Der Regierungschef hatte am Montag den Sieg über den Islamischen Staat in der Stadt verkündet. Die militanten Islamisten hatten die rund 300.000 zählende Provinzhauptstadt im Mai überrannt, obwohl sie zahlenmäßig unterlegen waren. Al-Abadi kündigte an, den IS 2016 aus dem Land drängen zu wollen.
Irakische Truppen wollen als Nächstes Ramadi vollständig unter ihre Kontrolle bringen. "Das Militär führt Säuberungsaktionen in Ramadi durch und wird in neue Gebiete vorrücken, um sie zu von den Terroristen zu befreien", sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Viele Jihadisten seien wahrscheinlich bereits in Richtung der Extremisten-Hochburg Falluja, die etwa 50 Kilometer östlich von Ramadi auf halber Strecke nach Bagdad liegt, geflohen. In Ramadi seien noch Sprengfallen der Jihadisten zurückgeblieben, die entschärft werden müssten.
Danach wird erwartet, dass gut ausgebildete Anti-Terror-Einheiten der irakischen Armee sich Falluja zuwenden. Hauptziel bleibt aber die Provinzhauptstadt Mossul, die größte noch verbliebene IS-Hochburg im Irak.
Am Tag nach dem Hissen der irakischen Fahne über dem Regierungsviertel offenbarte sich das ganze Ausmaß des wochenlangen Häuserkampfes in Ramadi. 80 Prozent der Stadt seien zerstört, sagte ein Mitglied des Rates der betroffenen Provinz Al-Anbar. Nach Worten des Gouverneurs von Al-Anbar, Soheib Alrawi, sollen geflohene Bewohner aber bereits in den kommenden Tagen in die Stadt zurückkehren. Bei den Gefechten um Ramadi im Mai wurden Hunderttausende Iraker vertrieben.
Nach der Rückeroberung sind am Dienstag Hunderte sunnitische Stammeskämpfer in der Provinzhauptstadt stationiert worden. Die Mitglieder des Truppenverbands Hashed al-Shaabi sollen dabei helfen, die "befreiten Gebiete zu sichern", sagte der für den Einsatz zuständige General Ismail Mahalawi.
US-Außenminister John Kerry lobte die irakischen Truppen unterdessen in höchsten Tönen. Sie hätten mit gewaltigem Mut und Tapferkeit gekämpft, sagte er am Montag in Washington. "Das irakische Militär bekämpft den Feind mit Ausdauer, Geschick und Entschlossenheit." US-Präsident Barack Obama steht wegen seiner Weigerung, eigene Bodentruppen gegen den IS einzusetzen, unter großem Druck. Er braucht dringend einen sichtbaren Erfolg seiner Strategie.
In Syrien hat der IS neuen Zahlen von Menschenrechtlern zufolge seit Ausrufung ihres "Kalifats" vor 18 Monaten mindestens 420 Mitglieder getötet. Dabei seien vor allem ausländische Kämpfer, die als angebliche Spione enttarnt worden seien und flüchtige Jihadisten, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag mit. Insgesamt habe der IS 3.707 Menschen getötet, unter ihnen 2.001 Zivilisten.
(Quelle: salzburg24)