Lage "bedrohlich"

Fünf Tote bei Angriff auf Fernsehturm in Kiew

Der Fernsehturm in Kiew ist bei einem russischen Angriff getroffen worden. 
Veröffentlicht: 01. März 2022 06:50 Uhr
Bei dem russischen Angriff auf den Fernsehturm von Kiew sind nach ukrainischen Angaben fünf Menschen getötet worden. Fünf weitere Menschen seien bei dem Luftangriff in der Nähe der Holocaust-Gedenkstätte Babyn Jar am Dienstag verletzt worden, teilte der Katastrophenschutz mit.
SALZBURG24 (jp)

Die Ausstrahlung der Fernsehprogramme war kurzzeitig unterbrochen. Zwei Raketen sollen eingeschlagen sein. Die Struktur des im Zentrum von Kiew stehenden Fernsehturms sei aber intakt geblieben.

Alarm nach tödlichem Angriff auf Fernsehturm

Über dem Stadtviertel sei Rauch aufgestiegen und Ausrüstung für den Fernsehturm sei beschädigt worden, teilte das Ministerium weiter mit. In der Millionenstadt wurde am Nachmittag erneut Luftalarm ausgelöst.

Lage laut Kiews Bürgermeister "bedrohlich"

Bürgermeister Vitali Klitschko bezeichnete die Lage als "bedrohlich". "Der Feind will das Herz unseres Landes erobern. Aber wir werden kämpfen und Kiew nicht aufgeben", schrieb er im Nachrichtenkanal Telegram. Er warnte zugleich vor Panik und Falschinformationen.

Mehr Druck auf ukrainische Städte 

Die russische Armee verstärkte am Dienstag überdies den Druck auf die wichtigsten Städte der Ukraine. Satellitenbilder von einem mehr als 65 Kilometer langen russischen Militärkonvoi in der Nähe von Kiew lösten die Sorge aus, die Armee plane einen Großangriff auf die ukrainische Hauptstadt. Denn trotz internationaler Appelle für ein Ende des Kriegs verschärfte Russland seine Angriffe auf die Ukraine. Aus dem Zentrum der zweitgrößten Stadt Charkiw wurde am Dienstag eine gewaltige Explosion gemeldet.

Auch Charkiw getroffen

Zwei Experten zufolge ist beim Angriff auf Charkiw offenbar Streumunition eingesetzt worden. "Charkiw war gestern offenbar das Ziel mehrerer Angriffe mit Streumunition", erklärt Sam Dubberley von Human Rights Watch nach einer Überprüfung von Aufnahmen auf sozialen Medien. Der ehemalige britische Offizier Hamish de Bretton-Gordon stimmt der Einschätzung in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters zu. Die Ukraine hat Russland vorgeworfen, die von vielen internationalen Organisationen geächtete Explosivwaffen einzusetzen, bei denen Minibomben über eine größere Fläche verstreut werden. Der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow nannte die Vorwürfe "ohne Zweifel Fake News".

"Russland führt Krieg unter Verletzung des humanitären Völkerrechts", twitterte hingegen das Außenministerium in Kiew. Moskau weist den Vorwurf zurück. UNO-Angaben zufolge wurden bereits mehr als 100 Zivilisten getötet und mehr als 300 verletzt. Einem Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge nimmt Russland bewusst Wohngebiete und Innenstädte unter Beschuss. "Russlands Ziel ist klar - Massenpanik, zivile Opfer und zerstörte Infrastruktur." Bisher ist es den russischen Streitkräften nicht gelungen, trotz militärischer Übermacht eine der großen Städte unter ihre Kontrolle zu bringen. Ukrainische Streitkräfte und die Zivilgesellschaft stemmen sich vehement gegen die Invasion.

Truppen nach Cherson vorgedrungen

Russische Truppen sind nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums aber in die südliche Stadt Cherson vorgedrungen. Allerdings kontrolliere die Ukraine noch das Gebäude der Stadtverwaltung, sagt Ministeriumsberater Wadym Denysenko.

