Ukraine-Krieg, Tag 33

Kiew befürchtet Zuspitzung der Lage in Mariupol

Veröffentlicht: 28. März 2022 09:01 Uhr
Nach der Ankündigung Russlands, sich im Ukraine-Krieg künftig auf die "Befreiung des Donbass" konzentrieren zu wollen, befürchtet die Regierung in Kiew eine Zuspitzung der Lage in Mariupol und im Osten des Landes. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Situation in Mariupol als eindeutige humanitäre Katastrophe.
SALZBURG24 (KAT)

Die von Frankreich mit der Türkei und Griechenland geplante Evakuierungsmission ist weiter nicht abschließend vereinbart.

Anzeige für den Anbieter APA Infografik über den Consent-Anbieter verweigert

Telefonat zwischen Macron und Putin geplant

Nach der Ankündigung der humanitären Aktion durch Präsident Emmanuel Macron am Freitagabend stehe die dafür nötige Abstimmung mit Russlands Präsident Wladimir Putin noch aus, hieß es am Montag aus dem Élyséepalast in Paris. Noch gebe es keinen Termin für ein Telefonat der beiden Präsidenten. Auch aus dem Kreml hieß es, dass es noch keinen Termin für ein solches Telefonat gebe.

Russland verlegt Einheiten an ukrainische Grenze

Russland verlegte indes weiterhin zusätzliche Militäreinheiten an die ukrainische Grenze. Dies bedeutet "eine potenzielle oder starke Verschlechterung rund um Mariupol", sagte der ukrainische Präsidentenberater Oleksij Arestowytsch in einer auf dem Telegram-Konto des Präsidenten veröffentlichten Botschaft. Kiew warf Moskau eine "unmenschliche Taktik" vor.

Keine Fluchtkorridore am Montag

Nach Angaben der stellvertretenden ukrainischen Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk wurden am Sonntag 1.100 Menschen aus umkämpften Gebieten ihres Landes evakuiert. Aufgrund der Bedrohung durch russische Truppen könnten an diesem Montag keine Fluchtkorridore zur Evakuierung von Zivilisten eingerichtet werden. Es gebe Geheimdienstinformationen über mögliche "Provokationen" auf den Routen, sagte Wereschtschuk am Montag. Die Ukraine und Russland werfen sich seit Wochen gegenseitig vor, die Evakuierung von Zivilisten aus besonders umkämpften Gebieten zu sabotieren.

Anzeige für den Anbieter APA Infografik über den Consent-Anbieter verweigert

Mariupol soll vollständig evakuiert werden

Der Bürgermeister von Mariupol rief zur vollständigen Evakuierung der ukrainischen Hafenstadt auf. Es drohe eine humanitäre Katastrophe, sagt Wadym Boitschenko. Unter anderem seien 160.000 Einwohner ohne Strom. Es seien zwar Busse für eine Evakuierung bereitgestellt. Russland habe aber keine freie Passage zugesagt.

Russische Truppen drängen auf Hafenstadt

Russische Truppen verstärkten offenbar ihre Versuche, Mariupol einzunehmen. In der Nähe der eingekesselten Hafenstadt würden sie Geländegewinne erzielen, erklärte das britische Verteidigungsministerium am Montag. Dort würden die russischen Truppen vor allem versuchen, den Hafen einzunehmen. Im Norden des Landes zogen sich russische Truppen dagegen weiter zurück.

Ukraine startet Gegenangriffe

Die Ukrainer könnten nun hoffen, dass der "Feind" aus den Regionen Kiew, Tschernihiw, Sumy und Charkiw "vertrieben" werden könne, so Arestowytsch mit Verweis auf die nördlichen und östlichen Regionen. Die ukrainischen Truppen hätten dort kleine, taktische Gegenangriffe gegen die russischen Truppen gestartet.

Das ukrainische Militär teilte in der Nacht auf Montag mit, Russland verlege weiterhin zusätzliche Militäreinheiten an die ukrainische Grenze. Zudem werden Raketen- und Luftangriffe auf ukrainische Truppen und militärische Infrastrukturen fortgesetzt.

Selenskyj-Berater: "Unmenschliche Taktik"

Die ukrainische Führung warf dem russischen Militär unterdessen eine "unmenschliche Taktik" vor. Dazu gehörten etwa die "partielle oder totale Blockade von humanitären Korridoren, Blockade der belagerten Städte", schrieb Präsident Selenskyjs Berater Mychajlo Podoljak auf Twitter.

Raketenangriffe auf ukrainische Städte

Zudem setze Russland "totale Raketenangriffe" gegen ukrainische Städte fort. Dazu werde die Hafenstadt Mariupol mit Bombenteppichen eingedeckt. "Die Russen haben keine Sprache, keinen Humanismus und keine Zivilisation mehr", schrieb Podoljak. "Nur noch Raketen und Bomben, um die Ukraine möglichst von der Landkarte auszuradieren."

Tausende Wohnhäuser in Charkiw zerstört

In der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw sind seit Beginn der russischen Angriffe nach ukrainischen Angaben fast 1180 mehrgeschoßige Wohnhäuser zerstört worden. Außerdem seien mehr als 50 Kindergärten, fast 70 Schulen und 15 Krankenhäuser vernichtet worden, sagte der Charkiwer Bürgermeister Ihor Terechow am Montag nach Angaben der Agentur Unian. Binnen 24 Stunden hätten die russischen Truppen Charkiw fast 60 Mal mit Artillerie und Mörsern beschossen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Rund 30 Prozent der Bevölkerung hätten die Stadt verlassen, sagte Terechow. Einige Menschen seien aber auch wieder zurückgekehrt. Charkiw hatte vor Kriegsbeginn rund 1,5 Millionen Einwohner und ist nach Kiew die zweitgrößte Stadt der Ukraine. Seit der russischen Invasion vor viereinhalb Wochen wird die Stadt aus der Luft und mit Artillerie angegriffen.

Russlands Truppen weiter vor Kiew

Die Ukraine sieht weiterhin keine Anzeichen, dass sich die russischen Truppen von Kiew zurückziehen. Die russische Föderation habe ihre Pläne nicht aufgegeben, Kiew - wenn es nicht gelänge, die Hauptstadt einzunehmen - einzukesseln, sagte der Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums, Olexander Motusjanyk. "Derzeit sehen wir keine Bewegungen der feindlichen Truppen weg von Kiew."

Anzeige für den Anbieter Glomex über den Consent-Anbieter verweigert

Bildergalerien

(Quelle: apa)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken