Beim österreichischen EU-Vorsitz-Motto "Ein Europa, das schützt" gehe es um Sicherheit und die Absicherung des Wohlstands in Europa. Um Sicherheit, Stabilität und Ordnung aufrechtzuerhalten, sei "der Kampf gegen die illegale Migration ganz entscheidend", bekräftigte Kurz am Samstag im APA-Interview. Er sei froh über die Bewegung in Europa, sei er doch jahrelang für seine Forderungen bezüglich Außengrenzschutz, Frontex und "Schutzzonen" außerhalb Europas kritisiert worden. "Die Veränderung hat also in den Köpfen stattgefunden, und jetzt muss sie auch noch auf den Boden gebracht werden."
EU-Afrika-Gipfel Ende 2018
Die in der Gipfelerklärung festgeschriebene Schaffung von Flüchtlingszentren in Staaten außerhalb der EU verlange eine "starke Zusammenarbeit" mit den nordafrikanischen Staaten, erklärte Kurz. Dazu solle es während der österreichischen Ratspräsidentschaft, also im zweiten Halbjahr, einen EU-Afrika-Gipfel geben, kündigte er an. Gefragt, wie man denn mit Ländern mit instabilen politischen Verhältnissen wie Libyen verhandeln wolle, meinte Kurz, es seien "nicht alle Staaten instabil". So gebe es in Ägypten, Marokko oder Tunesien klare Ansprechpartner, und auch in Libyen gebe es "eine von uns anerkannte Regierung".
Wichtig sei, dass Flüchtlingsboote nach ihrer Rettung im Mittelmeer wieder zurückgebracht würden und nicht nach Europa. Damit entziehe man den Schleppern die Grundlage, beende das Ertrinken im Mittelmeer und stoppe die "Überforderung in Europa", gab sich Kurz einmal mehr überzeugt. Teilweise gebe es ja schon eine gute Zusammenarbeit, nannte Kurz den Türkei-Deal sowie Kooperationen mit Ägypten oder Libyen.
Kurz: Hilfe vor Ort ausbauen
Gratis wird es die von der EU gewünschten Flüchtlingszentren in Nordafrika nicht geben. Natürlich sei es notwendig, den Staaten "entgegenzukommen", meinte Kurz dazu - aber: "Die Kosten für solche Anlandeplattformen wären wesentlich geringer als für unsere Asylsysteme in Europa derzeit."
Zudem wolle man die Hilfe vor Ort ausbauen, sagte Kurz, es gehe um mehr und effizientere Hilfe. Derzeit kämen vor allem junge Männer, die wirklich Schutzbedürftigen Frauen, Kinder und Älteren, die zurückblieben, bräuchten mehr Unterstützung, so Kurz.
Einer aktuellen "Profil"-Umfrage zufolge finden es 72 Prozent der Österreicher gut, dass Kurz eine deutlich andere Politik in EU-Themen vertritt als seine deutsche Amtskollegin Angela Merkel. Laut der vom Meinungsforschungsinstitut unique Research durchgeführten Studie erachten 42 Prozent den Weg Kurz' als "sehr richtig", 30 Prozent als "eher richtig".
Als "eher falsch" empfinden neun Prozent der Befragten die "konträre Linie" des Bundeskanzlers. Sechs Prozent halten sie für "ganz falsch". 13 Prozent machten keine Angaben. Befragt wurden 500 Personen. Die maximale Schwankungsbreite beträgt plus/minus 4,4 Prozent.
(APA)
(Quelle: salzburg24)