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Niki nach Air-Berlin-Pleite: Zukunft mit Etihad, Eurowings oder Charter?

Veröffentlicht: 16. August 2017 11:27 Uhr
Bei Niki, dem österreichischen Ableger der Etihad/Air-Berlin-Gruppe, ist eine für den heutigen Mittwoch anberaumte Kollektivvertragsverhandlung für das Bordpersonal abgesagt worden. Die Runde ist "ausgesetzt", heißt es. Nun geht es um die Frage, wie es mit der österreichischen Airline weitergeht. Zahlreiche Optionen stehen im Raum.
SALZBURG24 (Florian Gann)

Zur Zeit stehen bei Niki andere Probleme als die Tarifverhandlungen im Vordergrund: Die Pleite des Mutterkonzerns Air Berlin stellt alles in den Schatten. Der Wiener Belegschaft steht bei den Tarifverhandlungen damit kein handlungsfähiger Partner zur Verfügung. Belegschaft und Management wollen alle Kräfte auf den Weiterbestand der Firma legen.

Wie geht es weiter? Niki-Belegschaft wird informiert

Die Niki-Geschäftsführung informiert heute die Belegschaft über den Fortbestand des Unternehmens, heißt es zur APA. Die Botschaft: Niki ist vom gestrigen Insolvenzantrag von Air Berlin jetzt nicht betroffen. Die Flugpläne seien aufrecht, alle Flüge weiterhin buchbar. Die deutsche Regierung schützt Air Berlin gerade mit Staatshilfe davor, am Boden bleiben zu müssen.

Medienberichte: Niki soll Charterunternehmen werden

Laut ORF-Informationen soll aus Niki ein Charter-Unternehmen werden. Bei den Mitarbeitern stößt das wegen zusätzlicher Belastungen auf wenig Gegenliebe. Es gibt aber noch einige andere Optionen, wie es mit Niki weitergehen soll.

"Sieht so aus, dass Etihad Niki nicht kauft"

Ob es am Freitag eine Betriebsversammlung geben soll, wird bei Niki noch beraten. Sollte es eine Betriebsversammlung geben, dann zur Information der Mitarbeiter und nicht wegen Gehaltsforderungen. Diese Versammlung hätte nun "sicher einen anderen Charakter". Vorher kämpft der Betriebsrat aber selber darum, möglichst viele Informationen zu bekommen. Er wisse selber kaum mehr als in den Medien steht, die Geschäftsführung von Niki sei selber nicht an den Verhandlungen über die Zukunft von Air Berlin beteiligt. Der Betriebsrat sucht daher nun direkte Gespräche mit dem Management von Air Berlin.

Unklar ist nun auch, ob der Deal, wonach die arabische Airline Etihad, bisher als größter Eigentümer von Air-Berlin maßgeblich an deren Finanzierung beteiligt, wie geplant Niki selber übernimmt. "Es sieht so aus, dass Etihad Niki nicht kauft", sagte Tankovits. Im Juni noch habe Etihad "diese Beruhigungspille gegeben und gesagt, wir kaufen Niki schon, egal was mit dem Joint Venture passiert. Das ist jetzt nicht der Fall, was sehr enttäuschend ist". Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass die Übernahme von Niki nicht stattfindet - daran hing aber die Arbeitsplatzgarantie. "Da lässt man uns jetzt im Regen stehen", so Tankovits.

Auch Zukunft mit Eurowings steht im Raum

"Neu" ist Tankovits auch der Gedanke, Niki könnte mit der Lufthansa-Tochter Eurowings zusammengehen. Die jüngste Umstellung des Niki-Geschäfts auf Ferienflieger würde nicht zum Geschäftsmodell von Eurowings passen, aber es könne ja auch einen abermaligen Bruch in der Unternehmensausrichtung geben. Jedenfalls wünscht sich Tankovits, dass er schnell Klarheit bekommt. Und der Betriebsrat "will nicht nur an der Seitenlinie stehen und zuschauen. Wir wollen eingebunden werden". Von dieser Variante ging auch der österreichische Luftfahrtexperte Kurt Hoffmann am Mittwoch im ORF-Morgenjournal aus.

