Droht Zweifrontenkrieg?

Israel greift "Terrorzelle" in Flüchtlingslager-Moschee an

Veröffentlicht: 21. Oktober 2023 20:11 Uhr
Israel will das militärische Vorgehen gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen nach zwei Wochen Bombardement ausweiten. Angesichts einer drohenden Eskalation ordnete das US-Verteidigungsministerium die Verlegung weiterer Waffensysteme ins östliche Mittelmeer an.
SALZBURG24 (KAT)

Unterdessen geht Israel auch im besetzten Westjordanland verstärkt gegen militante Palästinenser vor. In der Nacht auf Sonntag griff die Armee nach eigenen Angaben eine "Terrorzelle" in einer Moschee im Flüchtlingslager Jenin an. In der Al-Ansar-Moschee habe sich ein unterirdischer "Terrorkomplex" der islamistischen Hamas und des Islamischen Jihad befunden, die einen weiteren Terroranschlag geplant hätten, teilte das israelische Militär auf Telegram mit. Unbestätigten Medienberichten zufolge kamen bei dem Angriff zwei Palästinenser ums Leben.

Gewaltsame Zwischenfälle an Grenzen, Orte evakuiert

Auch an der Grenze zum Libanon gab es zuvor wieder gewaltsame Zwischenfälle. Israels Armee griff nach erneutem Beschuss aus dem Libanon eigenen Angaben zufolge "Terrorzellen" in Südlibanon an. Im Libanon operiert die pro-iranische Schiitenmiliz Hisbollah. Diese habe sich "dazu entschieden, an den Kämpfen teilzunehmen", sagte der israelische Verteidigungsminister Yoav Galant am Samstag laut seinem Büro.

Israel will angesichts der Eskalation der Angriffe durch die Hisbollah-Miliz weitere Ortschaften im Norden des Landes räumen. Verteidigungsminister Galant habe die Evakuierung 14 weiterer Gemeinden gebilligt, teilte sein Büro am Sonntag mit. Vor einer Woche hatte Israel bereits eine Vier-Kilometer-Sperrzone im Grenzgebiet zum Libanon erklärt.

Hisbollah droht Israel mit Kriegseintritt

Die Hisbollah droht mit ihren andauernden Angriffen gegen Israel nach Aussagen eines israelischen Armeesprechers, den Libanon in einen Krieg zu reißen. "Wir sehen jeden Tag mehr und mehr Angriffe", erklärte Armeesprecher Jonathan Conricus Sonntag früh. Die pro-iranische Hisbollah-Miliz "eskaliert die Situation" und spiele ein "sehr, sehr gefährliches Spiel", sagte Conricus. Er warnte den Libanon mit deutlichen Worten: "Die Hisbollah greift an und zieht den Libanon in einen Krieg hinein, bei dem er nichts gewinnen, aber viel verlieren wird."

Syrische Staatsmedien meldeten unterdessen israelische Raketenangriffe auf die internationalen Flughäfen von Damaskus und Aleppo am Sonntag. Dabei sei ein ziviler Mitarbeiter ums Leben gekommen, hieß es in den Berichten. Die Flughäfen seien außer Betrieb. Nach Angaben des Verkehrsministeriums werden Linienflüge nach Latakia umgeleitet.

USA verlegen Waffensysteme in Konfliktregion

Nach Gesprächen mit US-Präsident Joe Biden über die "jüngsten Eskalationen durch den Iran und seine Stellvertreter" in der gesamten Nahost-Region habe er die Verlegung weiterer Waffensystemen angeordnet, gab US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Samstag (Ortszeit) bekannt. Er habe die Stationierung einer Batterie des hochmodernen Raketenabwehrsystems THAAD sowie Einheiten des schlagkräftigen Patriot-Luftabwehrsystems in der Region befohlen. Zuvor hatten die USA zur Abschreckung bereits mehrere Kriegsschiffe und Luftwaffengeschwader in die Region verlegt.

Unterdessen steht im Gazastreifen eine weitere Intensivierung der Angriffe bevor: "Wir werden den Gazastreifen für eine operative, professionelle Mission betreten: zur Zerstörung von Hamas-Aktivisten und der Infrastruktur", kündigte Israels Armeechef Herzi Halevi an. "Wir erhöhen die Angriffe und minimieren die Gefahr", zitierten israelische Medien Armeesprecher Daniel Hagari am Samstag. "Wir müssen unter den besten Bedingungen in die nächste Phase des Krieges eintreten." Unklar ist, ob damit die erwartete Bodenoffensive gemeint ist.

Blutige Reaktionen nach Hamas-Terrorangriff

Seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem 1.400 Menschen in Israel getötet und mehr als 200 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden, hat Israels Armee Hunderte von Zielen im Gazastreifen am Mittelmeer bombardiert. Die meisten der bei dem Hamas-Angriff in Israel getöteten Menschen waren offiziellen Angaben zufolge Zivilisten. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen kamen bisher 4.385 Palästinenser ums Leben, 62 Prozent davon Kinder und Frauen. Über 1.000 Menschen würden vermisst.

Die humanitären UNO-Organisationen warnen ungeachtet der ersten Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen vor einer weiter drohenden Verschlechterung der Lage. Sie forderten am Samstagabend eine Feuerpause und ungehinderten Zugang für humanitäre Helfer und Hilfsgüter. Die Zahl der Todesfälle könne wegen Krankheitsausbrüchen und mangelnder Versorgung sprunghaft steigen. Der Gazastreifen sei schon zuvor in einer verzweifelten Situation gewesen. "Jetzt ist die Lage katastrophal. Die Welt muss mehr tun."

Am Samstag waren nach langwierigen Verhandlungen erstmals 20 Lastwagen mit Hilfsgütern von Ägypten aus in den Gazastreifen gelassen worden. Am selben Tag kamen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo bei einem "Gipfel für den Frieden" mehrere Staats- und Regierungschefs der Nahostregion sowie Vertreter der UNO und westlicher Staaten zusammen, ohne dass es jedoch Hoffnung auf Entspannung gab - auch weil Israel nicht eingeladen war. Israels Angriffe wurden scharf kritisiert, aber auch der Terror der Hamas.

Verhandlung zur Freilassung der Geiseln

Nach der Freilassung zweier US-Geiseln aus Hamas-Gefangenschaft gibt es vorsichtige Hoffnung auf Freilassung weiterer Geiseln. Die Zahl der Geiseln im Gazastreifen liegt nach Angaben der israelischen Armee bei mindestens 210. Dies sei die Zahl der Familien, die bisher informiert worden seien, bestätigte ein Militärsprecher am Sonntag.

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Katar, das die Freilassung der ersten beiden Geiseln vermittelt hatte, äußerte sich optimistisch. "Wir sind auf einem Weg, der sehr bald zur Freilassung der Geiseln, insbesondere der Zivilisten, führen wird", sagte Majed al-Ansari, Sprecher des Außenministeriums, der "Welt am Sonntag". Über eine Freilassung israelischer Soldaten will die Hamas laut einem Sprecher aber erst nach dem Krieg verhandeln.

Katar wies zudem Vorwürfe zurück, wonach das Golfemirat die Hamas finanzieren soll. "Diese Anschuldigungen sind offenkundig falsch. Das erkennt jeder, der die Fakten auch nur oberflächlich prüft", sagte Ansari. Die katarische Hilfe für den Gazastreifen werde vollständig mit Israel, der UNO und den USA koordiniert.

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(Quelle: apa)

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