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Mindestens 30 Tote bei Eskalation im Gebiet Berg-Karabach

Veröffentlicht: 02. April 2016 21:38 Uhr
Bei heftigen Gefechten zwischen Armenien und dem Nachbarland Aserbaidschan an der Frontlinie zum umstrittenen Grenzgebiet Berg-Karabach sind am Samstag mindestens 30 Soldaten getötet worden. Beide Seiten machten sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich.

Nach Angaben des armenischen Präsidenten Serge Sarkissjan wurden 18 armenische Soldaten getötet und 35 verletzt. Laut Verteidigungsministerium in Baku töteten armenische Einheiten 12 aserbaidschanische Soldaten.

Es handle sich um die "schwersten Kämpfe" seit dem Inkrafttreten eines Waffenstillstands zwischen beiden Ländern im Jahr 1994, sagte Sarkissjan. Aserbaidschan hatte zunächst angegeben, die eigenen Streitkräfte hätten mehr als hundert armenische Soldaten getötet sowie sechs Panzer und 15 Artillerieeinheiten zerstört. Das armenische Verteidigungsministerium wies das als "offensichtliche Desinformation" ohne jeglichen "Bezug zur Wirklichkeit" zurück.

Armenien warf Aserbaidschan vor, am Freitagabend "mit Panzern, Artillerie und Hubschraubern massiv angegriffen" zu haben. Armeniens Armee habe die aserbaidschanischen Einheiten zurückgeschlagen. Von Armenien unterstützte Rebellen in Berg-Karabach schossen nach eigenen Angaben zwei aserbaidschanische Hubschrauber, drei Panzer sowie eine Drohne ab. Nach Angaben des von Armenien unterstützten Verteidigungsministeriums in Karabach wurde beim Beschuss armenischer Dörfer in der umstrittenen Region ein zwölfjähriger Junge getötet.

Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium erklärte, seine Truppen seien von "großkalibriger Artillerie und Raketenwerfern" angegriffen worden. Sie hätten "umgehend Vergeltungsmaßnahmen unternommen". Dem Außenministerium in Baku zufolge wurde zudem ein aserbaidschanischer Zivilist getötet.

Beide Seiten berichteten von andauernden Gefechten in den von proarmenischen Rebellen kontrollierten Gebieten Chodschawend-Fisukli und Agdere-Terter-Agdam. Laut Baku eroberte die aserbaidschanische Seite dort zwei strategisch wichtige Anhöhen und ein Dorf zurück.

Der armenische Regierungschef Howik Abrahamjan berief in Eriwan eine Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts ein. Er erklärte seine Bereitschaft, die zur "Stabilisierung der Lage" erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.

Der russische Präsident Wladimir Putin appellierte an beide Seiten, die Waffen schweigen zu lassen. Die Konfliktparteien müssten eine "sofortige Waffenruhe" eingehen und Zurückhaltung üben, um weitere Opfer zu vermeiden, ließ er über seinen Sprecher Dmitri Peskow erklären.

Die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan streiten seit vielen Jahren um die Region Berg-Karabach. Proarmenische Rebellen hatten das mehrheitlich von ethnischen Armeniern bewohnte Gebiet, das zu Sowjetzeiten Aserbaidschan zugeschlagen worden war, Ende der 80er Jahre mit Eriwans Unterstützung unter ihre Kontrolle gebracht. Im Zuge eines jahrelangen Kriegs wurden hunderttausende Menschen aus beiden Ländern vertrieben und schätzungsweise 30.000 Menschen getötet. Im Jahr 1994 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, einen Friedensvertrag gibt es aber bis heute nicht. International wird Berg-Karabach weiterhin als Teil Aserbaidschans angesehen, Armenien erkennt dies aber nicht an.

(Quelle: salzburg24)

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Von SALZBURG24 (tp)
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