Bedrohliche Ereignisse sollten sich tief einprägen, um sie in Zukunft zu vermeiden, erklären sie im Fachjournal "Nature Neuroscience". Im Furchtgedächtnis werden dazu Anzeichen für Gefahr - etwa Geräusche, Bilder oder Gerüche - abgespeichert. Genau das hat der Neurobiologe Wulf Haubensak vom Institut für molekulare Pathologie (IMP) in Wien mit seinem Team und Kollegen der Universität Magdeburg bei Mäusen untersucht.
Gehirnregionen während Angstsituation überwacht
Dazu brachten sie den Tieren bei, dass ein bestimmter Ton immer mit einem milden Fußschock verbunden ist. Mithilfe verschiedener High-Tech-Methoden konnten sie dabei jene Gehirnregion lokalisieren, die während des Lernvorgangs aktiv war. Dabei handelt es sich um eine neue Klasse von Dopamin-Neuronen in der Mittelhirn-Region, die als zentrales Höhlengrau (ventral periaqueductal gray; vPAG) bezeichnet wird.
Dopamin ermöglicht effektive Abspeicherung
Diese Neuronen wurden immer dann aktiv, wenn die Mäuse den Zusammenhang zwischen Ton und Fußschock erkannten und im Furchtgedächtnis abspeicherten. Dieser Prozess führte zur Ausschüttung von Dopamin in der Amygdala, jene Gehirnregion, wo sich bei Säugetieren emotionales Lernen abspielt. Der Botenstoff ermöglichte dort eine besonders effektive Abspeicherung des als bedrohlich empfundenen Tons im Langzeitgedächtnis. Wurden dagegen die vPAG-Neuronen vorrübergehend inaktiviert, vergaßen die Mäuse rasch die mit dem Ton verbundene Gefahr.
Ergebnisse werfen neues Licht auf "Glückshormon"
Während bisher Dopamin-Neuronen nur als Signalgeber für Belohnung und Motivation gesehen wurden, werfen die Studienergebnisse ein neues Licht auf das "Glückshormon". Dieses bisher unbekannte neuronale Netzwerk aus den vPAG-Neuronen und Nervenzellen der Amygdala sei "für die Auswertung von Emotionen essenziell: Es filtert aus der Vielzahl der Umgebungsreize diejenigen heraus, die lebenswichtig sind und speichert sie im Langzeitgedächtnis ab", erklärte Florian Grössl, Erstautor der Publikation aus der Gruppe Haubensaks in einer Aussendung.
Fehlerhafte Funktion könnte für Störungen sorgen
Auch beim Menschen gibt es diesen neuronalen Schaltkreis. Die Wissenschafter vermuten, dass eine fehlerhafte Funktion der vPAG-Dopamin-Neuronen an psychischen Störungen wie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) beteiligt sein könnte. Personen mit PTSD tun sich schwer bei der Unterscheidung von bedrohlichen und harmlosen Umgebungsreizen. Möglicherweise könnte eine Behandlung mit Dopamin-ähnlichen Medikamenten hier Linderung verschaffen.
(APA)
(Quelle: salzburg24)