Fehlende Diagnosen

Immer mehr HIV-Fälle in Europa bleiben unentdeckt

Die "Red Ribbon-Schleife" am Parlament in Wien aufgenommen am Donnerstag, 1. Dezember 2016. Die "Red Ribbon-Schleife" gilt als sichtbares Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken.
Veröffentlicht: 01. Dezember 2022 16:12 Uhr
Führende Gesundheitsexperten warnen davor, dass die Zahl der Menschen mit einer nicht-diagnostizierten HIV-Infektion in Europa wächst. Fehlende Diagnosen bedeuteten, dass Hunderttausende Menschen nicht die Versorgung erhielten, die sie benötigten, teilten die WHO Europa und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC am Mittwoch in einem gemeinsamen Bericht mit.
SALZBURG24 (alb)

Es habe einen starken Rückgang bei den gemeldeten Fällen im ersten Corona-Jahr 2020 gegeben. Auch 2021 sei die Zahl der gemeldeten Neudiagnosen in der WHO-Region Europa fast 25 Prozent unter dem Vor-Pandemie-Niveau geblieben. Es bestehe dringender Bedarf, das Testen auf HIV schnellstmöglich auszuweiten.

Stigmatisierung hindert Menschen an HIV-Tests

"Ohne regelmäßige HIV-Tests für die am stärksten Gefährdeten kann ein langer Zeitraum zwischen der HIV-Infektion und -Diagnose vergehen", warnte ECDC-Direktorin Andrea Ammon. Späte Diagnosen erhöhten das Risiko schwerer Erkrankungen und sogar von Todesfällen. WHO-Regionaldirektor Hans Kluge betonte, weiterhin weit verbreitete Stigmatisierungen hielten Menschen davon ab, sich testen zu lassen. Dies gefährde das Ziel, Aids bis 2030 ein Ende zu bereiten.

In Österreich waren laut dem Bericht im Vorjahr 60 Prozent aller bekannten HIV-Infektionen auf Sex zwischen Männern zurückzuführen. 46 Frauen und Männer steckten sich in diesem Zeitraum in heterosexuellen Beziehungen an. Vor zehn Jahren waren es mit 114 Personen noch mehr als doppelt so viele. Kein einziges Neugeborenes wurde demnach durch ihre infizierte Mutter angesteckt.

Mehr als jede zweite Diagnose bei Über-40-Jährigen

50 Prozent und mehr der Infizierten erhielt in Österreich eine Diagnose im Alter von 40 Jahren und darüber. Im Vorjahr steckten sich der Studie zufolge 14 Personen an, weil sie intravenös Drogen konsumierten. Im Jahr 2012 waren es noch 55. Laut dem Bericht starben insgesamt 27 Personen in Österreich im Jahr 2021 an Aids-bedingten Gesundheitsproblemen.

Das Bild, das die Experten von der HIV-Situation in Europa zeichnen, ist zweigeteilt. So blieb die vermutete Zahl der neuen HIV-Infektionen in der 50 Länder umfassenden WHO-Region Europa im Zeitraum 2018 bis 2021 Schätzungen zufolge unverändert, immer mehr Fälle blieben aber unter dem Radar. Für den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), zu dem die EU, Norwegen, Liechtenstein und Island zählen, gebe es im Gegensatz dazu Hinweise, dass die Zahl der Menschen mit unentdeckter Infektion wahrscheinlich zurückgeht.

Nach ECDC/WHO-Angaben wurden im Laufe der vergangenen vier Jahrzehnte HIV-Infektionen bei über 2,3 Millionen Menschen in der WHO-Region Europa nachgewiesen und gemeldet, darunter vor allem im Osten der Region. Fast 590 000 davon lebten im EWR.

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(Quelle: apa)

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