Der 22-jährige Salman Abedi habe bei dem Attentat auf Konzertbesucher am Montagabend “wahrscheinlich nicht alleine gehandelt”, sagte Rudd dem Radiosender BBC. Die Ausführung des Anschlags sei “anspruchsvoller gewesen als einige der Anschläge, die wir davor erlebt haben”, fügte sie hinzu. “Ich bin sicher, dass wir bei Abschluss dieser Ermittlungen mehr herausfinden werden.”
Attentäter erst kürzlich in Libyen
Nach Medienberichten war Abedi erst kurz vor dem Terroranschlag zu Besuch in Libyen. Dort soll ein Teil seiner Familie leben. Abedi ist in Großbritannien geboren und aufgewachsen. Nach Angaben des französischen Innenministers Gerard Collomb war Abedi wahrscheinlich auch in Syrien. Rudd hatte zuvor erklärt, dass der mutmaßliche Attentäter dem britischen Geheimdienst bekannt war.
Rudd beschwerte sich wegen der Weitergabe interner Erkenntnisse zum Manchester-Attentat bei den zuständigen Stellen in den USA. Die Ministerin bezeichnete es in der BBC als “irritierend”, dass Informationen über den Selbstmordattentäter in US-Medien auftauchten, ehe sie in Großbritannien zur Veröffentlichung freigegeben wurden. “Ich habe unseren Freunden gegenüber sehr klar gemacht, dass so etwas nicht mehr passieren darf”, sagte Rudd.
Name des Attentäters zuerst in US-Medien aufgetaucht
Der Name des Attentäters war am Dienstag zuerst in US-Medien aufgetaucht. Diese stützten ihre Angaben auf eine vertrauliche Unterrichtung, die britische Stellen ihren US-Kollegen in London gegeben hätten. “Die britische Polizei hat sehr deutlich gemacht, dass sie selbst den Informationsfluss kontrollieren will, um die Ermittlungen zu schützen”, sagte die Ministerin dazu.
Am Montagabend war am Ende des Konzerts von Teenie-Star Ariana Grande in Manchester ein Sprengsatz detoniert. Der mutmaßliche Attentäter hatte so mindestens 22 Menschen mit sich in den Tod gerissen. Der Anschlag traf viele Kinder und Jugendliche. Es war die schwerste Terrorattacke in Großbritannien seit fast zwölf Jahren.
Alle 22 Todesopfer des Attentats sind nach Polizeiangaben identifiziert. Die Polizei in Manchester teilte mit, man sei nun sicher, die Identität aller Todesopfer zu kennen. Die Familien seien kontaktiert und würden von Fachleuten betreut. Die Untersuchungen der Leichname werde aber noch vier bis fünf Tage in Anspruch nehmen. Erst danach könnten alle Opfer offiziell namentlich genannt werden. Nach dem Anschlag sind bereits einige Namen von Todesopfern bekannt geworden. Das bisher jüngste bekannte Todesopfer ist ein achtjähriges Mädchen.
20 Verletzte weiterhin in kritischem Zustand
20 Verletzte sind weiterhin in einem kritischen Zustand. Insgesamt hätten die Rettungskräfte 64 Verletzte behandelt, sagte Jon Rouse, der Chef der örtlichen Gesundheitsbehörden, dem Sender Sky News am Mittwoch. Die Ärzte behandelten unter anderem schwere Verletzungen an Armen und Beinen. “Das sind schwer traumatisierende Verletzungen”, sagte Rouse, einige Opfer würden sehr lange brauchen, bis sie wieder ein einigermaßen normales Leben führen könnten. Einige der Opfer seien in Krankenhäuser näher an ihren Wohnorten verlegt worden.
Bombe von Manchester mit Nägeln bestückt
Die Bombe von Manchester war nach den Worten eines behandelnden Arztes offensichtlich auch mit Nägeln bestückt. “Die Bombe hatte wohl auch Nägel”, sagte der Deutsche Stefan Schumacher, der als Neurologe in Manchester arbeitet, dem Südwestrundfunk (SWR). Dies habe sich bei der Behandlung der Terroropfer gezeigt: “Da waren auch etliche Verletzungen mit Nägeln an verschiedenen Körperteilen.” Sein Hospital sei spezialisiert auf Schädel-Hirn-Verletzungen, “und das sind dann natürlich auch etliche”.
Die örtliche Polizei rief indes die Bürger zu erhöhter Wachsamkeit auf. Verdächtige Beobachtungen sollten sofort gemeldet werden, erklärte Polizeichef Ian Pilling via Twitter. Im Großraum Manchester sei die Polizeipräsenz erhöht, und dies werde vorerst so bleiben.
Die Erhöhung der Terrorwarnstufe in ganz Großbritannien auf das höchste Niveau helfe auch der Polizei in Manchester bei ihren “schnell voranschreitenden Ermittlungen”, sagte er demnach. “Die Bürger haben eine ungeheure Stärke und Widerstandskraft unter Beweis gestellt – darauf sind wir auch in den nächsten, schwierigen Tagen angewiesen.”
(APA)
(Quelle: salzburg24)