Mindestens 1,1 Millionen Menschen waren unter der nationalsozialistischen Herrschaft in Auschwitz-Birkenau vergast, zu Tode geprügelt oder erschossen worden oder an Krankheiten und Hunger gestorben. Mit dem Holocaust-Gedenktag wird am 27. Jänner der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.
"Opfer müssen Memento sein"
Bei Feierlichkeiten in Tschechien mahnte der Überlebende des KZ Theresienstadt, Miroslav Kubik: "Die vielen, vielen Millionen Opfer des vorigen Jahrhunderts müssen uns ein Memento sein."
Eine Delegation des bayerischen Landtags nahm an einer Gedenkstunde im Senat in Prag teil. Landtagspräsidentin Barbara Stamm wertete das gemeinsame Erinnern als "große Geste der Versöhnung". Der Streit um die Nachkriegsvertreibung der Sudetendeutschen hatte die Beziehungen zwischen München und Prag jahrzehntelang überschattet.
Kränze in Leitmeritz niedergelegt
Am Nachmittag legten deutsche und tschechische Vertreter in aller Stille Kränze am ehemaligen Krematorium des KZ Außenlagers in Leitmeritz nieder. Mehr als 4500 Häftlinge des Lagers fanden in einem unterirdischen Stollensystem den Tod, in dem Panzermotoren für den Kriegseinsatz hergestellt wurden. Während der Nazi-Herrschaft waren mehr als 81.000 Juden aus dem "Protektorat Böhmen und Mähren" deportiert worden; nur rund 10.500 überlebten den Holocaust.
"Das Leid, das euch dort widerfahren ist, ist für uns unvorstellbar", sagte die polnische Regierungschefin Beata Szydlo bei einer Gedenkveranstaltung zum 72. Jahrestag der Befreiung des Lagers in der Nähe von Krakau.
Tausende Häftlinge in Auschwitz erschossen
Die Geschehnisse dürften nie vergessen werden, sagte sie. Erinnerung sei die Pflicht nachfolgender Generationen. Am Vormittag hatten die Überlebenden Blumen an der sogenannten Todeswand von Auschwitz niedergelegt, an der Tausende Häftlinge erschossen wurden. Sie warnten vor den rechtspopulistischen Bewegungen in vielen Ländern Europas. "Was derzeit auf der Welt passiert, zeugt für uns davon, dass unser Leiden und was wir im Lager erlebt haben, umsonst war", sagte der ehemalige Häftling Stanislaw Zalewski.
Das Internationale Auschwitz Komitee (IAK) teilte mit, die derzeitigen rechtspopulistischen Entwicklungen in Europa würden die Überlebenden sehr beunruhigen. Sie wollten nicht nur Gegenstand von Gedenkfeiern sein. "Sie hofften und hoffen, dass die Menschen verstehen, dass es um ihre Zukunft geht, wenn sie sich der Schrecken und Fehler der Vergangenheit erinnern", teilte IAK-Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner mit.
Rote Armee befreit tausende Häftlinge
Um nachfolgende Generationen effektiver vor Gefahren von Populismus und Fremdenfeindlichkeit warnen zu können, bat das Museum Auschwitz um Mithilfe bei der Suche nach Dokumenten und Fotos ehemaliger Wachmänner des Konzentrationslagers. Das Museum hofft, dadurch Mentalität der Täter besser nachvollziehen zu können, wie es hieß.
Am 27. Jänner 1945 hatten Soldaten der Roten Armee rund 7.500 überlebende Häftlinge von Auschwitz-Birkenau befreit. Mit dem Holocaust-Gedenktag wird am 27. Jänner der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.
(APA)
(Quelle: salzburg24)