Personal der österreichischen Botschaft in Rom wartete in Brindisi auf die beiden Österreicher. Sie werden voraussichtlich am Mittwoch die Heimreise antreten. In Brindisi befindet sich auch die Mutter des 35-jährigen Vorarlbergers, die sich mit ihrem Sohn an Bord der "Norman Atlantic" befunden hatte und gerettet wurde. Sie war am Montag unterkühlt in das Krankenhaus der apulischen Stadt Galatina eingeliefert worden, ist jedoch bereits entlassen worden. Aus Dornbirn ist ein weiterer Sohn der Frau in Brindisi eingetroffen, um seine Angehörigen in die Heimat zu begleiten.
Starker Wind, Schnee und niedrige Temperaturen belasteten am Hafen die erschöpften Passagiere. Staatsanwälte von Brindisi, die wegen des Unglück ermitteln, wollen die Passagiere befragen, die drei Tage lang auf See waren. An Bord des Schiffes befand sich auch der Kapitän der "Norman Atlantic", Argilio Giacomazzi.
An Bord des Marineschiffes befanden sich auch fünf Leichen, darunter jene von drei italienischen Lkw-Fahrern. Bisher wurden elf Menschen tot geborgen, die an Bord des Schiffes waren. Zudem kamen zwei albanische Einsatzkräfte beim Abschleppversuch der Fähre ums Leben, als ein Tau riss. Die Behörden befürchteten unterdessen, dass weit mehr Menschen ums Leben gekommen sein könnten.
Das Marineschiff wird wieder zum Unglücksort auf Suche nach weiteren Vermissten auslaufen. Mindestens weitere 30 Personen gelten noch als verschollen. Es wird nicht ausgeschlossen, dass sich an Bord des Wracks der "Norman Atlantic" noch weitere Todesopfer befinden.
Der italienische Premier Matteo Renzi, der sich zu Besuch in Albanien befand, lobte den Einsatz der Rettungseinheiten. "Sie waren heldenhaft. In einer äußerst schwierigen Situation haben sie die Ausbreitung der Flammen verhindert, ansonsten wäre es zu einem Massaker an Bord gekommen", sagte Renzi bei einer Pressekonferenz mit seinem albanischen Amtskollegen Edi Rama in Tirana. Er werde den Pilot des Hubschraubers treffen, der die Passagiere in Sicherheit gebracht hat, sagte Renzi.
Das Schiffswrack wurde indes beschlagnahmt und sollte nach Brindisi geschleppt werden. Gegen den italienischen Kapitän Argilio Giacomazzi und den Eigentümer der italienischen Reederei Visemar, Carlo Visentini, leitete die Staatsanwaltschaft in Italien Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und Herbeiführens einer Havarie ein. Auch die Staatsanwaltschaft in Piräus in Griechenland ermittelt.
Das Feuer war am Sonntagfrüh aus noch ungeklärter Ursache auf dem unteren Parkdeck ausgebrochen. Wegen des schlechten Wetters konnten Passagiere und Besatzungsmitglieder nicht von anderen Schiffen aufgenommen werden, sondern mussten einzeln mit Hubschraubern von Bord gehievt werden. Aus dem Rumpf des Schiffes quollen währenddessen dicke Rauchschwaden. Die"Norman Atlantic" fuhr unter italienischer Flagge, wurde aber von der griechischen Fährgesellschaft Anek Lines zwischen Patras und dem italienischen Hafen Ancona eingesetzt.
(Quelle: salzburg24)