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Moskau kündigte humanitären Korridor in Ost-Ghouta an

Veröffentlicht: 26. Februar 2018 16:46 Uhr
Russland hat tägliche Feuerpausen für die umkämpfte Rebellenenklave Ost-Ghouta in Syrien angekündigt, die von diesem Dienstag an gelten sollen. Täglich von 9.00 bis 14.00 Uhr Ortszeit sollten in dem Vorort von Damaskus die Waffen schweigen, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Montag in Moskau. So sollen "Verluste unter den Zivilisten" vermieden werden.

Präsident Wladimir Putin habe seinem Militär diesen Auftrag erteilt. In der genannten Zeit solle ein Korridor geöffnet werden, damit eingeschlossene Zivilisten die Stadt verlassen können. Russland reagiert mit der Maßnahme auf Kritik an dem schweren Bombardement auf Ost-Ghuta durch syrische Regierungstruppen. Moskau ist neben dem Iran der wichtigste Verbündete des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Syrische Aktivisten werfen der russischen Luftwaffe vor, an den Angriffen beteiligt zu sein. Die heftigen Bombardierungen Ost-Ghutas gingen am Montag trotz der UNO-Forderung nach einer Waffenruhe weiter. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, mindestens 22 Zivilisten seien getötet worden. Die lokale Gesundheitsbehörde des belagerten Gebiets und Aktivisten warfen den Regierungstruppen sogar einen Angriff mit Giftgas vor, bei dem ein Kind ums Leben gekommen sei. Rettungshelfer verbreiteten dramatische Bilder aus Ost-Ghuta.

Brüchige Waffenruhe

Sowohl UNO-Generalsekretär Antonio Guterres als auch der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Zeid Ra'ad al-Hussein, riefen die syrische Regierung auf, die Waffenruhe umgehend umzusetzen. "Es ist höchste Zeit, die Hölle auf Erden dort zu beenden", sagte Guterres in Genf. Konfliktparteien hätten grundsätzlich die Verpflichtung, die Menschenrechte der Zivilbevölkerung zu achten: "Auch der Kampf gegen den Terrorismus macht diese Verpflichtung nicht überflüssig."

"Bisher hat sich am Boden nichts geändert", erklärte der Leiter des Büros der Hilfsorganisation UOSSM in Ost-Ghuta, Mohammed Chair Sammud, am Montag. "Dem Sicherheitsrat ist die Umsetzung der Resolution gleichgültig. Wo ist da der Wert der Entscheidung?" Der UN-Sicherheitsrat hatte am Samstag einstimmig eine 30-tägige Waffenruhe für das Bürgerkriegsland gefordert. Zudem verlangte das Gremium, dass Helfer Zugang zu belagerten Gebieten bekommen. Allerdings enthält die Resolution keine völkerrechtlich bindenden Druckmittel, um sie durchzusetzen. Zudem erlaubt sie Angriffe auf extremistische Gruppen wie den syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida und lässt somit Schlupflöcher. Nach Angaben von Aktivsten halten sich in Ost-Ghuta bis zu 600 Kämpfer von Al-Kaida auf.

Jüngste Kämpfe fordern viele Tote

Putin beriet mit engsten Kreisen seines Sicherheitsrates über die Lage, wie sein Sprecher Dmitri Peskow sagte. Moskau sei besorgt über die fortdauernden Angriffe der in Ost-Ghuta eingekreisten Regierungsgegner auf Damaskus. Außenminister Sergej Lawrow wies Kritik der USA an dem angeblich brutalen syrisch-russischen Vorgehen zurück. Die USA wollten Syrien nur in kleine Pseudostaaten aufspalten, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Ost-Ghuta erlebt seit mehr als einer Woche eine der schlimmsten Angriffswellen seit Ausbruch des Bürgerkriegs vor fast sieben Jahren. Nach Angaben der Menschenrechtsbeobachter kamen in den vergangenen acht Tagen mehr als 550 Zivilisten ums Leben. Die Region nahe der Hauptstadt Damaskus ist eines der letzten Gebiete Syriens in Rebellenhand. Dominiert werden diese von islamistischen Gruppen. Regierungstruppen belagern Ost-Ghuta seit 2013. Rund 400.000 Menschen sind dort fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Die humanitäre Lage ist Helfern zufolge dramatisch, auch weil seit Monaten kaum noch Hilfskonvois in das Gebiet kommen. Die Opposition wirft der Regierung vor, Ost-Ghuta aushungern zu wollen.

(APA/dpa)

(Quelle: salzburg24)

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