TUI zeigt Interesse

Auch der zum Reisekonzern Thomas Cook (Neckermann Reisen) gehörende Ferienflieger Condor soll laut dpa-AFX Interesse an der Teilnahme an Auffanglösungen bekundet haben - zumal ein Teil der Thomas Cook-Reiseveranstalter-Gäste mit Air Berlin und ihrer Tochter Niki in den Urlaub geflogen wird.

Der weltgrößte Reisekonzern TUI sei ebenfalls involviert: 14 Flugzeuge seines Ferienfliegers TUIfly seien samt Personal bei Niki im Einsatz, der für TUI lukrative Deal sei jetzt in Gefahr. Ein seit vorigem Jahr geplantes Ferienflieger-Bündnis aus TUIfly und Niki war Anfang Juni geplatzt.

Mitarbeiter stehen besorgten Passagieren Rede und Antwort

In diesen Stunden trommelt die Niki-Geschäftsführung in Wien-Schwechat immer wieder Mitarbeiter zu Informationsrunden zusammen, um die Lage zu erklären. Bodenmitarbeiter und Crews sollen verunsicherten Passagieren Rede und Antwort stehen können, was den aktuellen Informationsstand betrifft. Diese Informationsveranstaltungen werden so ablaufen, dass der Flugbetrieb nicht betroffen ist.

Niki hat beim bisher letzten Umbau der Air Berlin die Ferienflugstrecken im Konzern übernommen. Dazu gehörte, dass Niki direkt unter die Flügel des arabischen Air-Berlin-Hauptaktionärs Etihad kommt. Schon zum heurigen Jahreswechsel hat Etihad für die Niki-Anteilsübernahme 300 Mio. Euro an Air Berlin überwiesen. Der Deal ist behördlich noch nicht genehmigt, die 300-Millionen-Geldspritze von den Berlinern aber längst verbraten. Fakten hat Etihad aber schon geschaffen, auch nach außen: Die letzten Presseaussendungen über Niki-Winterflugpläne etc. trugen nur mehr die Briefköpfe von Etihad und Niki.

Niki wickelt hunderte Flüge ab

Seit Niki die Ferienflüge von Air Berlin übernommen hat - darunter den berühmte "Mallorca-Shuttle" von deutschen Städten - ist Niki als Airline für Reisen zu europäischen Ferienzielen ein wichtiger Player geworden: Neben zur Zeit 67 wöchentlichen Abflügen ab Österreich wickelt Niki jede Woche 75 Abflüge von Schweizer Airports und 481 Abflüge von deutschen Flughäfen aus ab.

Dass der Flughafen Genf von Air Berlin für Start- und Landegebühren nun Vorauszahlung von Air Berlin verlangt, trifft Niki nicht, so Niki-Sprecherin Milene Platzer zur APA. Das sei für Niki nicht relevant, da man von Genf keine Abflüge habe.

Mit einem 150 Mio. Euro schweren Brückenkredit des deutschen Bundes ist der Weiterbetrieb von Air Berlin für die nächste Zeit gesichert, wurde gestern und heute aus Deutschland betont. Die Regierung in Berlin sprach davon, dass das Geld bis November reichen sollte. Deutsche Experten glauben indes, dass es bei Air Berlin wie so oft um Wochen gehen könnte.

AUA fliegt mit Air-Berlin-Maschinen

Auch an einer anderen Front wurde beschwichtigt: Schon unmittelbar nach dem gestrigen Air-Berlin-Insolvenzantrag hat die deutsche Lufthansa mitgeteilt, dass auch die geleasten Air-Berlin-Flugzeuge, die aktuell für Eurowings und die AUA (Austrian Airlines) fliegen, wie bisher weiter betrieben werden können. Die AUA hat derzeit fünf Flugzeuge samt Besatzungen der insolvent gewordenen Air Berlin geleast. Diese Maschinen (Airbus 320) werden auf AUA-Strecken eingesetzt, die AUA hat damit Europastrecken aufgestockt.

(APA/SALZBURG24)

(Quelle: salzburg24)

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