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Leonardo DiCaprio holt seinen ersten Oscar

Veröffentlicht: 29. Februar 2016 06:08 Uhr
Im fünften Anlauf hat es endlich geklappt: Leonardo DiCaprio hat sich bei der 88. Oscar-Verleihung in Los Angeles die Trophäe für den besten Hauptdarsteller gesichert. Mit seinem großteils stummen Part als verletzter Trapper in Alejandro G. Inarritus Rachewestern "The Revenant" setzte sich der 41-Jährige gegen die Konkurrenz durch und nahm den Preis aus den Händen von Julianne Moore entgegen.

Der engagierte Umweltschützer nutzte seine Dankesrede für einen Appell: "Der Klimawechsel findet jetzt statt - und ist die größte Bedrohung für unsere Spezies." Ansonsten zeigte sich der Schauspieler freudestrahlend gerührt von seiner Ehrung und den stehenden Ovationen im Auditorium. "Du hast Dich in den vergangenen zwei Jahren in die Filmgeschichte eingeschrieben", zollte er dabei seinem Regisseur Alejandro G. Inarritu Respekt. Leer nach Hause gehen müssen wegen des DiCaprio-Triumphs mit Ansage hingegen Bryan Cranston ("Trumbo"), Matt Damon ("The Martian"), Michael Fassbender ("Steve Jobs") und Eddie Redmayne ("The Danish Girl").

Beste Regie: Alejandro G. Inarritu für "The Revenant"

Inarritu wurde zum zweiten Mal in Folge bei den Oscars zum besten Regisseur gekürt. Ein Jahr nach seinem Sieg mit der Satire "Birdman" holte der Mexikaner den begehrten Regiepreis für sein zwölffach nominiertes Rachedrama "The Revenant - Der Rückkehrer". Inarritu ist damit nach John Ford (1940/41) und Joseph L. Mankiewicz (1949/50) erst der dritte Regisseur, der in zwei Jahren hintereinander zu Oscar-Ehren kommt. Weiters in der Regie-Kategorie nominiert waren heuer Adam McKay ("The Big Short"), George Miller ("Mad Max: Fury Road"), Lenna Abrahamson ("Room") und Tom McCarthy ("Spotlight").

In "The Revenant" erzählt der 52-jährige Inarritu vom schwerverletzten Pelztierjäger Hugh Glass (DiCaprio), der, von seinen Kollegen verlassen, in den 1820er-Jahren alleine durch die kanadische Wildnis zurück in die Zivilisation finden muss. Für die eindrücklichen, ausschließlich in natürlichem Licht gedrehten Naturaufnahmen wurde an diesem Abend bereits Inarritus Landsmann Emmanuel Lubezki - zum dritten Mal infolge nach "Gravity" und "Birdman" - als bester Kameramann ausgezeichnet.

Bester Film: "Spotlight"

Eine Überraschung war hingegen der Sieger in der Königskategorie "Bester Film". Nicht "The Revenant" sondern "Spotlight" gewann den Oscar. Das Drama über die Aufdeckung der Investigativreporter der Zeitung "The Boston Globe" des sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester konnte damit zwei Preise für sich reklamieren. Zuvor wurden Regisseur Tom McCarthy und Co-Autor Josh Singer bereits für das Original-Drehbuch ausgezeichnet.

"Dieser Film hat den Überlebenden eine Stimme gegeben - und der Oscar dient nun hoffentlich als Verstärker, damit diese Stimme ihren Weg bis in den Vatikan findet", zeigte sich Produzent Michael Sugar bewegt über die Auszeichnung für das Aufdeckerdrama.

Beste Hauptdarstellerin: Brie Larson in "Room"

Eine Hollywood-Newcomerin sicherte sich die höchste Schauspieler-Ehre: Brie Larson wurde für ihre bewegende Rolle der als Teenager entführten Joy Newsome in Lenny Abrahamsons Independent-Drama "Room" als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Die Trophäe nahm sie aus den Händen von Vorjahresgewinner Eddie Redmayne entgegen.

Die 26-jährige Kalifornierin hatte im Vorfeld der Verleihung als Favoritin gegolten. Ihre Darstellung der emotionalen Tour de Force einer jungen Frau, der nach sieben Jahren Gefangenschaft gemeinsam mit ihrem Sohn die Flucht gelingt, hatte ihr zuvor bereits einen Golden Globe und einen SAG Award eingebracht. Sie verwies damit ihre Mitkonkurrentinnen Cate Blanchett ("Carol"), Jennifer Lawrence ("Joy"), Charlotte Rampling ("45 Years") und Saoirse Ronan ("Brooklyn") auf die hinteren Plätze.

