Landeverbot für England-Flüge

Gefährliche Mutation des Corona-Virus entdeckt

Das Coronavirus verändert den Menschen selbst und alle seine Lebensbereiche.
Veröffentlicht: 20. Dezember 2020 12:27 Uhr
In Süd-England wurde eine Mutation des Corona-Virus entdeckt, dass um 70 Prozent anteckender ist, als Covid.19. Es wurde eine Ausgangssperre verhängt. "Diese Virusmutation wurde in Österreich bisher nicht nachgewiesen", hieß es am Sonntag auf APA-Anfrage aus dem Gesundheitsministerium.

Mit Flugverboten und Grenzschließungen rüstet sich Europa gegen eine in Großbritannien entdeckte, hoch ansteckende Variante des Coronavirus. Die Niederlande, Belgien, Italien, Deutschland oder Österreich haben bereits Landeverbote verhängt oder angekündigt. Es wird auch an EU-weiten Maßnahmen gearbeitet. Die Virus-Mutation ist laut britischen Behörden bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form und weitet sich vor allem in London und Südostengland rasan bekannte Form und weitet sich vor allem in London und Südostengland rasant aus.

Deutschland reagiert

Deutschland will die Reisemöglichkeiten nach Großbritannien sowie Südafrika einschränken. Ab Mitternacht sind Landungen aus Großbritannien untersagt, wie aus einer Verfügung des deutschen Verkehrsministeriums vom Sonntag hervorgeht. Ausnahmen gelten etwa für Frachtflüge. Die Regierung stehe dazu in Gesprächen mit den europäischen Partnern.

Einreise-Stopp für Briten

Ein Sprecher der EU-Kommission betonte: "Wir sind in Kontakt mit den Mitgliedstaaten, um den Informationsaustausch zu steigern, und um zu prüfen, wie sie sich koordinieren können", sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel am Sonntag auf Anfrage. Mehrere Länder wie Belgien und die Niederlande preschten vor und lassen keine Einreisen aus dem Vereinigten Königreich mehr zu.

EU koordiniert sich

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel, EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen und Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, erörterten in einem Telefonat die neue Corona-Lage. Nach Angaben aus Elysée-Kreisen habe ein gemeinsames Vorgehen angesichts der neuen Variante des Coronavirus im Mittelpunkt der Gespräche gestanden. Macron hat noch für Sonntagabend einen Verteidigungsrat einberufen.

Mutation sei "außer Kontrolle"

Die britische Regierung zeigte sich besorgt über die Virus-Mutation. "Sie ist außer Kontrolle, und wir müssen sie wieder unter Kontrolle bekommen", sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Sonntag der BBC. Premierminister Boris Johnson betonte aber, es gebe keine Hinweise darauf, dass die Mutation schwerere Krankheitsverläufe oder eine höhere Sterblichkeitsrate auslöse oder dass Impfstoffe gegen die Mutation weniger effektiv seien. Für die betroffenen Regionen ordneten die Behörden aber einen Shutdown mit Ausgangs- und Reisesperren an.

Reisemöglichkeiten werden eingeschränkt

Deutschland will die Reisemöglichkeiten nach Großbritannien sowie Südafrika ebenfalls einschränken. Die Bundesregierung teilte am Sonntag mit, eine entsprechende Regelung werde erarbeitet. Sie stehe dazu in Gesprächen mit den europäischen Partnern. In Deutschland ist die neue Variante nach Angaben von Christian Drosten von der Berliner Charité bisher nicht aufgetaucht. Die Verbreitung könne Zufall sein, schrieb der Corona-Experte auf Twitter. Die Mutationen verschafften dem Virus nicht zwingend einen Selektionsvorteil, auch wenn das möglich sei. Ein Selektionsvorteil kann dazu führen, dass sich ein Virus leichter ausbreiten kann.

Die Niederlande sagten Flüge von und nach Großbritannien ab, auch Belgien schließt für mindestens 24 Stunden seine Grenzen zu Großbritannien. Das betrifft auch den Eurostar-Zug durch den Tunnel unter dem Ärmelkanal. Die italienische Regierung will die Flugverbindungen mit Großbritannien wegen der Corona-Lage in England aussetzen, Österreich kündigte ebenfalls ein Landeverbot an. Eine entsprechende Verordnung sei in Ausarbeitung, erklärte das Gesundheitsministerium am Sonntag gegenüber der APA. Auch die britischen Landesteile Wales und Schottland verschärften die Restriktionen.

Schutdown in London

Londons Bürgermeister Sadiq Khan zeigte Verständnis für den Shutdown, bei dem nicht lebensnotwendige Geschäfte und Einrichtungen schließen müssen. Zugleich kritisierte er die Regierung, die noch vor wenigen Tagen an den geplanten Weihnachts-Lockerungen festgehalten hatte. "Es ist das Hin und Her, das zu so viel Angst, Verzweiflung, Trauer und Enttäuschung führt", sagte Khan der BBC. "Wenn wir unsere Meinung immer wieder ändern, macht es das Leuten wie mir wirklich schwer, die Menschen zu bitten, uns zuzuhören." Premier Johnson hatte noch vor kurzem an den geplanten Lockerungen über Weihnachten festgehalten.

16 Millionen Menschen betroffen

Nun ergriff seine Regierung strenge Maßnahmen. Mehr als 16 Millionen Menschen sind betroffen, die ihre Häuser nur noch zur Arbeit und in Ausnahmen wie Arztbesuchen oder Lebensmitteleinkäufen verlassen dürfen. "Wir opfern die Möglichkeit, unsere Lieben dieses Weihnachten zu sehen, damit wir eine bessere Chance haben, ihr Leben zu schützen, damit wir sie bei zukünftigen Weihnachten sehen können", so Johnson.

Höchste Corona-Warnstufe

In London und in anderen Regionen gilt nun die neue höchste Corona-Stufe 4. Einwohner dürfen das Gebiet nicht verlassen. Nach Bekanntgabe der schärferen Maßnahmen machten sich zahlreiche Menschen noch am Samstagabend spontan auf den Weg, um aus London abzureisen. Fotos und Videos zeigten volle Bahnhöfe. Minister Hancock schloss nicht aus, dass die schärferen Maßnahmen "in den kommenden Monaten" in Kraft blieben, bis flächendeckend gegen Corona geimpft worden sei.

   

Ersten Analysen britischer Wissenschafter zufolge verfügt die neue Variante über ungewöhnlich viele genetische Veränderungen, vor allem im Spike-Protein. Dieses Protein benötigt das Virus, um in Zellen einzudringen. Der in Großbritannien eingesetzte Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer erzeugt eine Immunantwort gegen genau dieses Protein. Experten zeigten sich zuversichtlich, dass der Impfstoff auch gegen die neue Variante wirkt. "Ich sehe da derzeit keinen Grund für Alarm", sagte Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel. Auch Andreas Bergthaler von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (CeMM) in Wien hält die derzeitige Entwicklung nicht für "wahnsinnig alarmierend".

Mutationen nicht ungewöhnlich

Dass Mutationen auftauchen sei nicht ungewöhnlich, derzeit wisse man nicht, ob die beobachteten Veränderungen entscheidenden Einfluss auf die Eigenschaften des Erregers haben. Großbritannien hatte am 8. Dezember mit einer Massenimpfung begonnen. Gesundheitsminister Hancock erwartet, dass bis Sonntagabend eine halbe Million Menschen versorgt sind. Großbritannien ist bereits jetzt eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder mit insgesamt mehr als zwei Millionen Infektionen und mehr als 80.000 Todesfällen in Verbindung mit dem Coronavirus.

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(Quelle: salzburg24)

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