Kein Schiff der Gaza-Hilfsflotte hat den Gazastreifen erreicht. Das israelische Außenministerium teilte am Donnerstag mit, keinem der Boote sei es gelungen, Israels Seeblockade zu durchbrechen. Die israelische Marine fing im Mittelmeer nach Angaben der Organisatoren der Global Sumud Flotilla mit Hilfslieferungen für die notleidenden Palästinenser im Gazastreifen rund 40 von 45 Booten ab.
Israel startet Abfangaktion von Hilfsschiffen
Die Abfangaktion des Militärs rund 80 Kilometer vor der Küste noch in internationalen Gewässern hatte am späten Mittwochabend begonnen. Aktivisten bezeichneten sie als illegal und warfen Israel Völkermord im Gazastreifen vor. Israel hat diese Vorwürfe bereits in der Vergangenheit zurückgewiesen.
Ein Boot, die "Mikeno", konnte sich nach Angaben von Aktivisten dem Gazastreifen bis auf wenige Kilometer nähern. So zeigte es auch ein von der Trägerorganisation der privaten Aktion betriebener Schiffsortungsdienst im Internet an. Die israelische Armee wies diese Angaben jedoch zurück und sprach von einem Fehler bei der Schiffsortung, wie die Zeitung "Times of Israel" berichtete.
Die nach Angaben der Global Sumud Flotilla rund 500 Teilnehmer aus mehr als 40 Ländern, darunter auch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg und vier Aktivisten aus Österreich, sollten von der israelischen Marine nach Israel gebracht und von dort abgeschoben werden. Die Menschen seien "in Sicherheit und bei guter Gesundheit", schrieb das israelische Außenministerium auf der Plattform X.
Ex-ÖSV-Athlet unter Aktivist:innen
Unter den vier Österreichern ist auch der 27-jährige Ex-Skirennläufer Schütter. Der Steirer aus Schladming hatte im Februar 2024 nach einem Kreuzbandriss nach 60 Europacup- und elf Weltcuprennen das Ende seiner Karriere bekannt gegeben. Schütter ist auch Umweltaktivist bekannt.
Aktivisten bezeichneten die Aktion trotz allem als Erfolg, weil es nach ihrer Einschätzung erstmals einem zivilen Schiff gelungen sei, die israelische Seeblockade zu durchbrechen und in die zwölf Meilen breiten Hoheitsgewässer vor dem Gazastreifen einzudringen. Allerdings war das Schicksal der "Mikeno" wegen unterbrochener Kommunikation unklar. Es gab keine Angaben, dass das Boot die Küste erreicht hätte und eventuell Hilfsgüter an Land bringen konnte.
Die "Times of Israel" schrieb unter Berufung auf Militärangaben, anders als von Aktivisten behauptet, habe es keines der Schiffe der Flottille geschafft, die von Israel kontrollierten Gewässer vor der Küste Gazas zu erreichen. Diese Angaben beruhten auf falschen Tracking-Informationen. Die israelische Armee und das Außenministerium in Jerusalem antworteten zunächst nicht auf Anfragen zur "Mikeno".
Zwei weitere Boote drehten Richtung Norden ab und entgingen der Militäraktion. Ein viertes Boot, ein Nachzügler, befand sich noch weit entfernt vom Gazastreifen. Sollte es sich weiter annähern, werde es auch gestoppt, schrieb das Außenministerium.
Was mit den gestoppten Booten und den Hilfsgütern an Bord geschehen würde, war zunächst unklar. Angebote, die Hilfslieferungen der Flottille über einen israelischen Hafen in den Gazastreifen bringen zu lassen, hatten die Aktivisten zuvor abgelehnt.
Bereits im Jahr 2010 wurden bei der Erstürmung einer ähnlichen Flotte durch israelische Soldaten neun Aktivisten getötet. Im Juni dieses Jahres hatten israelische Marine-Einheiten Thunberg und elf weitere Aktivisten eines Schiffes festgenommen, als sie sich dem Gazastreifen näherten.
(Quelle: apa)