Der Täter ist am Donnerstagabend während eines Feuerwerks mit dem schweren Lkw mehrere hundert Meter über den Gehsteig der belebten Promenade des Anglais gerast, teilten örtliche Politiker mit. Dabei habe er auch auf die Menge geschossen, bevor er selbst von der Polizei getötet worden sei. "Die Leute sind umgefallen wie Kegel", sagte ein Augenzeuge dem Sender "France Info".
Das weiß man über den Nizza-Attentäter
Den Namen des Täters gab der Staatsanwalt mit Mohamed Lahouaiej-Bouhlel an, bei ihm handelt es sich um einen 31-jähriger Tunesier. Er sei der Polizei wegen allgemeiner Vergehen bekannt gewesen. Im Visier der Geheimdienste habe er aber nicht gestanden. Nach Erkenntnissen der Ermittler war der benutzte Lastwagen angemietet. Noch in der Nacht übernahmen Experten für Terrorbekämpfung die Ermittlungen. Präsident Francois Hollande erklärte, es gebe keine Zweifel an der "terroristischen Natur" der Attacke. Der Attentäter von Nizza wird von seinen Nachbarn als schweigsam und gewalttätig beschrieben, doch galt der Vater dreier Kinder nicht als Islamist. Weder den Geheimdiensten noch seinen Bekannten war Mohamed Lahouaiej-Bouhlel, der am Donnerstagabend während der Feiern zum französischen Nationalfeiertag mit einem gemieteten Lastwagen in eine Menschenmenge an der Strandpromenade von Nizza fuhr, als Anhänger des radikalen Islamismus bekannt.
Passant und Polizei stoppen "Mohamed L.B."
Niemand weiß, wie viele Menschen der Attentäter von Nizza noch in den Tod gerissen hätte, wenn er nach seiner fast zwei Kilometer langen Terrorfahrt auf der Promenade des Anglais nicht gestoppt worden wäre - von der Polizei, aber auch von einem normalen Passanten. Wie "Spiegel Online" unter Berufung auf französische Medien berichtete, war ein Mann, dessen Name unbekannt ist, in die Aktion involviert.
"Eine Person ist aus der Menschenmenge auf den Lastwagen gesprungen und wollte ihn anhalten", bestätigte Eric Ciotti, Präsident der Region Alpes-Maritimes, in einem Bericht von "Le Parisien". "Es war der Moment, in dem es den Polizisten gelang, den Terroristen auszuschalten."
Der Passant hätte "mit bloßen Händen" versucht, den Täter an der Weiterfahrt zu hindern - so beschreibt der "Figaro" die dramatische Szene. Offenbar hat der Attentäter von seiner Waffe Gebrauch gemacht, als der couragierte Mann aufgesprungen war. Als der Täter seine Schusswaffe zückte, konnte der Passant entweichen.
Augenzeugen schildern erschütternde Szenen
"Der Lkw kam im Zickzack die Straße entlang. Wir rannten in ein Hotel und versteckten uns mit vielen anderen Leuten auf der Toilette", sagte eine Augenzeugin dem Sender "France Info". Eine andere Frau sagte, sie habe sich mit etwa 200 anderen Leuten in einem Restaurant an der Promenade versteckt, wo sich die Lage etwa zwei Stunden nach dem Angriff beruhigt habe. "Es ist eine Szene des Schreckens", sagte der lokale Abgeordnete Eric Ciotti zu "France Info". Der Lastwagen sei über den Gehsteig gerast und habe "mehrere hundert Leute niedergemäht", bevor ihn die Polizei gestoppt habe. Bürgermeister Christian Estrosi erklärte, in dem Lastwagen seien später Schusswaffen und Granaten gefunden worden. Allerdings handelt es sich dabei nach Angaben aus Ermittlerkreisen um eine nicht funktionsfähige Granate und Waffenattrappen. Auf Fotos vom Tatort ist die von zahlreichen Einschüssen getroffene Windschutzscheibe des 25-Tonnen-Lkws zu sehen.
Ausnahmezustand in Frankreich wird verlängert
Hollande erklärte noch in der Nacht in einer Ansprache an die Nation, der nach den Anschlägen von Paris über das Land verhängte Ausnahmezustand werde nun nicht wie geplant am 26. Juli wieder aufgehoben, sondern um weitere drei Monate verlängert. In der französischen Hauptstadt hatten am 13. November islamistische Angreifer 130 Menschen getötet.
Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) zeigte sich betroffen. "Schreckliche News aus Nizza (...) Wir stehen Frankreich in diesen schwierigen Zeiten bei", teilte er via Kurznachrichtendienst Twitter Freitag früh mit. Der Terror müsse "global bekämpft" werden, bekräftigte Kurz, der noch am Vormittag in den Nordirak reisen wird, im Ö3-Wecker. Man müsse nun gemeinsam gegen den Terrorismus vorgehen, "damit sich nicht noch mehr junge Menschen vom Terrorismus verführen lassen".
Außenministerium: Region soll gemieden werden
Das Außenministerium in Wien rät allen Urlaubern in Nizza, in ihren Unterkünften zu bleiben. "Es wird dringend empfohlen, die betroffene Region zu meiden. Folgen Sie daher den Anweisungen des lokalen Sicherheitspersonals", heißt es auf der Website des Ministeriums. Das französische Innenministerium hat eine Hotline für Angehörige und Opfer in Französisch und Englisch unter der Rufnummer +33 143 175 646 eingerichtet. In Österreich ist das Bürgerservice des Außenministeriums unter 050 11 50-4411 erreichbar.
In Österreich sei die Sicherheitslage aber unverändert, erklärte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck im Interview mit dem ORF Freitagfrüh. Nach bisherigen Erkenntnissen gebe es keinen Österreich-Bezug.
Weltweite Anteilnahme für Frankreich
US-Präsident Barack Obama erklärte, es handle sich offenbar um eine Terror-Attacke, die er auf das Schärfste verurteile. Zugleich bot er Frankreich die Unterstützung der USA an. Der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump verschob als Reaktion die Vorstellung seines Kandidaten für den Posten des US-Vizepräsidenten. "Im Lichte des schrecklichen Anschlags von Nizza" verzichte er auf den für Freitag geplanten Pressetermin, erklärte er.
Der Sicherheitsrat der UNO sprach in einer gemeinsamen Erklärung von "einem barbarischen und feigen Terroranschlag." Der Terrorismus sei eine der größten Bedrohungen für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schrieb auf Twitter: "Wir werden innerhalb und außerhalb der EU gegen den Terrorismus kämpfen." Die internationale Gemeinschaft stehe "vereint gegen Hass und Gewalt." EU-Ratspräsident Donald Tusk sicherte Frankreich im Namen aller Teilnehmer des ASEM-Gipfels Solidarität zu. "Wir verurteilen diese Tragödie und führen unseren Kampf gegen Extremismus und Hass fort", sagte er in Ulan Bator.
(APA)
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(Quelle: salzburg24)