"Wir melden die Mitarbeiter umgehend beim AMS an und beginnen im Jänner mit der Personalreduktion", sagte Unternehmenschef Peter Untersperger am Freitag zur APA. Schon bisher reduzierte der Konzern den Personalstand weltweit um rund 600 Vollzeitstellen, 250 davon in Österreich. Auch die Leiharbeiterzahl wurde mehr als halbiert.
"Wenn wir Großprojekte nicht machen, die sonst sehr viele Leute beanspruchen, haben wir sehr viele Kapazitäten übrig", so Untersperger. Sprich Personal, das nicht gebraucht wird. Betroffen seien Beschäftigte in den Bereichen Engineering, Instandhaltung und Technik. Ein Drittel des angekündigten Abbaus betrifft Leiharbeiter. Der noch laufende Sozialplan sowie die Lenzing-Arbeitsstiftung gelten auch für die aktuell Betroffenen.
Ob dem Sparkurs der Firma auch ganze Fabriken zum Opfer fallen, ist noch nicht klar. Alle Standorte stünden auf dem Prüfstand, hatte Untersperger heuer angekündigt. "Wir sind mit der Überprüfung noch nicht fertig", sagte Untersperger am Freitag auf Nachfrage. Man stelle sich natürlich schon die Frage, "ob wir die richtigen Produkte an den richtigen Standorten mit den richtigen Kosten haben". Lenzing hat Werke in China, Indonesien, USA, England, Tschechien und eben Österreich.
Zum Halbjahr hatte Lenzing angekündigt, nachschärfen zu müssen und statt der für 2014 geplanten Einsparungen von 60 Mio. 90 Mio. Euro sparen zu müssen. "Das geht jetzt schon Richtung 100 Mio. Euro", so Untersperger. Auch die Investitionen sollen künftig auf 100 Mio. Euro oder sogar darunter reduziert werden. 2012 investierte Lenzing noch 340 Mio. Euro. 2013 waren es dann nur noch 250 Mio. Euro.
Einen Ausblick für das Gesamtjahr 2014 hat das Management heuer nicht bekanntgegeben. Untersperger rechnet nicht mit einer Besserung bei den Faserpreisen. Zuletzt kostete ein Kilo Fasern 1,55 Euro, nach 1,72 Euro im Jahr davor. "1 Cent weniger kostet uns 10 Mio. Euro Umsatz", erläuterte der Unternehmenschef.
Positives hatte Untersperger von der neuen Faser-Anlage in Lenzing (Oberösterreich) zu vermelden. Die Anlage sei nun komplett hochgefahren, die Auslastung sei gut.
Die Mitarbeiter wurden im Rahmen einer Betriebsversammlung vom Vorstand über die Situation informiert. Er sei vor allem über das Ausmaß von 250 Jobs, die wegfallen könnten, überrascht gewesen, sagte Betriebsratschef Rudolf Baldinger im Gespräch mit der APA.
"Allerheiligen-Stimmung" - so beschrieb Baldinger die allgemeine Gemütsverfassung bei der Veranstaltung, an der rund 700 bis 800 Personen teilnahmen. "Wir haben gewusst, dass ein Projekt läuft. Es geht ja die Beraterfirma ein und aus", erklärte der Betriebsrat. Aber mit einem Stellenabbau in dieser Dimension habe er nicht gerechnet. Mit dem Vorstand sei vereinbart worden, dass der bestehende Sozialplan verlängert werde. Auch die Stiftung solle den Mitarbeitern wieder zur Verfügung stehen. 50 bis 60 Personen aus der letzten Kündigungswelle hätten diese genützt.
Baldinger befürchtet durch eine Stellenreduzierung in der genannten Größenordnung massive Auswirkungen auf die Produktion. Es gebe allerdings auch Optimismus, dass es nicht ganz bei dieser Zahl bleibe. Denn im Vorjahr sei angekündigt worden, 390 eigene Mitarbeiter am Standort Lenzing abzubauen, letztendlich seien es 162 gewesen.
Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) sprach von einer "bedauerlichen Entwicklung" infolge der internationalen Entwicklung. Es sei zwar bekannt, dass es derzeit am Zellulosemarkt schwer sei, aber er selbst sei erst gestern, Donnerstag, über die neuerlichen Stellenabbaupläne informiert worden. Von der letzten Freisetzungswelle seien derzeit noch zehn Betroffene am Markt, er hoffe, dass das auch diesmal gelingen werde.
"Eine Katastrophe" ist der angekündigte Stellenabbau für den oberösterreichischen LH-Stv. (SPÖ) Reinhold Entholzer. Er rufe alle Beteiligten dazu auf, sich an einen Tisch zu setzen, um über Lösungen für die Sicherung des Wirtschaftsstandortes zu diskutieren. "Die Politik darf hier die Augen nicht verschließen", so Entholzer. "Gebot der Stunde" sei ein von der SPÖ seit langem geforderter Industriebeteiligungsfonds.
(Quelle: salzburg24)