Medien-Überblick

Internationale Pressestimmen zum Coronavirus

Veröffentlicht: 19. März 2020 10:20 Uhr
Die internationalen Zeitungen beschäftigen sich am Donnerstag mit den verschiedenen Ansätzen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Wir verschaffen euch einen Überblick über die Schlagzeilen aus aller Welt.

"Tages-Anzeiger" (Zürich):

"Donald Trump musste sich der Realität beugen. Er erklärte den nationalen Notstand und rief seine Landsleute dazu auf, zu Hause zu bleiben. Was Kinder schon im Schulalter lernen, scheint nun auch beim amerikanischen Präsidenten angekommen zu sein: Man kann sich die Welt nicht beliebig zurechtlügen.

Nun ist es ja nicht so, dass andere Politiker überall auf der Welt die Lage nicht auch unterschätzt hätten und ihre Aussagen laufend anpassen mussten. Aber niemand hat so blank gelogen, so kopflos agiert. Trumps notorische Verweigerung der Fakten ließ die Börse abstürzen, und diese Sprache versteht sogar er."

"de Volkskrant" (Amsterdam):

"Über die Wirksamkeit der jeweils verfolgten Strategien kann erst in einigen Jahren ein endgültiges Urteil gefällt werden. Bis dahin müssen wir uns mit Theorien und Annahmen begnügen. Ministerpräsident Mark Rutte hat in seiner Ansprache erläutert, auf Grund welcher Überlegungen sich die Regierung für eine Politik entschieden hat, die weniger tief in das soziale und wirtschaftliche Leben eingreift als die Maßnahmen, die unter anderem in Belgien, Frankreich und Spanien getroffen wurden. Ein Lockdown könnte kurzfristig eine gewisse Wirkung erzielen, würde aber schwerere Corona-Ausbrüche in der Zukunft nicht verhindern."

"El Mundo" (Madrid):

"Don Felipe hat sich - nicht überraschend - absolut besorgt gezeigt, aber er hat auch Optimismus und Hoffnung geweckt. Mit seinen Worten trägt er zur Stärkung der Einheit bei, die heute alle Institutionen und Parteien unterschiedslos zu einem einzigen Ziel führen muss: den Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie mit der Gewissheit, dass wir bald wieder zur Normalität zurückkehren. (...) Don Felipe musste in einem so kritischen Moment sprechen, und er tat es zur richtigen Zeit. (...) Niemand ist entgangen, dass die Krone einen heiklen Moment durchmacht, aber der König hat erneut die Besonnenheit und Verantwortung unter Beweis gestellt, die seine Regierungszeit kennzeichnen."

"La Repubblica" (Rom):

"Die Tage bis zum Ende des Tunnels lassen sich noch nicht zählen: Man muss lernen, im Tunnel zu leben, dort für lange Zeit auszuharren. Es geht nicht darum, den Atem anzuhalten und zu warten, dass alles so wie vorher weitergehen kann: Man muss lernen, auf eine neue Art zu atmen. Und das alles reicht noch nicht. Es verlassen immer noch zu viele Italiener das Haus, sie joggen, gehen zu Freunden, erfinden zu viele Ausreden, um dem Ausgehverbot zu entgehen. Das Virus verbreitet sich konstant weiter, es geht linear hoch: Es tut immer das Gleiche und ernährt sich von der Überheblichkeit und der großen Dummheit der Menschen. (...) Italien ist den übrigen Ländern Europas und der Welt im Durchschnitt zehn Tage voraus. Wir sind das Alpha-Land, China ist das Null-Land. Nach und nach werden alle anderen ihre Haltung, uns mit Spott und Mitleid zu betrachten (...), aufgeben und unser Maßnahmenpaket übernehmen müssen."

"The Times" (London):

"Regierungen und Zentralbanken haben keine Chance, einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität zu verhindern, denn er ist sowohl für die Krankheit als auch für die Heilung erforderlich. Wenn die Ausbreitung von Covid-19 kontrolliert werden soll, dann müssen die Verbraucher aufhören in Einkaufszentren, Theater und Kinos zu gehen und sie dürfen nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren.

Es gibt jedoch grundlegende Ziele, die Politiker realistischerweise anstreben können. Erstens müssen sie verhindern, dass dieser Abschwung in eine Depression umschlägt. Und zweitens müssen sie zeigen, dass freie Märkte und offener Handel immer noch das beste Wirtschaftsmodell sind, um Wohlstand zu schaffen und das Schicksal der Menschheit zu verbessern. Wenn sie an diesen Zielen scheitern, werden gefährliche Ideen wie Handelsprotektionismus und Staatssozialismus wahrscheinlich unverdiente Glaubwürdigkeit gewinnen."

"Le Parisien" (Paris):

"Es ist heikel, sich in Zeiten wie diesen zu lange mit guten Nachrichten aufzuhalten. Den Geheilten des Coronavirus das Wort zu erteilen, (...), ist einen Schritt auf jene zu, die weiterhin glauben, dass diese Epidemie nicht so schlimm ist und dass es keinen Grund gibt, den eigenen Lebensstil für eine Krankheit zu ändern, die letztendlich nicht gefährlicher sei als eine schwere Erkältung. (...) Geheilte sind der Beweis dafür, dass diese Krankheit schließlich doch verschwinden wird. Sie zeugen aber vor allem davon, dass sie Glück hatten, und dass es kompletter Wahnsinn ist, einen so bösartigen Feind überlisten zu wollen."

"Politiken" (Kopenhagen):

"Den USA in diesen Corona-Zeiten zu folgen, ist, wie ein Zugunglück in Zeitlupe zu beobachten. Die Katastrophe nähert sich immer mehr, aber der Lokführer fummelt verwirrt herum und greift nicht wirklich nach der Bremse. Währenddessen werden die Passagiere immer unruhiger und versuchen zu entkommen. (...) Das massive moralische, politische und menschliche Versagen könnte die USA jetzt extrem hart treffen. (...) Es werden geschwächte USA sein, was auf der anderen Seite herauskommt. Man muss hoffen, dass es auch ein klügeres und ein sozial verantwortungsvolleres Land sein wird."

"Pravo" (Prag):

"Innerhalb eines Jahrzehnts hat Europa drei Systemkrisen erlebt: die Finanz- und Schuldenkrise von 2009, die Migrationskrise von 2015 und die aktuelle Pandemie-Krise. Bei jeder dieser Krisen geht es um etwas anderes und jede hat ihren eigenen Verlauf, dennoch gibt es beunruhigende übereinstimmende Merkmale. Denn zu Beginn steht immer ein Versagen Italiens. Die drittgrößte Volkswirtschaft der EU ist seit langem nicht mehr in der Lage, Krisensituationen zu meistern.

Während der Finanzkrise drohte, dass die italienischen Staatsschulden die Gemeinschaftswährung zerstören. Während der Migrationskrise drohte, dass die Durchlässigkeit der italienischen Grenzen zu einem derart großen Zustrom an Migranten führt, dass sich Europa damit keinen Rat mehr gewusst hätte. Und nun ist Italien zum Zentrum des Coronavirus-Ausbruchs in Europa geworden.

Die Kombination aus Italiens geopolitischer Größe und seiner institutionellen Schwäche sorgt für die Destabilisierung der ganzen Region. (...) Jede Krise wird noch verstärkt durch fehlerhafte Schritte Deutschlands. So zögert die Bundesrepublik in der aktuellen Krise restriktive Maßnahmen hinaus.

(Quelle: apa)

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