Ein Behördenvertreter aus der Region und ein Kämpfer, der die Stadt gegen die Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) verteidigt hatte, bestätigten die Angaben. Die irakische Armee hatte am Samstag gemeinsam mit schiitischen und kurdischen Milizen eine Offensive zur Befreiung von Amerli gestartet.
Die Vereinten Nationen hatten kürzlich gewarnt, in Amerli drohe ein Massaker der sunnitischen IS-Miliz an der überwiegend schiitischen Bevölkerung. Die Stadt liegt rund 170 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad.
Westliche Länder warfen aus der Luft dringend benötigte Hilfsgüter in der belagerten Stadt ab, während US-Kampfflugzeuge Stellungen der Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) in der Nähe sowie am Mossul-Staudamm angriff.
Die mehrheitlich von schiitischen Turkmenen bewohnte Stadt Amerli wird seit zwei Monaten von den Jihadisten belagert, die Anfang Juni weite Teile des Nordirak in ihre Gewalt gebracht hatten. Den Bewohnern fehlt es an Nahrung und Essen, im Fall einer Eroberung droht ihnen wegen ihres schiitischen Glaubens ein Massaker. Die irakische Armee zog in den vergangenen Tagen Truppen nahe der Stadt zusammen. Laut Sicherheitskreisen wurden bereits zehn Dörfer auf dem Weg zur Stadt befreit.
Das US-Verteidigungsministerium teilte mit, auf Bitte der irakischen Regierung habe die US-Luftwaffe Hilfsgüter in Amerli abgeworfen. Auch australische, französische und britische Flugzeuge seien an dem Einsatz beteiligt gewesen, sagte der Pentagon-Sprecher John Kirby. Zur Vorbereitung hätten Kampfflugzeuge IS-Stellungen angegriffen. Der Einsatz werde in Umfang und Dauer beschränkt sein und sich nach den Erfordernissen zum Schutz der eingeschlossenen Zivilisten in Amerli richten.
Zuvor hatte das Pentagon bereits mitgeteilt, die US-Luftwaffe habe bei Angriffen nahe dem strategisch wichtigen Mossul-Staudamm Fahrzeuge und Stellungen der Jihadisten zerstört. Die US-Luftwaffe unterstützt seit Anfang August die kurdischen Milizen und die irakische Armee dabei, die Jihadisten im Norden des Irak zurückzudrängen. Eine Ausweitung der Angriffe zur Bekämpfung der IS-Kämpfer im benachbarten Syrien wird diskutiert, doch steht eine Entscheidung noch aus.
Aktivisten warfen dem Islamischen Staat indes vor, Dutzende yezidische Frauen aus dem Irak nach Syrien verschleppt und dort als Bräute an Kämpfer verkauft zu haben. Es gebe mindestens 27 dokumentierte Fälle von Frauen, die für rund tausend Dollar (758,27 Euro) an IS-Kämpfer verkauft worden seien, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Insgesamt seien rund 300 Frauen und Mädchen im Irak entführt und als Kriegsbeute nach Syrien verschleppt worden.
Das Schicksal der meisten von ihnen sei unklar. Vor ihrem Verkauf als Braut seien die Frauen gezwungen worden, zum Islam zu konvertieren, berichtete die Beobachtungsstelle weiter. Einige syrische Araber und Kurden versuchten den Angaben zufolge zwar noch, die Frauen zu kaufen und dann freizulassen. Doch habe der IS die Frauen nur an Kämpfer aus den eigenen Reihen verkauft.
Die Gläubigen der kurdischsprachigen Yeziden-Minderheit werden vom IS als Teufelsanbeter betrachtet und deshalb besonders unbarmherzig verfolgt. Vor der Syrischen Beobachtungsstelle hatten schon UN-Vertreter und Yeziden berichtet, dass yezidische Mädchen und Frauen von IS-Kämpfern getötet oder gekidnappt worden seien.
Bei zwei Anschlägen auf Stellungen der irakischen Sicherheitskräfte wurden am Sonntag 13 Menschen getötet und 17 weitere verletzt. Laut Polizei gingen in der westirakischen Stadt Ramadi zwei Autobomben mit Selbstmordattentätern in die Luft. Einer der Anschläge richtete sich demnach gegen eine im Bau befindliche Zentrale von Sondereinsatzkräften, der zweite gegen einen ihrer Kontrollposten. Die Stadt liegt rund hundert Kilometer westlich der irakischen Hauptstadt Bagdad. Ein Teil der Stadt wird seit Monaten von Aufständischen kontrolliert.
US-Außenminister John Kerry rief zur Bildung einer weltweiten Allianz gegen den Islamischen Staat auf und bezeichnete dessen Gewalttaten in Syrien und Irak als gezielten "Völkermord". In einem Gastbeitrag für die "New York Times" warb Kerry für eine "gemeinschaftliche Antwort unter Führung der Vereinigten Staaten und mit dem größtmöglichen Bündnis an Nationen". Gemeinsam mit US-Verteidigungsminister Chuck Hagel will Kerry sich beim bevorstehenden NATO-Gipfels in Wales für ein solches Bündnis einsetzen.
Der Golf-Kooperationsrat (GCC) verurteilt unterdessen in einer Erklärung die Gräueltaten der IS-Milizen. "Wir verurteilen aufs Entschiedenste die Praktiken derjenigen, die den Islam als Vorwand zum Morden und Vertreiben nehmen", hieß es in der Erklärung. Dem GCC gehören Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Katar, Bahrain und der Oman an. Mehreren dieser Länder wird die finanzielle und militärische Unterstützung von Extremistengruppen im Irak und Syrien vorgeworfen.
(Quelle: salzburg24)