Blutbad in Hessen

Hanau: Terror-Verdacht bestätigt

Veröffentlicht: 20. Februar 2020 00:02 Uhr
Die deutsche Generalbundesanwaltschaft ermittelt nach der Gewalttat in Hanau mit mehreren Toten laut dem hessischen Innenminister Peter Beuth wegen Terrorverdachts. "Nach unseren jetzigen Erkenntnissen ist ein fremdenfeindliches Motiv durchaus gegeben", sagt der Politiker am Donnerstag. Darauf deute etwa eine Homepage hin, aus der sich ein mutmaßlicher rechter Hintergrund ergebe.

Der Täter soll legal im Besitz einer Waffe und Sportschütze gewesen sein. Der mutmaßliche Täter von Hanau war zuvor nicht im Visier der Ermittler. Der Mann sei weder als fremdenfeindlich bekannt gewesen noch polizeilich in Erscheinung getreten, sagte Beuth am Donnerstag im Wiesbadener Landtag. Er verurteilte die Gewalttaten. "Das ist ein Anschlag auf unsere freie und friedliche Gesellschaft", so Beuth.

Der mutmaßliche Täter von Hanau hat nach Informationen aus Sicherheitskreisen wenige Tage vor der Tat ein Video bei Youtube veröffentlicht. In diesem Video spricht der Mann in fließendem Englisch von einer "persönlichen Botschaft an alle Amerikaner". Der Clip, der Donnerstagfrüh weiter im Internet zu sehen war, wurde offensichtlich in einer Wohnung aufgenommen.

Mann spricht von "unterirdischen Militäreinrichtungen"

Darin sagt der Mann, in den USA existierten unterirdische Militäreinrichtungen, in denen Kinder misshandelt und getötet würden. Dort würde auch dem Teufel gehuldigt. Amerikanische Staatsbürger sollten aufwachen und gegen diese Zustände "jetzt kämpfen". Ein Hinweis auf eine bevorstehende eigene Gewalttat in Deutschland ist in dem Video nicht enthalten. Das Motiv des Verbrechens mit insgesamt elf Toten blieb zunächst unklar.

Generalbundesanwalt übernimmt Ermittlungen

Bereits in der Nacht hat der Generalbundesanwalt die Ermittlungen wegen der besonderen Bedeutung des Falls übernommen. Das sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Donnerstag. Nach dpa-Informationen sind Hinweise auf eine ausländerfeindliche Motivation des mutmaßlichen Täters der Grund.

Anschläge in Hanau - Tatorte =.jpg APA
Die Tatorte in Hanau.

In der hessischen Stadt waren am Mittwochabend neun Menschen an zwei verschiedenen Orten erschossen worden. Stunden nach dem Verbrechen entdeckte die Polizei die Leiche des mutmaßlichen Schützen in seiner Wohnung. Dort fanden Spezialkräfte auch noch eine weitere tote Person. "Aktuell gibt es keine Hinweise auf weitere Täter", berichtete die Polizei am frühen Donnerstagmorgen auf Twitter.

Hanau: Deutsche Regierung bestürzt

Die deutsche Regierung reagierte bestürzt auf das Verbrechen. "Die Gedanken sind heute Morgen bei den Menschen in #Hanau, in deren Mitte ein entsetzliches Verbrechen begangen wurde", schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert Donnerstagfrüh auf Twitter. "Tiefe Anteilnahme gilt den betroffenen Familien, die um ihre Toten trauern", fügte er hinzu. Seibert äußerte die Hoffnung, dass die Verletzten bald wieder gesund werden.

Auch der Hanauer Bürgermeister Claus Kaminsky (SPD) zeigt sich in einer Sondersendung von "Bild live" erschüttert über die Gewalttaten. "Das war ein furchtbarer Abend, der wird uns sicherlich noch lange, lange beschäftigen und in trauriger Erinnerung bleiben."

Merkel sagt Termin in Halle ab

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat wegen der Bluttat von Hanau einen geplanten Besuch in Halle in Sachsen-Anhalt abgesagt. Das teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag im Internetdienst Twitter mit. "Die Bundeskanzlerin lässt sich fortlaufend über den Stand der Ermittlungen in Hanau unterrichten", schrieb Seibert weiter. Merkel hatte in Halle die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina besuchen wollen. Diesen Termin wird nun laut Seibert der Kanzleramts-Staatssekretär Henrik Hoppenstedt (CDU) wahrnehmen.

Großfahndung nach Schüssen in Hanau

Die Polizei hatte nach den Schusswaffenvorfällen am Mittwochabend an zwei verschiedenen Orten in Hanau eine Großfahndung eingeleitet. Durch die Schüsse an diesen beiden Tatorten wurden nach neuen Angaben der Polizei insgesamt mindestens neun Menschen getötet. Zudem seien weitere Menschen verletzt worden.

Zahl der Toten steigt auf elf

Zuvor hatte die Polizei die Zahl der Toten an den zwei Tatorten vom Abend in Hanau noch mit acht angegeben. Einer der verletzten Menschen verstarb inzwischen, wie ein Polizeisprecher sagte. Inklusive der beiden in der Wohnung gefundenen Leichen stieg die Zahl der Toten damit auf elf.

Schüsse in Shisha-Bars nicht bestätigt

Medienberichte, wonach die Schüsse in zwei Shisha-Bars abgefeuert worden sein sollen, bestätigte die Polizei weiterhin nicht. Die Schüsse fielen nach ihren Angaben am Heumarkt im Zentrum der Kleinstadt bei Frankfurt am Main sowie in dem Stadtteil Kesselstadt.

Der Hessische Rundfunk (HR) berichtete, zunächst sei eine Shisha-Bar in der Innenstadt angegriffen worden. Danach seien der oder die Täter nach Kesselstadt weitergefahren, wo weitere Menschen in einer Shisha-Bar erschossen worden seien.

Bildergalerien

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(Quelle: apa)

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