Bester Nebendarsteller: Mark Rylance in "Bridge of Spies"

Der versierte britische Theater- und Filmdarsteller Mark Rylance wurde für seinen Part in "Bridge of Spies" als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Der 56-Jährige setzte sich damit überraschend gegen Altstar Sylvester Stallone durch, der für seine erneute Darstellung des alternden Boxers Rocky in "Creed - Rocky's Legacy" als haushoher Favorit gegolten hatte.

Beste Nebendarstellerin: Alicia Vikander in "The Danish Girl"

Als beste Nebendarstellerin wurde die 27-jährige Schwedin Alicia Vikander für ihre Rolle der dänischen Malerin Gerda Wegener im Transsexuellendrama "The Danish Girl" geehrt. Vikander setzte sich mit ihrer ersten Nominierung gegen ihre renommierte Kolleginnen Kate Winslet ("Steve Jobs"), Jennifer Jason Leigh ("The Hateful Eight"), Rooney Mara ("Carol") und Rachel McAdams ("Spotlight") durch.

Bester Animationsfilm: "Inside Out"

Den Oscar für den besten Animationsfilm holte sich der berührende Pixar-Film "Inside Out" ("Alles steht Kopf") über die Gefühlswelt einer Elfjährigen - der vierte Oscar für das Studio in Folge. Charlie Kaufmans viel gepriesener, außergewöhnlicher Stop-Motion-Film "Anomalisa" hatte das Nachsehen.

Die österreichisch-deutsche Oscar-Hoffnung erfüllt sich nicht: Der deutsche Jungregisseur Patrick Vollrath musste sich mit seinem Filmakademie-Wien-Abschlussfilm "Alles wird gut" Benjamin Clearys "Stutterer" geschlagen geben. Die romantische Komödie wurde in der Kategorie "Best Live Action Short Film" ausgezeichnet.

"Alles wird gut" (englischer Titel: "Everything will be okay") war nach Virgil Widrichs "Copy Shop" 2001 die zweite österreichische Produktion, die für einen Kurzfilm-Oscar nominiert wurde. Das 30-minütige Drama erzählt von einem Wochenendvater (Simon Schwarz), der seine achtjährige Tochter (Julia Pointner) heimlich außer Landes bringen will. Der Film, bei dem der 31-jährige Vollrath Drehbuch, Regie, Produktion und Schnitt verantwortete, wurde im Vorjahr auch in den Kurzfilmwettbewerb der "Semaine de la Critique" nach Cannes eingeladen sowie u.a. mit dem Max-Ophüls-Preis als bester mittellanger Film und mit dem First Step Award ausgezeichnet. Für die 88. Academy Awards hatte sich die Produktion durch den Gewinn eines bronzenen Studenten-Oscars qualifiziert.

Oscar für besten nicht-englischsprachiger Film nach Ungarn

Im Rennen um den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film setzte sich Favorit Ungarn durch: Regisseur Laszlo Nemes wurde für sein KZ-Drama "Son of Saul" ausgezeichnet und ließ dabei Mitkonkurrenten Frankreich ("Mustang"), Jordanien ("Theeb"), Dänemark ("A War") und Kolumbien ("Embrace of the Serpent") hinter sich.

"Son of Saul" ist der Debütfilm von Nemes, der einst Assistent bei Regielegende Bela Tarr war. Das Werk gewann bereits den Golden Globe als bester nicht-englischsprachiger Film und erzählt von Saul, einem jüdischen Insassen im einstigen deutschen Vernichtungslager Auschwitz, der inmitten der Gräuel verzweifelt versucht, seinen Sohn beerdigen zu lassen. Die Hoffnung des Films sei, dass es "sogar in den dunkelsten Stunden der Menschheit diese Stimme tief in uns gibt, die uns Wahrhaftigkeit ermöglichen", so Nemes auf der Bühne.

Ennio Morricone bei sechster Nominierung ausgezeichnet

Ennio Morricone holte bei seiner sechsten Nominierung am Sonntag in Los Angeles endlich seinen ersten Oscar - für seine Partitur zu Quentin Tarantinos Western "The Hateful Eight", wofür der 87-Jährige mit langem Applaus bedacht wurde. "Es gibt keinen großen Soundtrack ohne einen großen Film, der ihn inspiriert", zeigte sich Morricone in seiner auf Italienisch gehaltenen Dankesrede bescheiden.

