In Paris demonstrierten nach Polizeiangaben zwischen 26.000 und 28.000 Menschen gegen die geplanten Änderungen im Arbeitsrecht. In anderen Städten Frankreichs waren es nach einer vorläufigen Zählung zusammen rund 190.000. Die Demonstranten trugen Transparente mit Sprüchen wie "Fass' mein Arbeitsrecht nicht an" oder "Wir haben Besseres verdient". "Die Regierung muss die Augen öffnen", warnte der Generalsekretär der Gewerkschaft Force Ouvriere, Jean-Claude Mailly.
Aus Protest gegen die geplante Reform blockierten Schüler rund 200 Gymnasien im ganzen Land. Streiks bei der Staatsbahn SNCF und bei den Pariser Verkehrsbetrieben führten zu Behinderungen im Nah-und Fernverkehr, wegen eines Fluglotsenstreiks wurden Flüge gestrichen und es gab Verspätungen. Gestreikt wurde auch beim Stromkonzern EdF und im öffentlichen Sektor, der Pariser Eiffelturm blieb wegen des Ausstandes geschlossen.
In mehreren Städten - unter anderem in Paris, Nantes, Rennes und Marseille - kam es zu Zusammenstößen zwischen jungen Demonstranten und der Polizei. Teils vermummte Jugendliche bewarfen die Ordnungskräfte mit Wurfgeschoßen und zündeten Rauchbomben, die Beamten setzten Schlagstöcke, Tränengas und Wasserwerfer ein. Es gab dutzende Festnahmen. Regierungssprecher Stephane Le Foll rief alle Beteiligten zur "Ruhe" auf.
Die Gewerkschaften gehen schon seit Wochen gegen Hollandes Reformpläne auf die Barrikaden. Anfang März demonstrierten den Behörden zufolge landesweit mehr als 200.000 Menschen gegen die Reform, die Organisatoren sprachen sogar von rund 450.000 Demonstranten. Bei Protesten von Schülern vor einer Woche gab es schwere Ausschreitungen.
Hollande und sein Premierminister Manuel Valls wollten mit der Reform unter anderem die gesetzlichen Regelungen zur 35-Stunde-Woche lockern und die Regeln für betriebsbedingte Kündigungen vereinfachen. Sie hoffen so, die Rekordarbeitslosigkeit in Frankreich senken zu können - derzeit sind fast 3,6 Millionen Menschen ohne Job, die Arbeitslosenquote liegt bei zehn Prozent. Arbeitsministern Myriam El Khomri sprach am Donnerstag von einem "notwendigen und gerechten Gesetz".
Gewerkschaften und Studentenorganisationen, aber auch der linke Parteiflügel der regierenden Sozialisten kritisieren die Reform auch nach Zugeständnissen der Regierung als zu unternehmerfreundlich. Sie fordern weitere Änderungen der Pläne oder eine komplette Streichung des Vorhabens. Viele junge Menschen befürchten unsichere Beschäftigungsverhältnisse und schlechtere Arbeitsbedingungen in der Zukunft.
Die Nationalversammlung wird Anfang Mai über das Vorhaben beraten. Bis dahin haben die Gewerkschaften bereits weitere Proteste angekündigt, unter anderem am 5. und 9. April.
Der Streit um die Reform setzt Hollande schwer zu. Die Großdemonstrationen gegen die Arbeitsrechtsreform folgen nur einen Tag auf eine schwere Schlappe des Staatschefs bei einem anderen Vorhaben: Hollande musste Pläne für eine Verfassungsänderung als Reaktion auf die Anschläge vom 13. November aufgeben.
(Quelle: salzburg24)