Welt

Greenpeace-Protest bei Andritz-Hauptversammlung in Graz

In Brasilien soll ein "Megastaudamm-Projekt" entstehen
Veröffentlicht: 30. März 2016 12:57 Uhr
"Andritz, Finger weg vom Amazonas", haben am Mittwoch vor der Hauptversammlung der Andritz AG in Graz rund zwei Dutzend Greenpeace-Aktivisten gefordert. Die Umweltschützer protestierten mit einem symbolischen Staudamm vor dem Eingang des Grazer Congresses, wo sich die Aktionäre des Grazer Unternehmens einfanden. Weitere rund 25 Umweltschützer verteilten Informationsmaterialien.

Greenpeace kritisierte das Interesse der Andritz AG am "Megastaudamm-Projekt" im brasilianischen Sao Luiz do Tapajos. Dieses hätte "sowohl für die vor Ort lebenden Munduruku, als auch für die Tier- und Pflanzenwelt katastrophale Folgen". Für den mehr als sieben Kilometer breiten Staudamm soll ein 729 Quadratkilometer großer Stausee entstehen - eine Fläche etwa doppelt so groß wie Wien, rechneten die Aktivisten vor. Dafür müssten riesige Regenwaldflächen gerodet sowie zahlreiche Seen und Inseln zerstört werden.

Die artenreiche Tierwelt im Tapajos-Tal - darunter Jaguar, Flussdelfin, die bedrohte Terekay-Schienenschildkröte sowie Hunderte Fisch- und Vogelarten - würde auf der Strecke bleiben. Im Umweltverträglichkeitsgutachten seien viele dieser Faktoren nicht beachtet worden, meinten die Umweltschützer. "Wir sind nach Österreich gekommen, um die Andritz AG aufzufordern, unsere Menschenrechte zu respektieren", erklärte Arnaldo Kaba, Vertreter der Munduruku in einer Aussendung von Greenpeace.

Bereits in der Vergangenheit geriet die Andritz AG wegen ihrer Teilnahme an Projekten wie dem Belo-Monte-Staudamm in die Kritik. 20.000 bis 40.000 Menschen müssen laut Greenpeace durch den Staudamm zwangsumgesiedelt werden. Beim umstrittenen Ilisu-Staudamm in der Türkei ist der Grazer Anlagenbauer ebenfalls tätig. "Jetzt ist Schluss mit dem verantwortungslosen Handeln. Die Andritz AG darf sich am Sao Luiz do Tapajos-Staudamm nicht beteiligen und muss sich öffentlich von dem Projekt distanzieren", forderte Greenpeace-Sprecher Lukas Meus.

Die Andritz AG erklärte auf APA-Anfrage, dass über eine Angebotslegung für Projekte erst dann entschieden werde, "wenn eine Anfrage vorliegt, die Projekte alle wesentlichen staatlichen Genehmigungserfordernisse erfüllt haben oder dies absehbar ist, und die hierfür erforderlichen Dokumente, u.a. auch hinsichtlich Umweltverträglichkeit sowie sozialer und kultureller Auswirkungen, vorliegen und einsehbar sind." Da dies zum jetzigen Zeitpunkt bei dem Projekt in Sao Luiz do Tapajos nicht der Fall sei, sei eine Aussage über eine mögliche Teilnahme oder Nicht-Teilnahme von Andritz nicht möglich. "Im Übrigen setzen wir in Ländern mit gut entwickelter Rechtsprechung, zu denen Brasilien sicherlich gehört, hohes Vertrauen in die Ergebnisse der dortigen Genehmigungsverfahren, die die Involvierung aller Stakeholder sicherstellen," teilte das Unternehmen mit.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken