Weder ein Treffen bei der UNO-Klimakonferenz in Paris noch ein Telefonat seien geplant, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow russischen Agenturen zufolge. Erdogan sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu in Paris, er habe noch am Tag des Abschusses um ein Gespräch gebeten. "Wir warten immer noch auf Antwort."
Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu bekräftigte die Weigerung seiner Regierung, für den Abschuss des Kampfjets im türkisch-syrischen Grenzgebiet am vergangenen Dienstag um Verzeihung zu bitten. "Unser Militär hat seinen Job gemacht und unseren Luftraum geschützt", sagte er nach einem Treffen mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. "Wenn es keine Luftraumverletzung gegeben hätte, würde es jetzt nicht so eine Krise geben."
Davutoglu forderte Russland auf, die Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei zu überdenken. "Diese Maßnahmen werden den Interessen beider Seiten schaden." Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wollte den UNO-Klimagipfel in Paris für getrennte Gespräche mit Putin und Erdogan nutzen, wie ein Sprecher der deutschen Bundesregierung sagte.
Putin hatte am Wochenende wegen des Kampfjet-Abschusses Sanktionen gegen die Türkei erlassen. Vizeregierungschef Igor Schuwalow sagte am Montag, alle Charterflüge in die Türkei würden eingestellt. Agenturen dürfen keine Reisen mehr in das Land anbieten. Zudem benötigen Türken ab 2016 wieder ein Visum für Reisen nach Russland.
Die Einfuhr von Gemüse und Obst soll erst in mehreren Wochen verboten werden. Russland kauft der Agentur Interfax zufolge etwa 20 Prozent seines Gemüse- und 25 Prozent seines Bedarfs an Zitrusfrüchten in der Türkei ein. Industriewaren wie etwa Textilien würden zunächst nicht mit einem Importstopp belegt, sagte Schuwalow. Beobachter hatten weiterreichende Einfuhrbeschränkungen erwartet.
Putin verschärfte den Tonfall gegenüber der Türkei noch einmal. Russland habe weitere Informationen, wonach Öl aus dem Gebiet der Extremistenmiliz IS durch die Türkei geleitet werde, sagte der Staatschef am Rande des Klimagipfels in Paris. Die Türkei habe den Jet abgeschossen, weil es diese Ölquelle habe erhalten wollen. Es handle sich um einen "Riesenfehler".
Erdogan hat russische Vorwürfe, wonach sein Land mit dem IS Ölgeschäfte macht, bereits zurückgewiesen. Dies sei Verleumdung. Die Türkei kaufe Öl nur von bekannten Anbietern, hatte der türkische Präsident in der vergangenen Woche erklärt.
Nach dem Abschuss des Kampfjets arbeitet die NATO an neuen Sicherheitsmechanismen. "Der Vorfall der vergangenen Woche zeigt, wie wichtig es ist (...), für Transparenz, Stabilität und Berechenbarkeit in unserer Beziehung zu Russland zu sorgen", sagte Generalsekretär Stoltenberg nach dem Treffen mit Davutoglu. Bereits beim NATO-Außenministertreffen an diesem Dienstag und Mittwoch solle über Maßnahmen zur Risikoreduzierung und Deeskalation diskutiert werden.
Unterdessen brachte die russische Armee die Leiche des bei dem Abschuss getöteten Piloten nach Moskau. Das Flugzeug mit den sterblichen Überresten von Oleg Peschkow sei auf dem Militärflugplatz Tschkalowski nordöstlich der Hauptstadt gelandet, teilte das russische Verteidigungsministerium am Montag der Agentur Interfax zufolge mit.
Verteidigungsminister Sergej Schojgu und eine Ehrenwache hätten die Leiche des Oberstleutnants in Empfang genommen. Eine Formation russischer Jagdflugzeuge begleitete die Maschine auf den letzten Kilometern bis zur Landung. Der Pilot wird auf Wunsch der Familie in Lipezk rund 400 Kilometer südöstlich von Moskau begraben.
Das Flugzeug mit dem Toten war vom Flughafen Ankara aus gestartet. Davutoglu hatte gesagt, die Türkei habe die Leiche aus Syrien in Empfang genommen. Der Pilot war beim Abschuss des Kampfjets durch die Türkei im Grenzgebiet zu Syrien am 24. November ums Leben gekommen. Der zweite Pilot war gerettet worden. Der Abschuss sorgt für Spannungen zwischen Ankara und Moskau.
(Quelle: salzburg24)