf wurden schwer verletzt.

Bei einer Messerattacke auf ein Stadtfest in der westdeutschen Stadt Solingen sind nach Polizeiangaben drei Menschen getötet und fünf schwer verletzt worden. Die Polizei stufte die blutige Tat am Freitagabend wegen des zielgerichteten Vorgehens als Anschlag ein.

"Wirklich Verdächtiger" nach Messerattacke in Solingen festgenommen

Im Zusammenhang mit dem Messerangriff von habe die Polizei kürzlich einen Tatverdächtigen festgenommen. Das gab Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) am Samstagabend in den ARD-"Tagesthemen“ bekannt und sprach von einem „wirklich Verdächtigen“, den man den ganzen Tag gesucht habe. Er werde jetzt vernommen. Ein Sprecher des Landesinnenministeriums bestätigte, dass sich der Mann gestellt habe.

Darüber hatten zuvor „Spiegel“ und „Bild“ berichtet. Laut „Spiegel“ sei die Kleidung des Mannes schmutzig und blutverschmiert gewesen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte die Tat am Samstag für sich reklamiert, eine Bestätigung der Sicherheitsbehörden für ein islamistisches Tatmotiv gibt es bisher aber nicht.

Mit Blick auf eine Durchsuchung in einer Flüchtlingsunterkunft in Solingen sagte Reul, dies sei ein Teil von weitergehenden Informationen gewesen, die verwertet worden seien. „Aber das war nicht das, was wir gewollt haben. Wir haben den ganzen Tag eine heiße Spur verfolgt, und ich kann Ihnen sagen, dass wir vor wenigen Minuten diese heiße Spur erfolgreich beendet haben, der, den wir den ganzen Tag in Wirklichkeit gesucht haben, der ist seit kurzer Zeit bei uns in Gewahrsam.“ Es sei zu früh, um zu bewerten, ob die Festnahme letztlich ein Erfolg sei.

Nach „Spiegel“-Angaben handelt es sich um einen 26-jährigen Syrer. Er kam nach diesen Angaben Ende Dezember 2022 nach Deutschland und stellte einen Antrag auf Asyl. Den Sicherheitsbehörden war er nach „Spiegel“-Informationen bisher nicht als islamistischer Extremist bekannt. Diese Informationen wurden der Deutschen Presse-Agentur bestätigt.

Mutmaßliche Tatwaffe in Mülleimer gefunden

Die mutmaßliche Tatwaffe des Messerangriffs dürfte mittlerweile in einem Mülleimer in der Solinger Innenstadt gefunden worden sein. Das verlautete aus Ermittlerkreisen. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.

Während des Stadtfests attackierte ein Mann am Freitagabend gegen 21.40 Uhr mehrere Menschen mit einem Messer. Den Opfern sei gezielt in den Hals gestochen worden, hieß es seitens der Polizei. Es sei dem Mann gelungen, im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik nach der Tat zu entkommen, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums.

Laut „Solinger Tageblatt“ riefen die Behörden die Bürger dazu auf, die Innenstadt zu verlassen. Das Festival sei vorerst beendet. Sirenen waren rund um die Innenstadt zu hören. Tausende Besucher folgten der Aufforderung, den Platz ruhig zu verlassen und nicht in Panik zu verfallen. „Die Menschen sind geschockt, aber friedlich vom Platz“, berichtete Philipp Müller, einer der Mitorganisatoren des Festes, dem Bericht zufolge. Die Düsseldorfer Polizei mahnte die Bevölkerung indes weiter zur Vorsicht: „Menschen im Innenstadtbereich sollen vorsichtig sein“, sagte ein Sprecher.

Reaktionen zu Messerattacke auf Solinger Festival

Der gebürtige Solinger DJ Tobias Topic schilderte auf seinem Instagram-Account mit mehr als 200.000 Followern, wie er seinen Auftritt bei dem Fest in seiner Heimatstadt erlebte. „Es lief alles unfassbar, danach habe ich noch spontan aufgelegt auf der 650-Jahr-Feier von Solingen“, schrieb er. „Dann kam schon nach zehn, 15 Minuten jemand auf die Bühne und hat gesagt: „Hey, wir wissen nicht, was los ist. War wohl eine Messerstecherei. Bitte mach einfach weiter, wir wollen keine Massenpanik.'“ Er habe dann weitergespielt und so getan, als wenn nichts wäre. Einige Minuten später sei die Musik dann abgestellt worden. Er denke an alle Opfer des Angriffs, betonte der DJ.

In Deutschland löste die Attacke zahlreiche erschütterte Reaktionen aus. „Wir dürfen so etwas in unserer Gesellschaft nicht akzeptieren und uns niemals damit abfinden. Mit der ganzen Härte des Gesetzes muss hier vorgegangen werden“, meinte etwa Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). „Der brutale Anschlag auf das Stadtfest in Solingen erschüttert uns zutiefst“, sagte Innenministerin Faeser (SPD). „Schlimme, schlimmste Nachrichten aus Solingen“, so Vizekanzler Robert Habeck (Grüne). Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), Finanzminister Christian Lindner (FDP) sowie CDU-Chef Friedrich Merz zeigten sich betroffen.

Zu Wort meldete sich auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. „Der Täter muss zur Rechenschaft gezogen werden. Stehen wir zusammen - gegen Hass und Gewalt“, erklärte das Staatsoberhaupt nach einem Telefonat mit dem Oberbürgermeister von Solingen, Tim Kurzbach, in Berlin.

Aus der SPD wurden indessen neue Forderungen nach Messerverboten laut. „Für mich ist klar, dass unsere Sicherheitsdienste mehr Befugnisse haben müssen, um solche Täter frühzeitig zu entdecken, insbesondere im digitalen Raum“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagesfraktion, Dirk Wiese, der „Rheinischen Post“. „Ebenso müssen wir endlich bei den Messerverboten vorankommen.“

Aus Anlass des 650. Geburtstags der Stadt Solingen hatte am Freitag ein „Festival der Vielfalt“ begonnen. Es sollte bis Sonntag dauern, wurde aber in der Nacht auf Samstag unter dem Eindruck der Ereignisse beendet. Die übrigen Programmpunkte wurden abgesagt, wie es in einer Mitteilung hieß. In den nahegelegenen Städten Hilden und Haan würden ebenfalls für dieses Wochenende geplante Feste kurzfristig abgesagt.

Bildergalerien

(Quelle: apa)

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