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ÖAMTC: Auch über Hardwarenachrüstung nachdenken

Software-Updates bringen laut ÖAMTC nur in gewissen Verkehrssituationen etwas.
Veröffentlicht: 21. August 2017 14:28 Uhr
Der Autofahrerclub ÖAMTC erwartet vom am Dienstag stattfindenden "Diesel-Gipfel", dass die in Deutschland von der Industrie gemachten Zusagen für die Nachrüstung von Pkw auch für Österreich gelten. Diese sehen im Wesentlichen ein Software-Update vor, das den Schadstoffausstoß von Diesel-Pkw senken soll. Allerdings sollte man auch über Hardware-Nachrüstung nachdenken, fordert ÖAMTC-Leiter Bernhard Wiesinger.
SALZBURG24 (Florian Gann)

Hardware-Nachrüstung würde zwar eine Menge Geld kosten, aber im Gegensatz zur Software-Nachrüstung funktioniert sie auch verlässlich, haben Messungen des ÖAMTC ergeben. Denn nach dem Einbau einer modernen Stickoxid-Filterung wie es sie in manchen neuen Fahrzeugen bereits gibt (SCR), verringerte sich der Stickoxid-Ausstoß eines alten VW Passats in allen Messungen um mehr als 90 Prozent. Aber nicht nur der Einbau kostet Geld - der Materialwert lag im ÖAMTC-Test bei rund 1.500 Euro -, sondern auch der laufende Betrieb erfordert dann ein regelmäßiges Nachfüllen von Harnstoff (adblue) - etwa einen Liter pro 1.000 km, schätzt Friedrich Eppel, stv. Leiter Technik, Test und Sicherheit beim ÖAMTC.

Kritik: Fehlende Diskussion über Lkw, Schiffe und Flugzeuge

Wiesinger hofft, dass der Diesel-Gipfel kein Wahlkampfthema wird. Dazu sei das Thema für Autofahrer und Umwelt zu wichtig. Schade sei, dass nicht alle Betroffenen eingeladen seien: Der ÖAMTC vermisse den Umweltminister, kommunale Verantwortliche, die Landeshauptleute aber auch die Autofahrer als die eigentlich Betroffenen. Nichts hält Wiesinger von Verboten für Verbrennungsmotoren ab 2030. Die Politik solle Grenzwerte vorschreiben, aber nicht die Technologie vorgeben. Und fairerweise sollte man auch über Lkw, Schiffe oder Flugzeuge diskutieren und nicht nur über Diesel-Pkw.

Die Auswirkung des Software-Updates auf den NOx-Ausstoß war uneinheitlich, zeigen Messungen vom ÖAMTC und ihrem deutschen Schwesterverein ADAC. Bei einem Audi A4 gab es im üblichen, für die Typengenehmigungen genutzten Zyklus am Prüfstand (NEFZ) um knapp 9 Prozent mehr NOx-Ausstoß, beim Straßentest in der Stadt sogar um 17 Prozent mehr Stickoxide, im Straßentest Überland hingegen um 15 Prozent weniger. Beim VW Golf 2.0 gab es im NEFZ-Zyklus um 1,7 Prozent mehr NOx, im moderneren und realistischeren WLTC-Zyklus hingegen um 22,4 Prozent weniger Stickoxidausstoß. Beim VW Tiguan 2.0 gab es nach allen Meßmethoden mehr Stickoxidausstoß als davor.

Stickoxide - Pkw-NachrŸstung ambivalent Salzburg24
Stickoxide - Pkw-NachrŸstung ambivalent

Software-Updates bringen in der Stadt die gewünschte Verbesserung

Wurden die Software-Updates noch durch eine Hardware-Ergänzung unterstützt, dann zeigten sich am Prüfstand durchwegs Verringerungen des NOx-Ausstoßs, im realen Straßenverkehr zeigte der darauf getestete VW Golf 1,6 in der Stadt trotzdem noch einen Anstieg des Stickoxidausstoßes, Überland hingegen eine Halbierung.

Alle geprüften Fahrzeuge hielten nach dem Software-Update die gesetzliche Vorgabe ein, im NEFZ-Zyklus also gewisse Grenzwerte nicht zu überschreiten. Zumindest im Stadtverkehr - und dieser ist für die Diskussion um Fahrverbote in Städten entscheidend - bringt er aber praktisch keine Verbesserung, so Eppel. Was das Softwareupdate im realen Straßenverkehr für die Umwelt wirklich bedeutet, lässt sich nach diesen Test jedoch nicht abschließend sagen, denn die insgesamt zehn Fahrzeuge, die von ÖAMTC und ADAC nach unterschiedlichen Kriterien getestet wurden, lassen keine repräsentative Aussage zu.

Abgasreinigung funktioniert nur bei bestimmten Temperaturen

Klar ist aber: Für alle schon jetzt zugelassenen Fahrzeuge gilt weiter, dass die Abgasreinigung nur bei Außentemperaturen zwischen 15 und 33 Grad wirkt, außerhalb dieses "Temperaturfensters" abgeschaltet wird, um den Motor zu schonen. Mit dem Softwareupdate hätte man eine Vergrößerung des Temperaturfensters vorschreiben können. Für VW wurde das aber nicht getan, bedauerte Eppel.

Als konkrete Maßnahmen des Dieselgipfels fordert der ÖAMTC eine "Ökoprämie" für die Verschrottung der ältesten Fahrzeuge (Euro Null bis 3). Auch könnte man mit einer "Verstetigung" des Verkehrs, also mit einer Grünen Welle, massiv den NOx-Ausstoß senken.

„Den betroffenen Dieselfahrern soll endlich klar und deutlich gesagt werden, wie es weitergeht und was jetzt passiert. Ständig nur von neuen Softwareupdates sprechen, mögliche Fahrverbote ankündigen und Angst schüren indem ein möglicher Verlust der Fahrzeugzulassung in den Raum gestellt wird, ist in keinster Weise konsumentenfreundlich sondern sorgt nur für Verunsicherung", macht auch Gerald Kumnig, als ARBÖ-Generalsekretär an der Spitze des zweiten großen Automobilclubs in Österreich, seine Anforderungen an den Dieselgipfel klar.

(APA)

(Quelle: salzburg24)

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