"Jeder glaubt, Kopfschmerzen können am besten selbst behandelt werden. (...) Kopfschmerzen werden scheinbar ignoriert, marginalisiert und bagatellisiert", sagte Eugen Trinka, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN).
Migränehäufigkeit in Österreich bei 13 Prozent
Georg Brössner, Präsident der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft (ÖKSG), sagte: "Die Migränehäufigkeit liegt in Österreich bei 13 Prozent der Bevölkerung. Bei den Frauen leiden 18 Prozent an Migräne, ebenso acht Prozent der Männer." Bei chronischer Migräne mit zumindest mehr als drei bis vier Attacken pro Monat sollte eine vorbeugende Behandlung ins Auge gefasst werden. Dazu ist aber zunächst einmal eine entsprechende Diagnose notwendig.
Nur 40 Prozent der Patienten mit Medikamenten behandelt
Der Experte merkte kritisch an: "Nur 40 Prozent dieser Patienten haben je eine medikamentöse Prophylaxe bekommen." Auf diesem Gebiet wurden bisher vor allem Beta-Blocker, Sartane, Kalziumantagonisten (alle drei an sich sich Blutdruckmittel) und andere, nicht spezifisch dafür entwickelte Medikamente verwendet.
Neuartiges Medikament zugelassen
Eine Neuerung stellen jetzt monoklonale Antikörper zur Blockierung des sogenannten Calcitonin Gene-related Peptide (CGRP) oder dessen Rezeptoren dar. Das erste derartige Medikament, das einmal im Monat unter die Haut injiziert werden muss, wurde vor kurzem zugelassen.
"Grob gesagt wurde damit bei 50 Prozent der Patienten in der klinischen Studie die Häufigkeit der Migräne-Attacken halbiert", sagte Brössner. Im Durchschnitt kam es unter dieser Therapie bei den Studienpatienten zu einem Rückgang der Häufigkeit der Attacken von durchschnittlich 8,3 pro Monat auf rund fünf Anfälle (minus 3,2 bzw. minus 3,7 Attacken pro Monat).
Auch Placebo sorgt für Verringerung
Doch auch unter Placebo trat durchschnittlich eine Verringerung der Häufigkeit der Beschwerden um 1,8 Tage ein. Eine erste Vergleichsstudie zwischen der Anwendung des ersten derartigen Medikamentes mit herkömmlich verwendeten Arzneimitteln in der Migräneprophylaxe ist erst im Anlaufen. Laut Trinka gibt es allerdings in Österreich zu wenige Neurologen in der niedergelassenen Praxis und mit Kassenvertrag. Das behindert die Diagnostik und die Therapie.
(APA)
(Quelle: salzburg24)