Oscar für Sam Smith für Bond-Song

Für den besten Song wurde indes überraschend der Brite Sam Smith für seinen Bond-Song "Writing's on the Wall" ("Spectre") ausgezeichnet. Die eigentlich favorisierte Lady Gaga hatte hier mit ihrer Nummer "Til it Happens to You" ("The Hunting Ground") das Nachsehen. "Ich stehe hier als stolzer schwuler Mann", widmete Smith die Auszeichnung der lesBiSchwulen Community.

In den technischen Kategorien räumte das postapokalyptische Actionspektakel "Mad Max: Fury Road" wie erwartet ab: Sechs von zehn Nominierungen konnte der Streifen bereits in Preise ummünzen - in den Kategorien Kostümdesign, Produktionsdesign, Make-up und Haarstyling, Filmschnitt, Tonschnitt und Tonmischung.

Moderator Chris Rock kritisiert "weiße Oscars" bissig

Einzig den Preis für die besten visuellen Effekte räumte überraschend der britische Science-Fiction-Thriller "Ex Machina" ab - und ließ den siebenten "Star Wars"-Film "Das Erwachen der Macht" damit leer ausgehen. Letzte Chance auf eine Auszeichnung hat "Episode VII" mit der Filmmusik von John Williams. Zu dessen Ehren kamen kurzzeitig auch die Droiden R2-D2, BB8 und C-3PO auf die Bühne.

Begonnen hatte die Gala mit einer bissigen Eröffnungsrede von Moderator Chris Rock zur Kontroverse um die erneut rein-weiße Nominierungsliste in den Schauspieler-Kategorien. Das Thema der fehlenden Diversität griff der afroamerikanische Komiker im weiteren Verlauf der Gala immer wieder auf, darunter in Videoeinspielern mit Gastauftritten von Tracy Morgan oder Whoopi Goldberg, die humorvoll zeigten, wie schwierig es als Schwarzer ist, Filmrollen zu bekommen.

Oscars 2016: Die Verleihung zum Nachsehen

Die Gewinner im Überblick

BESTER FILM "Spotlight" Regie: Tom McCarthy
REGIE Alejandro G. Inarritu "The Revenant - Der Rückkehrer"
HAUPTDARSTELLER Leonardo DiCaprio "The Revenant - Der Rückkehrer"
HAUPTDARSTELLERIN Brie Larson "Room"
NEBENDARSTELLERIN Alicia Vikander "The Danish Girl"
NEBENDARSTELLER Mark Rylance "Bridge of Spies"
FREMDSPRACHIGER FILM "Son of Saul" Ungarn, Regie: Laszlo Nemes
KAMERA Emmanuel Lubezki "The Revenant - Der Rückkehrer"
ORIGINALDREHBUCH Josh Singer, Tom McCarthy "Spotlight"
ADAPTIERTES DREHBUCH Charles Randolph, Adam McKay "The Big Short"
SCHNITT Margaret Sixel "Mad Max: Fury Road"
FILMMUSIK Ennio Morricone "The Hateful Eight"
FILMSONG "Writing's On The Wall" aus "Spectre", von Sam Smith und Jimmy Napes
PRODUKTIONSDESIGN Colin Gibson; Setdesign: Lisa Thompson "Mad Max: Fury Road"
TONSCHNITT Mark Mangini, David White "Mad Max: Fury Road"
TONMISCHUNG Chris Jenkins, Gregg Rudloff, Ben Osmo "Mad Max: Fury Road"
SPEZIALEFFEKTE Andrew Whitehurst, Paul Norris, Mark Ardington, Sara Bennett "Ex Machina"
MAKE-UP/FRISUR Lesley Vanderwalt, Elka Wardega, Damian Martin "Mad Max: Fury Road"
KOSTÜMDESIGN Jenny Beavan "Mad Max: Fury Road"
REALKURZFILM "Stutterer" Regie: Benjamin Cleary
ANIMATIONSFILM "Inside Out" (dt. "Alles steht Kopf") Regie: Pete Docter Produzent: Jonas Rivera
ANIMATIONS-KURZFILM "Bear Story" Regie: Gabriel Osorio, Produzent: Pato Escala
DOKUMENTARFILM "Amy" Regie: Asif Kapadia, Produzent: James Gay-Rees
DOKUMENTAR-KURZFILM "A Girl in the River: The Price of Forgiveness" Regie: Sharmeen Obaid-Chinoy

(APA)

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(Quelle: salzburg24)

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Von SALZBURG24 (tp)
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