Mariupol laut Bürgermeister unter Beschuss

Die Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer stand ihrem Bürgermeister zufolge unter ständigem Beschuss. Dabei seien Infrastruktur sowie Schulen und Häuser zerstört worden, sagte Wadym Boitschenko. "Es gibt viele Verletzte. Es wurden Frauen und Kinder getötet. "Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte laut Nachrichtenagentur Tass, die russischen Streitkräfte kontrollierten mittlerweile die ukrainische Küste am Asowschen Meer. Damit hätte Russland eine Landverbindung zwischen seinem Kernland und der 2014 von der Ukraine annektierten Halbinsel Krim geschaffen.

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow zeigte sich unterdessen in sozialen Netzwerken veröffentlichten Aufnahmen demonstrativ mit schusssicherer Weste. Im Hintergrund standen zwei schwer bewaffnete Soldaten. Präsident Selenskyj und Resnikow hatten zuletzt häufiger Bilder von sich veröffentlicht, die sie in Kiew zeigen sollen - um Spekulationen über eine mögliche Flucht aus dem Land entgegenzutreten.

Selenskyi fordert Ende der Bombardierung

Selenskyj macht ein Ende der Bombardierung seines Landes zur Bedingung für "sinnvolle" Gespräche mit Russland über einen Waffenstillstand. Zudem fordert er die NATO auf, eine Flugverbotszone über der Ukraine einzurichten, um russische Luftangriffe zu verhindern. Dies sei als präventive Maßnahme gedacht und habe nicht zum Ziel, die Allianz in einen Krieg mit Russland zu ziehen. Einem Sprecher des türkischen Präsidialamts zufolge werde es am Mittwoch wohl auch kein Treffen zwischen ukrainischen und russischen Vertretern geben. Russland stelle "unrealistische" Forderungen, sagt er dem Sender CNN Türk.

Kann China vermitteln?

Die Ukraine hofft unterdessen auf eine Vermittlung Chinas, um einen Waffenstillstand zu erreichen. Wie das Pekinger Außenministerium mitteilte, hat der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba am Dienstag in einem Telefonat mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi von einer "konstruktiven Rolle" Chinas gesprochen. Die Ukraine wolle die Kommunikation mit Peking verstärken und "sieht der Vermittlung Chinas zur Verwirklichung einer Feuerpause entgegen", hieß es in der Mitteilung weiter.

Nach Angaben aus US-Kreisen stockt der russische Vorstoß auf Kiew. In den vergangenen 24 Stunden habe es diesbezüglich keine nennenswerte Bewegungen gegeben, sagte ein Insider. Zu den Gründen gehörten Probleme bei der Treibstoffversorgung und Logistik, möglicherweise stehe jedoch auch eine Umgruppierung sowie ein Überdenken des Einsatzes dahinter. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Belarus Truppen in die Ukraine schicke. Auch könne der Einsatz von Vakuum-Bomben nicht bestätigt werden. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Lebensmittel für russische Soldaten sollen knapp sein

Russland habe nach Angaben aus Kreisen des US-Verteidigungsministeriums inzwischen auch Probleme, die eigenen Soldaten mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Ein Vertreter des Pentagon sagte am Dienstag in Washington: "Es gibt (...) Anzeichen dafür, dass sie Probleme mit der Versorgung ihrer Truppen haben - dass ihnen nicht nur das Benzin ausgeht, sondern auch Lebensmittel." Zudem sei der Widerstand der ukrainischen Streitkräfte größer als wohl von der russischen Seite erwartet.

Es gebe Hinweise darauf, "dass die Moral in einigen dieser Einheiten nachlässt, weil sie nicht mit dem Widerstand gerechnet haben, der ihnen entgegengebracht wird", sagte der Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums weiter. Es könne daneben auch sein, dass die russischen Truppen aus eigenem Antrieb eine Art Pause einlegten, um sich neu zu gruppieren und aufzustellen und die eigene Strategie zu überdenken. Er betonte, die russischen Truppen würden sich sicher anpassen und versuchen, die Herausforderungen zu bewältigen.

Nehammer fordert Waffenruhe

Angesichts der Ereignisse sind Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer und Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) Dienstagnachmittag vor die Presse getreten. Nehammer forderte Russland zu einer Waffenruhe auf.

LIVEBLOG zum Nachlesen

Wie Salzburg helfen kann, haben wir hier für euch zusammengefasst.

Anzeige für den Anbieter Glomex über den Consent-Anbieter verweigert

Bildergalerien

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken