Strenger Blick nach Österreich

Jan Böhmermann kritisiert Wahlergebnisse: "Wurdet ihr alle geblitzdingst?"

Veröffentlicht: 08. Oktober 2024 14:51 Uhr
"Die Scheiße habt ihr euch selber eingebrockt. Jetzt müsst ihr schauen, wie ihr damit klar kommt", sagt der deutsche Satiriker Jan Böhmermann hinsichtlich der Wahlergebnisse in Österreich.

Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann ("ZDF Magazin Royale") hat das Erstarken der FPÖ wiederholt und mit Eifer kritisch begleitet. In einem gemeinsam von APA und "Kronen Zeitung" geführten Interview spricht er mit Blick auf das Nationalratswahlergebnis von "absolutem Wahnsinn" und stellt die Gedächtnisleistung der Wählerinnen und Wähler in Frage.

"Die Scheiße habt ihr euch selber eingebrockt. Jetzt müsst ihr schauen, wie ihr damit klar kommt. Und mit Scheiße meine ich nicht nur die braune Scheiße, sondern auch die bestehende Fast-Unmöglichkeit, jetzt eine vernünftige, stabile Regierung zu bilden", so Böhmermann zum Ergebnis des jüngsten Urnengangs. Er fragt sich, wie es sein könne, auf FPÖ-Chef Herbert Kickl, der als Innenminister "furchtbare Dinge" getan habe, hereinzufallen. "Wurdet ihr alle geblitzdingst wie bei 'Men in Black'? Wie gut ist das Gedächtnis der Wählerinnen und Wähler in Österreich? Offenbar nicht sehr gut."

Böhmermann betont Rolle von politischer Kunst

Politische Kunst sei jetzt viel wichtiger als zuvor. "Bis hierhin war politische Kunst oft Warnung, jetzt heißt es, politische Kunst mit der gleichen Konsequenz in einem feindseligeren Klima zu machen", sagt Böhmermann. Wobei: "Das macht doch viel mehr Spaß, das spritzt doch noch mehr. Es ist viel herausfordernder, man landet noch schneller vor Gericht, es gibt noch lauteren, blöderen Ärger."

Wieso interessiert sich Satiriker so für Österreich? 

Sein großes Interesse an den Vorgängen in Österreich erklärt er mit seiner "tiefen Zuneigung" für das Land. "Ich mag die Österreicherinnen und Österreicher einfach gerne und bin seit meiner Kindheit oft in ihrem Land", sagt der Satiriker. Entsprechend persönlich berührt sei er davon, "was für eine Katastrophe sich da politisch in Österreich entwickelt". Aber man habe es in Europa geschafft, sich aus dem finstersten Mittelalter in Aufklärung und freie und liberale Demokratien hochzuarbeiten. "Und bei allem Pessimismus sind wir noch weit davon entfernt, wieder in die totale Finsternis zurückzufallen", zeigt er sich überzeugt. Es enttäusche aber trotzdem, "wie dumm die Menschen sind". Andererseits: "Wenn man mal selber in sich hineinschaut und merkt, wie dumm man selber ist, wundert es einen auch nicht", übt sich der 43-Jährige in Selbstreflexion.

(Quelle: apa)

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