Welt

"Narciso" im Tiroler Landestheater als "Feuerwerk"

Valentino Buzza überzeugt als Aristeo
Veröffentlicht: 30. August 2014 11:49 Uhr
Im Jahr 1720 wurde sie am Londoner "King's Theatre" uraufgeführt und erlebte seitdem nur fünf Aufführungen: Domenico Scarlattis Barockoper "Narciso". Freitagabend kehrte sie bei den Innsbrucker Festwochen aus dem tiefen Tal der Vergessenheit mit einem Paukenschlag in die Jetztzeit zurück. Die Besucher im nicht ganz voll besetzten Tiroler Landestheater feierten eine phänomenale Wiedergeburt.

Dass diese Jetztzeit auf einer Opernbühne Einzug hielt, war vor allem Regisseur Davide Livermore, auch verantwortlich für das Bühnenbild, zu verdanken. Beinahe hatte man das Gefühl, Hollywood enterte das Tiroler Landestheater. Eine geballte Ladung an optischen Effekten und grandiosen Videoprojektionen schufen eindrucksvolle Bilder- und Erlebniswelten. Man war versucht zu behaupten: "Festwochen goes IMAX bzw. 3D". Blauer Himmel, Regen, Gewitter, Nebel- und Rauchschwaden, düster-eindrucksvolle Waldeslichtung - beeindruckend, wie diese optischen Szenerien mit dem rasant-heiter-dramatischen Spiel Schritt hielten und dieses gleichzeitig noch mehr zur Geltung brachten. Besonders furios die auf die Bühne projizierten, manchmal rötlich gefärbten Meeresfluten, in denen Narciso das Gesicht der geliebten Nymphe Eco sieht und in die er sich stürzt, da sie nicht zu ihm kommt.

Der Erfolg hat viele Väter und auch bei "Narciso" des Jahres 2014 gilt diese eherne Regel: Bei Fabio Biondi und seinem Ensemble Europa Galante war die Geschichte um den eitlen Narziss nicht nur in den allerbesten Händen, der Weltstar am Dirigentenpult und seine famosen Musiker veredelten und unterlegten Scarlattis Erbe mit einem Klangteppich voll virtuoser Fröhlichkeit und Unbeschwertheit. Eine "kleine Komödie", die für ein heutiges Publikum viel leichter zugänglich sei als andere Barockopern, hatte Biondi "Narciso" im Vorfeld beschrieben. Herauskam Freitagabend in Innsbruck eine kleine Komödie großen Zuschnitts und Niveaus, das die Besucher von Anfang an in ihren Bann zog.

"Narciso", das ist die (Liebes)-Geschichte eines Narziss, der sich gemeinsam mit den Prinzen Aristeo und Cefalo an der Jagd nach einem monströsen Eber, der das Land um Athen verwüstet, beteiligt. Wer das Tier erlegt, bekommt die Königin von Athen, Procri, zur Frau, welche die tapferen Männer aufgerufen hatte, den Eber zu jagen. Die Nymphe Eco ist eifersüchtig, weil sie glaubt, dass Narciso aus Liebe zu Procris an der Jagd teilnimmt. Letztlich gesteht der Narziss der leidenden und sich bereits umbringen wollenden Eco, dass er sich in sie verliebt habe. Am Ende gibt es ein "Happy End" mit zwei Liebespaaren.

Die dreiaktige Oper ist voll von dramatischen, melodischen und heiter-komischen Wendungen , Irrungen und Wirrungen. Das Bühnengeschehen ist voller Leben und Atemlosigkeit, die Dialoge dicht und intensiv. (Jagd)-Schüsse fallen, Damen in kurzen Höschen fegen über die Bühne - "Narciso" ist alles zugleich: pastorale Barockoper, Variete-Theater, ja selbst Musical und Operette. Eine hochexplosive, bunte Mischung höchster Qualität. Für Letztere bürgten auch die Sänger. Das Ensemble brillierte, es gab keine Ausreißer nach unten. Hervorstachen dennoch eine fulminante Maite Beaumont als Narciso, Federica Alfano als Jäger/Prinz Cefalo sowie ein stimmlich und darstellerisch umwerfender Valentino Buzza als Aristeo. Ein kurzweilig-beschwingter Opernabend, der einem Rohdiamanten zu einem fulminanten Comeback verhalf.

"Narciso" wird am Sonntag um 16.00 Uhr noch einmal auf die Bühne des Landestheaters gebracht und bildet damit den Schlusspunkt der heurigen Festwochen der Alten Musik.

(Quelle: salzburg24)

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