"Vorfälle sind kein Zufall"

Pipeline-Sabotage für EU wahrscheinlich

This handout picture released on September 27, 2022 by the Danish Defence Command shows the gas leak at the Nord Stream 2 gas pipeline as it is seen from the Danish Defence's F-16 rejection response off the Danish Baltic island of Bornholm, south of Dueodde. - The two Nord Stream gas pipelines linking Russia and Europe have been hit by unexplained leaks, Scandinavian authorities said on September 27, 2022, raising suspicions of sabotage. The pipelines have been at the centre of geopolitical tensions in recent months as Russia cut gas supplies to Europe in suspected retaliation against Western sanctions following its invasion of Ukraine. (Photo by Handout / DANISH DEFENCE / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / DANISH DEFENCE " - NO MARKETING - NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS - LARGER VERSION
Veröffentlicht: 28. September 2022 09:26 Uhr
Die Europäische Union hält Sabotage als Ursache für die Lecks an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 für wahrscheinlich und droht mit Gegenmaßnahmen. Jede vorsätzliche Störung der europäischen Energieinfrastruktur werde mit einer "robusten Reaktion beantwortet". Der Kreml weist jede Verantwortung zurück.
SALZBURG24 (tp)

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Sabotage-Vorwürfe in seinem täglichen Telefonat mit Journalisten als "vorhersehbar dumm und absurd". Was genau an den Pipelines passiert sei, wisse Russland derzeit auch nicht. Russland habe kein Interesse daran, dass die Pipelines ausfielen und auch Europa nicht. Wann die Röhren repariert seien, könne er nicht sagen. Zugleich verweist Peskow auf große Gewinne, die US-Firmen mit Gaslieferungen nach Europa machten.

Peskow forderte zur Aufklärung der Vorfälle eine Beteiligung Russlands. Die Situation erfordere "einen Dialog und die operative Zusammenarbeit aller Seiten", um die Ursache der Lecks so schnell wie möglich aufzuklären und den entstandenen Schaden zu schätzen. "Im Moment sehen wir den absoluten Mangel an einem solchen Dialog."

"Alle verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass diese Lecks das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung sind", erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Mittwoch im Namen der 27 Mitgliedstaaten.

Druckabfall in Gas-Pipelines

Insgesamt drei Lecks waren - nach einem ersten Druckabfall in der Nacht auf Montag - sowohl in einer der Röhren von Nord Stream 2 wie auch in beiden Röhren der Nord-Stream-1-Pipeline entdeckt worden. Bereits am Dienstag war in Polen, Schweden, Dänemark und Russland ein Anschlag auf die europäische Gasinfrastruktur als Ursache für die als beispiellos geltenden Schäden an beiden Pipelines als für denkbar gehalten worden. Auch aus Sicht deutscher Sicherheitskreise sprach vieles für Sabotage. Sollte es sich um einen Anschlag handeln, würde angesichts des Aufwands nur ein staatlicher Akteur infrage kommen, hieß es.

Druckprobleme legen Nord-Stream-Pipelines lahm

Beide deutsch-russische Nord-Stream-Pipelines meldeten innerhalb von 24 Stunden Druckprobleme. Die Ursache dafür ist derzeit noch nicht bekannt.

Borrell nannte in der Erklärung keinen Verdacht, wer hinter einem möglichen Sabotageakt stecken könnte. Der Spanier sagte jedoch, dass man über die Schäden an den Pipelines sehr besorgt sei. "Diese Vorfälle sind kein Zufall und gehen uns alle an." Man werde jede Untersuchung unterstützen, die darauf abziele, Klarheit über die Vorgänge zu erlangen. Zudem werde man Schritte unternehmen, um die Energiesicherheit robuster zu machen.

Von der Leyen spricht von Sabotage

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von Sabotage. Sie habe mit Frederiksen über "den Sabotageakt" gesprochen, schrieb von der Leyen Dienstagabend im Onlinedienst Twitter. Es sei nun von größter Bedeutung, die Vorfälle zu untersuchen, um "vollständige Klarheit" über die Geschehnisse und den Hintergrund zu erhalten. "Jede absichtliche Störung von aktiver europäischer Energieinfrastruktur ist inakzeptabel und wird zu der stärksten möglichen Reaktion führen", warnte die Kommissionspräsidentin.

Auch Lettlands Außenminister Edgars Rinkevics verurteilte die "vorsätzlichen Angriffe" auf die Gasleitungen. "Die Sabotage an den Pipelines Nordstream I und II muss als schwerwiegendster Sicherheits- und Umweltvorfall in der Ostsee eingestuft werden", twitterte er in der Nacht auf Mittwoch. "Es scheint, dass wir in eine neue Phase des hybriden Krieges eintreten." "Die NATO und die EU sollten dies ernst nehmen und entsprechend reagieren", schrieb er nach einem Telefonat mit seinem dänischen Amtskollegen Jeppe Kofod zu den Ermittlungen.

Nach den Worten von Schwedens Außenministerin Ann Linde stellen die mutmaßlichen Sabotage-Akte jedenfalls keinen Angriff auf ihr Land dar. "Dies ist kein Angriff auf Schweden, weil es nicht in unserem Territorium passiert ist", sagt sie dem TV-Sender SVT. Sie fügte hinzu, ihr US-Kollege Antony Blinken habe seine Unterstützung dabei angeboten, herauszufinden was passiert sei.

Der dänischen Regierung zufolge sind die Lecks jedenfalls nicht auf einen Unfall zurückzuführen. Die Behörden seien zu der eindeutigen Bewertung gekommen, dass es sich um absichtliche Taten handle und nicht um ein Unglück, sagte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Dienstagabend.

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(Quelle: apa)

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