So jedenfalls lässt sich die Botschaft eines neuen Werbeclips verstehen, der inzwischen 19 Millionen Mal (Stand 18.01.19, 9.00 Uhr)auf YouTube und anderswo geklickt wurde. Allerdings sehen das nicht alle Kunden so. Unter dem Video, das Gillette auch in den Sozialen Medien geteilt hatte, entwickelt sich binnen Minuten ein massiver Shitstorm.
Gillette-Werbung erregt Gemüter
Gillette fordert seineKunden auf, sich selbst zu hinterfragen. Der Clip zeigt Bilder von Seximus, Mobbing und "toxischer Männlichkeit". Das Unternehmen fragt: "Ist das das Beste, was ein Mann werden kann?" Als nächstes eine Bildabfolge von Männern, die Kämpfe zwischen Buben stoppen und andere davon abhalten Frauen zu belästigen.
Diese "Kommunikation mit erhobenem Zeigefinger" wie Werbefachmann Andre Karkalis diese Methode nennt, erregte die Gemüter. In über 50.000 Kommentaren ergoßen sich Beleidigungen und Boykottaufrufe, ein regelrechter Shitstorm. Doch es gab auch gegenteilige Reaktionen und Lob für die Kampagne.
Karkalis: "Kalkulierte Plumpheit"
"Möchte ich mir von einem Rasierer sagen lassen, dass ich mein Männerbild überdenken muss?", fragt Karkalis. Er spricht mit Blick auf die internationale Kampagne von einer "kalkulierten Plumpheit", eine die eben Aufmerksamkeit erzeugen solle. "Virtue signaling" nennt sich in den USA diese Art, mit direkter Ansprache Tugenden anzumahnen und damit Aufmerksamkeit zu erregen. Viele Männer, verkündet das Unternehmen in einem eigens geschaffenen Webauftritt, "seien auf dem Scheideweg zwischen der Vergangenheit und einer neuen Ära der Männlichkeit".
Deutsche Werbung sei "eleganter"
Für Werbeexperte Karkalis geht Gillette mit solchen Statements ein beträchtliches Risiko ein. "Mit der Brechstange" versuche hier eine Marke, die früher damit geworben habe, dass Frauen sich der sanft rasierten Männerhaut willenlos ergeben, einen Imagewechsel. Eleganter findet der Experte die deutsche Werbung von Gillette, in der die Marke anhand von Beispielen zeigt, wie Männer sich selbst positiv entwickeln und Schwächen ablegen, anstatt dies von den Kunden einzufordern.
User rufen zur Beruhigung auf
Angesichts der Erregungswelle rief die Schauspielerin Bette Midler ("Noch einmal mit Gefühl") die Männer auf, sich einzukriegen. Es sei ja nicht so, dass Gillette sie aufgefordert habe, ihren ganzen Körper zu rasieren, Makeup und Stöckelschuhe zu tragen. Eine andere Nutzerin brachte das Werbedilemma auf den Punkt. Wenn die Firma so eine Sorge vor Männern habe, sollte sie ihnen am besten keine Rasierklingen verkaufen.
(SALZBURG24/APA)
(Quelle: apa)